Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Fenster. »Hilfe, Hilfe!«, schrie sie so laut sie konnte, aber es war niemand in der Nähe, der sie hätte hören können, und hinter den verdunkelten Scheiben war sie nicht zu sehen. Sie griff nach hinten auf den Rücksitz nach dem Stock.
»Lass das!« Jake legte die Hand an ihren Hinterkopf, krallte sich in ihr Haar und zog so fest, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. »Beruhige dich. Ich hatte schon befürchtet, dass du so reagieren würdest.«
»Au!«, brüllte sie, als er noch fester zog.
»Ich kann dir alles erklären.« Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres heran und sah ihr in die Augen. »Lass es mich erklären. Okay?«
Sie roch seinen Atem, eine schale Mischung aus Kaffee und Aftershave. Ihr Speichel schmeckte metallisch, wie von Blut, es war aber nur ihre Angst. Schaudernd rang sie nach Luft und schaffte es zu nicken. Jake lockerte den Griff.
»Alles gut?«, fragte er.
Sie nickte wieder. Langsam ließ er sie los. Sie schwiegen einen Augenblick, und Diana hatte das Gefühl, in einem Käfig zu sitzen, aus dem heraus sie ihn beobachtete. Ihr Oberkörper schmerzte bei jedem Atemzug.
»Also gut. Fangen wir noch mal von vorn an«, sagte er. »Es tut mir leid, dass ich es auf diese Weise tun musste, aber ich will, dass du mitkommst. Diana, alles ist in Ordnung, wirklich.« Er redete mit ihr wie mit einem Kind. »Du kannst mir vertrauen.«
»Vertrauen«, brachte Diana mit heiserer Stimme hervor, »muss man sich verdienen. Du hast mich reingelegt, um mich hierher zu locken. Versteckst dich auf dem Rücksitz und erschrickst mich zu Tode. Und ich soll dir vertrauen?«
»Tut mir leid. Ich musste im Hummer warten, weil ich nicht sicher sein konnte, dass du es warst. Deine Frisur … ganz anders, als ich es erwartet hatte.«
»Ich dachte, ich würde … Mit meiner Schwester ist also alles in Ordnung?«
Sein Schweigen nahm sie als Bestätigung.
»Du hast versucht mir einzureden, sie sei todkrank. Meine Schwester, die Einzige auf der Welt, der ich noch vertrauen kann. Ist dir eigentlich klar …?«
Er erwiderte ihr Flehen mit kaltem Blick. Natürlich war ihm das nicht klar. Es konnte ihm gar nicht klar sein. Jake war noch nie in der Lage gewesen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
»Jake, warum hast du mich nicht einfach gefragt, ob wir uns treffen können?«
»Wärst du gekommen?«
Sie überlegte. »Vielleicht nicht sofort. Aber nach einer gewissen Zeit …«
»Darauf konnte ich nicht warten.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Ich kann es dir erklären, aber nicht hier. Nicht jetzt.«
»Warum nicht?«
»Das ist kompliziert. Ich wollte dir diesen wunderbaren Ort zeigen, den wir aufgebaut haben.«
»Wir?«
»Du wirst sehen. Ich habe dir gesagt, dass ich es dir nicht sagen würde. Aber du wolltest doch die Hacker aufspüren, die hinter unseren Kunden her sind? Dein Wunsch soll nun in Erfüllung gehen.«
Also ging es um Volganet? War das Jakes Geschäftsmodell für die Zeit nach Daniel? Diana machte die Drecksarbeit, Volganet zockte sie ab – und Jake kassierte doppelt?
»Wir haben also einen stillen Partner?«, fragte sie.
Er sah sie prüfend an, als versuchte er von ihren Augen abzulesen, was sie wusste. »Ich denke, so kann man es nennen.« Unsicherheit hatte sie bei Jake bisher nur selten erlebt.
»Und was ist, wenn ich nicht mitgehen will?«
»Diana, nach dem, was mit deiner Schwester passiert ist, hätte ich Verständnis dafür. Aber du wirst deine Meinung ganz bestimmt ändern, wenn du erst einmal alles gesehen hast. Und wenn wir dort sind und du dich entscheidest, nicht zu bleiben, dann verspreche ich dir, dass du gehen kannst. Vertrau mir.«
»Dir vertrauen? Ich weiß nicht einmal, wer du eigentlich bist.«
»Du hast ja recht. Aber komm mit und lass dir alles zeigen.« Er griff in die Tasche und zog ihre Schlüssel hervor. »Hier. Du hast die Wahl. Du kannst auf der Stelle umkehren – oder mit mir kommen.«
Beim Anblick der Schlüssel, die er ihr hinhielt, wurde Diana klar, dass es eigentlich nichts gab, wohin sie zurückkehren konnte.
Die Scheibenwischer bewegten sich langsam hin und her. Der Nieselregen war inzwischen zu einem kräftigen Dauerregen geworden, als Diana am letzten Supermarkt und an der Zufahrt zum letzten Haus in der Stadt vorbeifuhr. Jake, der Diana besorgt beobachtet hatte, während sie den Motor anließ und losfuhr, hatte sich auf dem Beifahrersitz zurückgelehnt.
»Bleib auf der Straße«, wies er sie an, als sie sich der Auffahrt zum Highway
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