Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Schraube nicht auf dem flachen Boden aufsetzte. Außerdem benutzte er die Taschenlampe, um die toten Bäume im Wasser rechtzeitig umfahren zu können. Der Wind war kalt und brannte in seinem Gesicht. Woof stand
mit flatternden Ohren und Lefzen neben ihm. Ihm schien die Kälte nichts auszumachen. Der Feuerwehrmann drehte zwei große Kreise in dem trüben Gewässer, ehe er die schmale Ausströmungsöffnung fand. Er fuhr hindurch, und schon befand er sich auf dem Chippewa River. Seine Fahrt führte ihn flussabwärts.
Dann setzte der Motor aus. Er kontrollierte die Armaturen und sah, dass er kein Benzin mehr hatte. Doc Wainwright hatte wohl nicht mehr nachgetankt, da er das Boot bald für den Winter aus dem Wasser holen wollte.
Statt wertvolle Zeit mit Fluchen zu vergeuden, suchte Josh nach einem elektrischen Zweitmotor und fand ihn auch. Er hängte ihn in die Vorrichtung, setzte sich in den Bugstuhl und benutzte das Fußpedal. Weiter ging es Richtung Süden, aber jetzt war er kaum noch schneller als der Fluss selbst.
Fünf lange Minuten später legte Josh am Ufer an. Er war keine zwei Häuserblöcke von den Wasserwerken entfernt. Er nahm den Kopfkissenbezug mit Medikamenten, und kurz darauf kletterte er mit Woof unter dem Arm über den niedrigen Metallzaun am Ufer, der mehr Attrappe als Sicherheitsvorkehrung war. Er setzte Woof ab, der sofort die Straße beschnüffelte und gegen einen Zaunpfahl pinkelte, ehe er Josh einholte.
Die Straßen waren wie leergefegt. Josh blickte auf die Uhr. Es war kurz nach zwei. Trotzdem hätte etwas auf der Straße sein sollen - ein Auto, irgendwas. Die Totenstille war unheimlich. Er versuchte es erneut mit seinem Handy und bekam die Frauenstimme zu hören, die sich entschuldigte, dass im Augenblick leider kein Service zur Verfügung stünde. Er widerstand der Versuchung, das Mobiltelefon auf die Straße zu knallen, und eilte weiter.
Schwer atmend und schweißgebadet erreichte er schließlich das Gebäude der Wasserwerke. Der Jeep von Sheriff Streng
war nirgendwo zu sehen. Das bedeutete wohl, dass er selbst auch nicht hier war. Josh beschloss, zur Schule zu gehen. Vielleicht konnte er sich Olens Grubenentleerer ausleihen. Aber ehe er sich umgedreht hatte und drei Schritte gegangen war, vernahm er einen Schrei aus dem Gebäude.
Bernie, dachte Josh.
Er war offensichtlich nicht glücklich darüber, hinter Gittern zu sitzen. Joshs erste Reaktion war, ihn schmoren zu lassen. Aber vielleicht wusste Bernie mehr. Er klang aufgebracht. Mit etwas Glück würde Josh das zu seinem Vorteil nutzen und ihn zum Reden bringen können.
Josh warf einen Blick auf den Eingang. Er stand offen. Also trat er ein. Er musste lediglich den Schreien folgen, um zu wissen, wo Bernie zu finden war.
Woof wollte vorlaufen und die Lage sondieren, aber Josh befahl dem Hund, ihm nicht von der Seite zu weichen. Er legte den Kopfkissenbezug neben der Tür ab, drehte an der Taschenlampe, so dass der Lichtkegel die größtmögliche Streuung erreichte, und lief dann in den ihm bekannten Flur zur Ausnüchterungszelle. Bernie saß darin auf dem Boden, schlang die Arme um seine Knie und wimmerte. Blutend und gebrochen glich er eher einem Kind, das man aus einem Hochhaus geworfen hatte.
Woof knurrte Bernie an. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und sein Schwanz zeigte spitz und aufrecht in die Luft.
»Wachmacher«, murmelte Bernie. »Ich brauche einen Wachmacher.«
Josh fuhr mit der Hand in seine Tasche, holte die Schachtel mit den Kapseln und das elektronische Gerät hervor - die Dinge, die er Ajax abgenommen hatte. Als Bernie das sah, humpelte er auf einem Fuß zur Gittertür und streckte die Hand durch die Stäbe.
»WACHMACHER! HER DAMIT! GIB MIR DIE WACHMACHER!«
Josh wich erschrocken zurück. Er hielt das elektronische Gerät in die Höhe.
»Willst du das hier?«
»NEIN! DIE WACHMACHER!«
Josh hielt die Kapseln in die Luft, und Bernie nickte wie besessen. Blut lief seine geschwollenen Lippen herab.
»Wo sind Fran und Duncan?«, fragte Josh.
»GIB MIR DIE WACHMACHER! DIE WACHMACHER!«
»Beantworte meine Frage, und ich gebe dir die Kapseln. Wo sind Fran und Duncan?«
»Weiß nicht.«
»Wo ist Sheriff Streng?«
Bernie packte die Gitterstäbe und riss an ihnen.
»WEISS NICHT WEISS NICHT WEISS NICHT!«
»Dann kannst du mir nicht helfen.«
Josh machte Anstalten, den Raum zu verlassen.
»NEEEEEEIIIN!«, brüllte Bernie. »Sieh auf dem MMDSC nach!«
Josh hielt inne. »Auf dem was?«
»Dem Kommunikator!
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