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Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Titel: Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallie Ephron
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dorthin gefahren? Sie fragte sich, ob das dieselbe Limousine war, die sie in ihrer Straße gesehen hatte. War das der Wagen, der ihr die Einfahrt versperrt hatte?
    Als Jake ausstieg, hatte er ihren Rucksack und das Notebook in der Hand. »Brauche ich das alles?«, fragte sie.
    »Wenn du alles gesehen hast, wirst du sicher bleiben wollen.«
    Als sie zwischen den Wagen hervorkam, trat Jake dicht neben sie und führte sie ein paar breite Stufen zu einer Laderampe hinauf. In der hinteren Wand wurde eine Tür von einem Betonziegel aufgehalten. Jake griff nach einer Taschenlampe, die auf einem halbhohen Steigrohr lag, und schaltete sie ein. »Bist du bereit?«
    Diana holte tief Luft und sog den Schokoladenduft ein.
    »Stand«, sagte Jake an. Das rief der Vorsteiger dem Nachsteiger zu, wenn er das Seil gesichert hatte, und bedeutete so viel wie: »Ich bin bereit und habe alles im Griff.«
    »Bin bereit«, gab sie zurück.
    »Nachkommen.« Mit einer Hand auf Dianas Rücken führte Jake sie hinein.

26
    D ianas Herz raste, und kalter Schweiß rann ihr über Schultern und Nacken. Wenigstens schien das Licht der Taschenlampe an Kraft zu gewinnen, als sie und Jake dem Gang im Untergeschoss folgten. Der Boden stieg leicht an, und das rechteckige Lichtfeld – die Tür zur Außenwelt – verschwand allmählich hinter ihnen.
    Diana dachte daran, wie sie Jake und Daniel einmal in der Schweiz durch einen unbeleuchteten Eisenbahntunnel gefolgt war – eine Abkürzung zum Fuß des Wasserfallkamins, die Daniel entdeckt hatte, als er die Klettertour im Internet recherchiert hatte. Der Lichtschein von Jakes Taschenlampe, der über die zugenagelten Fenster und die bleichen, schimmelüberzogenen Betonwände tanzte, erinnerte sie an den Schein der Helmlampen, der vor ihnen über den Boden gehüpft war.
    Acht Stunden später war sie durch diesen Tunnel zurückgerannt, allein, halb wahnsinnig vor Angst, verzweifelt auf der Suche nach Hilfe, um Daniel zu retten, und entsetzt, als sie plötzlich ein Dröhnen vernommen hatte und die Scheinwerfer eines heranbrausenden Zuges auf sich zukommen sah. In letzter Sekunde hatte sie in der Tunnelwand eine Nische gefunden, in die sie sich hineingequetscht hatte, hysterisch schreiend, als die Waggons an ihr vorbeidonnerten.
    In der bleiernen Stille, die anschließend in dem leeren Tunnel herrschte, hatte sie zum ersten Mal dieses Gefühl absoluter Hilflosigkeit verspürt, ein Gefühl, das auch nach einer Woche nicht gewichen war, als sie widerwillig in die Maschine stieg, um den Rückflug anzutreten. Sie hatte einen Fensterplatz und krallte sich während des ganzen Fluges an der Armlehne fest. Kaum hatte die Stewardess verkündet, dass die Türen geschlossen waren, war ihr der Schweiß ausgebrochen.
    »Ich will aussteigen«, hatte sie leise zu Jake gesagt. Er hatte ihre Hand gehalten und sie beruhigt. »Nein!« Sie riss sich los und drückte die Ruftaste. »Ich muss hier raus. Sofort!«
    Die Passagiere auf der anderen Seite warfen ihr missbilligende Blicke zu. Als die Stewardess kam, um nachzusehen, was los war, beschwichtigte Jake sie. Diana war es inzwischen gelungen, zumindest den Anschein zu erwecken, als hätte sie sich wieder gefangen. Aber als die Maschine zum Starten ansetzte, begann ihr Herz zu rasen. Ihr Hals wurde trocken, und sie konnte nicht schlucken. In der Luft hatte sie stocksteif dagesessen, kaum imstande zu atmen, und hatte sich vorgestellt, dass die Motoren ausfallen würden. Vor ihrem geistigen Auge hatte sie gesehen, wie das Flugzeug wie ein Stein vom Himmel fiel, auf dem Boden aufschlug, wie eine Glasflasche zerbarst.
    »Sie haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren«, hatte ihr Dr. Lightfoot ein paar Wochen später erklärt. »Angst ist eine ganz natürliche Reaktion des Körpers auf Gefahr. Ihr Körper gewöhnt sich allerdings gerade an, so zu reagieren, auch wenn es gar keinen Grund gibt, Angst zu haben.«
    Das war eine ihrer ersten Video-Sitzungen über Skype an ihrem Computer gewesen. Dr. Lightfoots ruhige Stimme und ihre Anteilnahme hatten ihr gutgetan. Jetzt graute ihr vor dem Gedanken, dass sie möglicherweise von jemandem belauscht worden war, dass jemand alles Gesagte mitgehört und alles Getippte mitgelesen hatte.
    Dr. Lightfoot hatte ihr erklärt: »Dass Dinge sich Ihrer Kontrolle entziehen, werden Sie nicht immer verhindern können, aber Sie sind eine vernünftige Person. Es gibt Situationen, in denen es hilfreich ist, zuzulassen, was ohnehin geschehen wird, und die

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