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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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gedrängt hatten, hofften wir, dass Warren aus seinem Versteck käme und Sie besuchen oder zumindest zur Beerdigung Ihres Mannes erscheinen würde. Aber nichts. Den Preis für den Vater des Jahres hat er sich auf jeden Fall nicht verdient. Vielleicht erweicht es sein hartes Herz, wenn wir seinem Enkel vor seiner Haustür einen Finger nach dem anderen abschneiden.«
    Fran spürte, wie Panik in ihr hochkochte. Das typische schneller schlagende Herz, die feuchten Handflächen, die Hyperventilation. Sie dachte an den Unfall zurück. Es war nie ein Unfall, sondern Mord gewesen. Ihr Leben, Duncans Leben und das von Charles waren zerstört worden, weil ein Verrückter sie als Werkzeug benutzte, um ihren Vater ausfindig zu
machen - einen Vater, von dem sie bisher nie gewusst hatte, dass er noch existierte.
    Fran fing zu zittern an. Sie merkte, wie sich ein Schrei in ihr aufbaute. Sie war drauf und dran, die Nerven zu verlieren, als Duncan ihr zuflüsterte: »Mom, ich hab Angst.«
    Auf einmal wusste sie, dass sie es sich nicht leisten konnte, die Kontrolle zu verlieren. Sie musste Ruhe bewahren und nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau halten. Wegen Duncan. Also blickte sie der Panikattacke ins Auge und gab sich innerlich den Befehl, sich zusammenzureißen.
    Nicht diesmal. Nie mehr.
    Das Zittern ebbte ab, ihr Herzschlag normalisierte sich wieder und ihr Atem beruhigte sich.
    »Du darfst keine Angst vor diesen Arschlöchern haben«, ermahnte sie ihren Sohn. »Ich habe auch keine.«
    Dann drückte sie Duncan an ihre Brust und versuchte, genug Kraft für sie beide aufzubringen.
     
     
     
    Sheriff Streng hielt an, ehe er in die Deer Tick Road einbog. Er öffnete das Sicherungskästchen und benutzte die kleine Plastikpinzette, die in dem Kästchen angebracht war, um die Sicherungen für die Bremslichter, Standlichter, Frontscheinwerfer und Innenlichter herauszunehmen. Als er sich wieder hinters Steuer setzte, war es stockfinster, und im schwachen Orange des Vollmonds fuhr er langsam weiter die Deer Tick Road entlang.
    Kurz darauf vibrierte der Kommunikator erneut. Streng las eine Nachricht, die er als Transkription einer Unterhaltung identifizierte. Es war von einer Straßensperre die Rede und davon, dass Fran und Duncan zu einem Arzt sollten. Das musste
Josh sein. Streng wusste, dass Josh zuvor einen solchen Kommunikator von Ajax’ Gürtel genommen hatte. Wusste er, wie diese Geräte funktionierten? Wenn ja, musste er Vorsicht walten lassen. So gab er seine Position preis.
    Deer Tick konnte man nicht wirklich als Straße bezeichnen. Der Weg glich eher einem Pfad, der sich um den südlichsten Ausläufer des Little Lake McDonald wand. Aber anstatt direkt am Ufer entlangzulaufen - dort befanden sich die teuersten Anwesen der Umgebung -, schlängelte er sich weit davon entfernt durch den Wald. Streng kannte hier nur wenige Häuser: Wohnwagen und Wellblechhütten mit Rostlöchern, die ein Zuhause für die Armen, Hoffnungslosen und Verrückten boten.
    Wiley zählte zu Letzteren.
    Er war schon als Kind so gewesen. Wenn es auch nur einen Hauch von Ärger in Ashburn County gab, konnte man darauf wetten, dass Wiley Streng etwas damit zu tun hatte. Er fing jung an. Schon früh zerbrach er mit seinen Steinschleudern Fensterscheiben, schwänzte die Schule und stahl Schokoriegel und Comics. Dann folgten seine Teenagerjahre, in denen er hauptsächlich Autos und Boote für Vergnügungstrips kurzschloss und ab und zu für ein paar Wochen von zu Hause ausbüchste, um Drogen zu verkaufen.
    Streng selbst war auch nicht gerade ein Engel gewesen, aber man konnte ihn eher als einen nicht sonderlich motivierten Mitläufer bezeichnen. Wiley hingegen war immer der Anstifter. Heutzutage nannte man Leute wie Wiley Adrenalinjunkies. Damals war er schlicht und ergreifend ein jugendlicher Straftäter gewesen, der sich auf ein Leben hinter Gittern hätte freuen können - wenn der Vietnamkrieg nicht gewesen wäre.
    Streng wurde eingezogen, Wiley nicht. Er hatte sich freiwillig gemeldet, um seinen kleinen Bruder im Auge zu behalten.

    Aber es ging für beide schief. Direkt nach der Grundausbildung wurden sie an verschiedene Orte abkommandiert. Streng musste zum Second Platoon, Kompanie B, erstes Bataillon, vierzehnte Infanterie in der Chu-Pa-Region, während Wiley in die Kontum-Provinz zum zweiundfünfzigsten Flugbataillon geschickt wurde, wo er als Helikopterschütze zu einem der erfolgreichsten Schwarzmarkthändler Vietnams aufstieg.
    Streng starrte finster

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