Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
zurückgekommen ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch drin saß.«
»Was sollte es sonst bedeuten? Und das ist nicht alles. Ihre Post ist abgeholt worden. Sie hat sich umgezogen. Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf ein Verbrechen.«
»Und damit ist der Fall für Sie erledigt?«
Er antwortete nicht.
»Für mich jedenfalls nicht«, sagte sie und legte auf.
Pam fuhr mit dem Rollstuhl zu den Bücherregalen und nahm eine Flasche und zwei Gläser heraus. Sie klemmte die Flasche Bourbon zwischen den Beinen fest, zog den Korken heraus, goss einen Fingerbreit von dem goldbraunen Nass in eines der Gläser und reichte es Diana.
Diana kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Es brannte im Hals und ätzte ihr den Rest Selbstmitleid weg.
Pam goss Diana nach und gönnte auch sich selbst einen Schluck. Nachdenklich nippte sie an ihrem Whiskey, während Diana ihr berichtete, was sie von Officer Gruder erfahren hatte.
»Du glaubst also, dass dieser Mann, wer immer er war, Ashleys Auto zu ihrer Wohnung gefahren und dort versucht hat, es so aussehen zu lassen, als wäre sie nach Hause gekommen?«
»Ich weiß, das klingt ziemlich unwahrscheinlich. Aber es würde zu dem passen, was wir haben, und erklären, warum sie mich nicht angerufen oder nicht wenigstens eine meiner verdammten Nachrichten beantwortet hat.« Diana schnürte es die Kehle zu, ihre Augen wurden feucht.
Pam legte eine Hand auf Dianas Arm. »Wir sollten etwas essen. Bist du einverstanden, wenn ich eine Pizza bestelle? Mit Salat? Mit Essig-Öl-Dressing? Und nach dem Essen gehen wir alles noch mal Schritt für Schritt durch.«
Diana nickte und schluckte den Knoten in ihrem Hals herunter.
»Machst du bitte alles aus für mich?«, bat Pam und legte ihr Notebook auf den Tisch. Sie stellte die Bourbon-Flasche auf den Esstisch und fuhr in ihrem Rollstuhl in die Küche am anderen Ende des Lofts.
Diana trank ihren Bourbon aus und schüttelte sich. Dann schloss sie ein Video nach dem anderen. Es gab nichts mehr zu sehen.
»Die Pizza ist in fünfzehn Minuten da«, rief Pam.
Diana stopfte den Korken wieder in die Flasche. Sie spürte die zwei Drinks, die sie auf leeren Magen getrunken hatte.
Die Sitzung in OtherWorld ließ sie geöffnet. Nadia stand immer noch stocksteif mitten auf dem Copley Square. Unbeweglich wie ein Fels. Diana erschrak, als eine Nachricht auftauchte.
GROB: Hallo? Alles ok? Wie geht’s deiner Schwester?
Was sollte sie auf diese simplen Fragen antworten? Wohl wissend, dass es sinnlos war, holte sie ihr Handy aus der Jackentasche und rief erneut Ashley an. Ashleys Nummer hatte inzwischen einen Eintrag in der Kurzwahlliste.
Es läutete einmal, dann noch einmal. Wieder erschien eine Nachricht in OtherWorld .
GROB: Gib Bescheid, wenn ich helfen kann.
Das dritte Läuten des Telefons wurde unterbrochen. In der Leitung war es still. Hatte sie kein Netz mehr? Sie nahm das Handy vom Ohr und sah auf das Display. Die Verbindung stand noch.
Pam kam in ihrem Rollstuhl zu ihr und sah sie fragend an. Lautlos bewegte sie die Lippen: »Deine Schwester?«
Diana nickte und hob das Handy wieder an ihr Ohr. Das andere Ohr hielt sie sich mit der Hand zu, um Umgebungsgeräusche auszublenden. Einen Moment lang glaubte sie etwas zu hören – oder war es nur eine Störung in der Leitung? Dann: »Mmmm. Ich …«
»Ashley?« Diana konzentrierte sich auf die Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Er … äh …« Dann: »Au!« Ein schweres Atmen. »Verdammt.«
» Ashley! Bist du das? Ist alles in Ordnung?«
»Glaub nicht«, sagte Ashley. Es folgten unverständliche Laute. Dann: »Wer ist da?«
»Diana ist hier!« In dem Gefühl der Erleichterung, dass sich in ihr breitmachte, schrie sie es heraus. »Deine Schwester! Kennst du mich nicht? Wo bist du?«
Keine Antwort.
»Ashley?«, rief Diana. »Kannst du mich hören?«
»Psst.«
»Weißt du, wo du bist?«
»Sieht aus …« Dann ein Ächzen, als versuchte Ashley, den Kopf zu heben und sich umzusehen. »… Haus.«
»Kannst du die Finger bewegen?«, fragte Diana.
Sie hörte ein tap-tap, als würde Ashley mit einem Fingernagel auf die Sprechmuschel tippen.
»Ich verstehe das als ein Ja. Weißt du, seit wann du dort bist?«
»Bin wahnsinnig müde«, sagte Ashley.
»Seit wann bist du da?«
»Mmmm … Haus.«
»Gut. Du bist also in deinem Apartment.«
»Bingo!«
»Weißt du, welchen Tag wir heute haben?«
»Bzzz.« Dann eine längere Pause. Schließlich ein paar Silben, die so ähnlich
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