Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
lenkte.
»Wir haben einen ganzen Tank voll Benzin«, meinte Josh. »Kurz vor dem Wasserfall fließt ein Nebenfluss in den Chippewa River, der bis nach Eau Claire befahrbar ist. Dort haben sie ein Krankenhaus.«
Fran schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, hatten sie bereits Safe Haven und die Stelle, an der sie in den Fluss gesprungen war, hinter sich gelassen. All das schien bereits unendlich lange her zu sein.
»Du und Duncan, ihr könnt die nächsten Tage erst einmal bei mir bleiben«, sagte Josh. »Und zwar so lange ihr wollt. Sobald sie meine Hand verarztet haben, werde ich zurück zu Wileys Bau fahren. Und da sowohl er als auch Sheriff Streng uns verlassen haben, bist du die einzige Erbin. Wiley hat mir Gold und Geld gezeigt. Das gehört jetzt alles dir. Er wollte, dass es dir gehört. Außerdem hat er mir eine digitale Kopie des Films
gegeben, den du gesehen hast. Er hat mir aufgetragen, damit zur Presse zu gehen.«
Fran hörte das gerne - zur Presse gehen. Es würde den Fluch, den ihr Vater über die Stadt gebracht hatte, vielleicht etwas abmildern. Außerdem gefiel ihr die Idee, die nächsten Tage bei Josh zu wohnen.
Diesmal würde er ihr nicht entkommen.
»Ich glaube …«, begann Fran, brach aber ab, als sie fünf Militärboote auf sich zuschießen sah.
General Alton Tope drückte auf die End -Taste seines Laptops und loggte sich Sekunden, nachdem der Präsident aufgelegt hatte, aus der sicheren USAVOIP-Verbindung aus. Die Satellitenbilder und die ersten Berichte des Infiltrationsteams zeichneten ein düsteres Bild. Safe Haven war dem Erdboden gleichgemacht und die Bevölkerung vernichtet worden. Beinahe tausend Menschen hatten ihr Leben lassen müssen. Eine wirklich bemerkenswerte Leistung.
Vor dem Telefonat war Tope neugierig gewesen, wie der Oberbefehlshaber der Streitkräfte die Sache anpacken würde, aber die Entscheidung des Präsidenten hatte Tope letztlich nicht sonderlich überrascht. Eine Vertuschung einschließlich eines totalen Medienverbots würde der Nation eine peinliche Erklärung, die Missbilligung der restlichen Welt und eine ganze Anzahl von Klagen von den Verwandten der Toten ersparen. Stattdessen würde man die Verluste einem Kohlenstoffmonoxid-Leck zuschreiben. Die Gegend würde unter Quarantäne gestellt werden, bis man die Red-Op-Einheiten ausfindig und unschädlich gemacht hatte. Ende der Krise.
Aber dann fanden sie Überlebende.
Sie waren von oben bis unten durchsucht worden. Auch das Boot wurde gefilzt. Nichts von Interesse war bei ihnen gefunden worden.
Der Mann, Josh, hatte behauptet, er wüsste von nichts. Er meinte, er hätte sich die Hand zwischen zwei Booten verstümmelt. Der gleiche Unfall, bei dem auch diese Fran und ihr Sohn Duncan verletzt worden seien. Alle hielten sie an dieser Geschichte fest. Der Junge fing allerdings zu weinen an, sobald man ihm eine Frage stellte. Es war unmöglich, einen Funken Information aus dem Kleinen herauszubekommen.
Auch ihre Erklärung dafür, dass sich Dr. Stubins Affe bei ihnen befand, klang durchaus glaubwürdig: Sie hatten ihn neben der Straße gefunden. Tope wusste, dass Stubin und das Äffchen an der ersten Absturzstelle abgesetzt worden waren. Es schien nicht abwegig, dass der Affe bei der zweiten Explosion einfach davongelaufen war.
Aber Tope hatte während ihrer Befragung ab und an hereingeschaut und es in den Knochen gespürt, dass sie etwas verheimlichten. Diese Leute wussten etwas. Etwas, das der Nation schaden könnte.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er es anders gespielt. Tope war ein Experte, wenn es ums Vertuschen ging. Das Geheimnis lag darin, nichts unversucht zu lassen. Aber das war nicht seine Aufgabe, zumindest nicht in dieser Angelegenheit. Den Anweisungen des Präsidenten in Sachen Überlebende musste zwingend Folge geleistet werden, auch wenn es Tope ganz und gar gegen den Strich ging.
Die Armee hatte ein Bürogebäude außerhalb von Safe Haven als Einsatzzentrale in Beschlag genommen. Tope verließ seinen vorübergehenden Befehlsstand und schlenderte den Gang hinunter. Zwei Soldaten bewachten das Zimmer, in dem die Überlebenden untergebracht waren. Die Soldaten salutierten.
Tope grüßte und entließ sie dann. Er griff nach seinem Pistolenhalfter und löste die Schnalle über seiner Waffe, ehe er in den Raum trat.
Dort saßen sie zusammen, die Arme umeinander gelegt, und machten einen den Umständen entsprechend verängstigten Eindruck. Aber sie wirkten auch irgendwie
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