Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
nie schaffen. Mit dem Hummer im dichten Stadtverkehr und in der Nähe des Büros von Spontaneous Combustion einen Parkplatz suchen – würde das gehen?
All diese Gedanken hätte sie sich nicht zu machen brauchen. Pam bot an, sie zu fahren.
Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug hinab. Unten steuerte Pam ihren Rollstuhl geschickt hinaus und nahm mühelos die Stufen, die auf den Gehsteig führten, und die Bordsteinkante zur Straße. Ihr silberfarbener Van stand auf einem Behindertenparkplatz direkt vor dem Haus. Per Fernbedienung öffnete sie die Wagentür. Eine Bühne schob sich heraus. Pam fuhr hinauf und wartete, bis sie sich anhob. In Wagenhöhe rollte sie hinein und brachte sich samt Rollstuhl dort in Stellung, wo sich normalerweise der Fahrersitz befand.
Die Beifahrertür öffnete sich, und Diana stieg ein, Daniels Spazierstock fest in der Hand. Sie lehnte sich zurück und bemerkte kaum, wie die Tür sich wieder schloss, Pam vor- und zurückrollte, ihren Rollstuhl in die richtige Position brachte und ihn hinter dem Lenkrad einrasten ließ. Der Van erinnerte Diana an den Wagen, den sie damals vom College nach Hause gefahren hatte, als sie ihre erste richtige Panikattacke erlitt. Hoch über der Straße, die Windschutzscheibe ganz dicht am Vordermann. Damals hatte es sie kalt erwischt, dieses Mal sah sie es kommen.
Pam startete den Wagen und manövrierte ihn mithilfe der Handsteuerung, die am Lenkrad angebracht war, aus der Parklücke heraus. Diana klammerte sich am Griff in der Wagentür fest. Ihr Herz raste, und die Seitenwände drohten sie zu zerquetschen. Ein Teil von ihr aber schien draußen geblieben zu sein, zu beobachten und zu kontrollieren, wie sie reagierte, schien zuzusehen, wie Fußgänger über die Straße huschten oder auf dem Bürgersteig auf und ab gingen. Eine Abspaltung der Wahrnehmung, die der Pille zuzuschreiben war, die sie eingenommen hatte.
»Lass dir Zeit! Bleib ruhig«, sagte Pam, als sie den Highway überquerte und den Wagen Richtung Bostoner Innenstadt lenkte.
Diana sah sie überrascht an. Pam verstand ihre Situation.
Sie ließ die beiden Seitenfenster herunter, sodass kühle Luft in den Wagen strömte. »Atme tief durch.«
Diana lehnte sich zurück. Die Schraubzwingen, die sie im Klammergriff hielten, lösten sich allmählich.
Wenige Minuten später stellte Pam den Van auf einem Behindertenparkplatz vor der Trinity Church ab. Die Stufen und die Fassade mit den Rundbögen lagen noch in der dunklen Morgendämmerung. Der Hauptturm und die beiden Seitentürme erhoben sich über ihnen.
Kaum mehr als ein Dutzend Fußgänger war auf dem Copley Square unterwegs. Wie in einem holografischen Bild stellte Diana sich Ashley vor, wie sie mitten auf dem Platz stand, keine fünfzehn Meter von ihnen entfernt. Sie trug dieselben Sachen, die Diana jetzt anhatte, und blickte mit gerecktem Handy zum Fairmont-Copley-Plaza-Hotel, von dem Superman aus einem der Fenster im obersten Stock herabgelassen worden war. Rechts davon, auf der anderen Straßenseite, lag der Haupteingang der Bibliothek mit seinen Säulen, vor dem sich die Teilnehmer des Flashmobs versammelt hatten.
»Das Büro von Spontaneous Combustion ist in dem Gebäude da drüben«, erklärte Pam und zeigte quer über den Platz zur anderen Straßenseite der Boylston. Diana erkannte das Haus mit dem schmiedeeisernen Ziergitter, mit dem das Dach eingefasst war. »Bist du so weit?«
Pam wartete Dianas Nicken ab, bevor sie die Fenster hochfuhr und die Wagentüren öffnete. Diana behielt Daniels Spazierstock in der Hand und stieg aus. Sie stellte den Kragen der Jacke hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Pam fuhr neben ihr her, als Diana zu der Stelle mitten auf dem Platz ging, an der Ashley gestanden hatte. Genau hier hat sie gestanden . Diana sah sich um, wobei sie sich vorstellte, wie es gewesen sein musste, als sich hier die Menschen drängten. Sie sah zur anderen Straßenseite hinüber und stellte sich Aaron Pritchard vor, wie er wutschnaubend dort an der Ampel stand und sie beobachtete. Aber was war dann passiert?
Das Büro von Spontaneous Combustion befand sich im oberen Stockwerk eines Gebäudes zwischen einer Drogerie und einem Starbucks. Eddie, der Typ, mit dem sie am Telefon gesprochen hatte, führte Diana und Pam in einen kleinen, fensterlosen Schneideraum. Die Wände waren schwarz gestrichen. Auf einem Regal standen drei Computerbildschirme über einem Arbeitstisch mit nur einer einzigen Tastatur, einer Maus und einem
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