Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Sicherheit.« Der Raum ließ Jakes hohles Lachen noch lauter erschallen. Er schloss die Tür und gab eine Zahlenkombination ein, um sie zu verriegeln.
Die Computer auf einem der Tische waren ihr nur allzu vertraut. Es waren ihre eigenen – Jake hatte sie bis hin zu den Notizzetteln, die außen an einer Kiste hafteten, genauso aufgebaut wie bei ihr zu Hause. Nicht einmal den Tulpensessel auf der anderen Seite des Tisches hatte er vergessen.
Auf einem der Tische lag ein grauer Cowboyhut. Diana dachte an GROB . Ihr schnürte sich der Hals zu. Sie hatte sich mit ihm verbunden, ihn hineingelassen, ihm vertraut. Enttäuschung und Schmach loderten in ihr auf. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass GROB Jake war.
»Kaffee?«, fragte Jake. Ohne die Antwort abzuwarten, ging er auf die andere Seite, wo sich ein Waschbecken befand sowie eine behelfsmäßige Theke, bestehend aus einer schlichten Resopalplatte, die auf einem Sägebock lag. Eine Kaffeemühle und eine Kaffeekanne, an der das Lämpchen noch brannte, standen darauf.
Jake goss zwei Tassen ein, gab Milch aus dem Kühlschrank unter dem Tisch hinzu, kam zurück und bot ihr eine Tasse an.
Diana nahm die heiße Tasse und umfasste sie mit beiden Händen. Der bittere Geruch von Zichorie, der ihr in die Nase stieg, beschleunigte ihren Puls. So hatte man Kaffee in New Orleans zubereitet, so hatte ihn Daniel immer geliebt.
»Ist es das, was du mir zeigen wolltest?« Sie sah sich wieder um. »Zugegeben, ein Eisenbahnwaggon kann da nicht mithalten.«
»Wir haben übrigens den Zuschlag bekommen. Mit Vault kann’s losgehen.«
Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was Jake meinte. Als würde sie das noch interessieren.
»Die wollen uns morgen Nachmittag sehen«, fügte Jake hinzu. »Ich werde sehr früh …«
Er redete weiter, aber Diana hörte kaum zu. Jakes Stimme drang zu ihr wie aus den Tiefen eines dunklen Tunnels. Auf leeren Magen – sie hatte seit dem Vormittag nichts mehr gegessen – stellte sich die Wirkung der Tablette rasch ein.
Es erschien ihr fast lachhaft, dass er immer noch glaubte, sie würde einfach mit ihm weiterarbeiten. In einem Punkt hatte er allerdings recht – damals, als Gamelan nicht mehr gewesen war als eine Vision, war Vault genau die Sorte von Kunde gewesen, von der sie immer geträumt hatte. Aber sie konnte nicht immer neue und größere Kunden gewinnen, um sie hinterher den Leuten von Volganet zum Fraß vorzuwerfen.
Diana beobachtete Jake, wie er ihr Notebook auf den Tisch stellte und anschloss.
»Auf gar keinen Fall, klar?«, verkündete sie. Er sah sie an. »Niemals werde ich mit dir oder deinen neuen Partnern zusammenarbeiten.«
»Neue Partner?« Jake verengte die Augen zu Schlitzen.
»Volganet. Wer sonst?«
»Diana. Es tut mir leid, dass wir dir das alles zumuten. Aber es ist nicht so, wie du denkst.«
»Nicht? Was ist es dann?« Sie nahm einen Schluck Kaffee. Der Geschmack ließ ihr die Augen feucht werden. Das letzte Mal hatte sie Zichorienkaffee am letzten Morgen mit Daniel getrunken. Das alles wäre nicht passiert, wenn er noch da wäre.
»Diana, vertrau mir«, sagte Jake. »Du wirst sicher sehr überrascht sein, aber ich hoffe, dass du dich dann auch freuen wirst. Du wirst es verstehen, sobald …«
Diana folgte seinem Blick die glatten Silowände hinauf, die heller und strahlender wurden, je weiter sie sich dem Kuppeldach näherten. Etwa fünf Meter unterhalb der Kuppel befand sich eine kleine lukenähnliche Tür. Die Wendeltreppe aus Metall, die sich um das Silo wand und die sie von draußen gesehen hatte, endete dort. Innen gab es keine Stufen, nur u-förmig gebogenen Armierstahl – dunkle, rostbelegte Stabeisen, die in regelmäßigen Abständen aus dem Beton hervorragten.
Ein Luftzug ging durch das Silo, und ein Geräusch von oben, wie das Knirschen eines eingerosteten Scharniers, ließ ihr einen Schauder über den Rücken laufen. Sie blinzelte und hielt sich die Hand vor die Augen, um an dem Licht der Strahler vorbeizusehen, die sie blendeten. Die Luke in der Silowand stand offen, und eine Gestalt kletterte hindurch und ließ sich auf dem Rand nieder.
»Hallo, Liebes.«
Sie fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Fünfzehn Monate und zwei Wochen – so lang hatte sie diese Stimme nicht mehr gehört. Unmöglich, aber er war da, ließ ein Bein lässig herunterbaumeln und hielt sich am Rahmen der Luke fest. Dann ließ er eine Hand los und winkte ihr zu. Diana rang nach Luft. Völlig entspannt saß Daniel
Weitere Kostenlose Bücher