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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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sie auch einer nach dem anderen allein in den Umkleideraum geführt. Und dort stießen sie Schreie aus. Jetzt wusste sie auch, warum der Lotteriebeauftragte wie der Serienmörder Marshal Otis Taylor aussah: Er war Marshal Otis Taylor. Irgendwie hatte er es geschafft, seiner Hinrichtung zu entgehen, und jetzt war er hier in Safe Haven und drauf und dran, die gesamte Bevölkerung auszulöschen.
    »Das ist doch Unsinn«, meinte Jessie Lee laut.
    Sie knüllte das Feuchttuch zusammen und warf es in den nächsten Mülleimer.
    »Merv Johnson«, verkündete der Lotteriebeauftragte über
die Lautsprecher. Merv stand auf und tänzelte auf Jessie Lee zu. Er zwinkerte, als er an ihr vorüberstapfte.
    Jessie Lees Name stand als Nächster auf der Liste. Direkt hinter Mervs. Sie runzelte die Stirn. Ihre These mochte völlig an den Haaren herbeigezogen sein, aber allein in den Umkleideraum zu gehen, erschien ihr auf einmal als verdammt schlechte Idee. Sie rannte Merv hinterher und ergriff seinen Arm.
    »Merv …«
    »Kann jetzt nicht reden, Jessie Lee. Muss unbedingt meinen Scheck abholen und dann im Internet nach einer Corvette suchen.«
    »Aber was, wenn …« Sie kam sich ziemlich blöd vor, ihre Überlegung laut auszusprechen, aber sie konnte den Gedanken einfach nicht mehr loswerden. »Was, wenn es überhaupt keine Lotterie gibt?«
    Merv hielt inne. Sein fettes Gesicht sackte nach unten, so dass er wie eine Bulldogge aussah.
    »Was soll das heißen?«
    »Hat dir irgendjemand einen Ausweis oder etwas Ähnliches gezeigt? Und es ist ein Uhr nachts. Ist das nicht eine merkwürdige Zeit, um Schecks auszuhändigen? Warum trägt der Lotteriebeauftragte schwarze Klamotten, die wie eine Militäruniform aussehen? Und wo ist das Fernsehen? Der Powerball-Gewinn ist jedem Journalisten eine Story wert!«
    »Und? Warum sind wir dann alle hier?«
    Jessie Lee kaute auf ihrer Unterlippe. Sie kam sich bescheuert vor, und das hieß wahrscheinlich, dass es auch bescheuert war, aber …
    »Ich will da nicht alleine rein … Ich gehe mit dir«, platzte sie endlich heraus.
    Merv schüttelte den Kopf. »Der Bürgermeister hat gesagt, einer nach dem anderen.«

    »Schau ihn dir doch mal genauer an, unseren Bürgermeister, Merv. Der scheint völlig von der Rolle zu sein.«
    Sie blickten beide zu Bürgermeister Durlock hoch, dessen Gesichtsausdruck durchaus als Manifestation einer Heidenangst verstanden werden konnte.
    Merv zuckte mit den Achseln. »Ich frage den Lotteriebeauftragten. Aber wenn er nein sagt, will ich nicht, dass du aufmuckst. Ich will ihn nicht verärgern.«
    Sonst beißt er dir die Zehen ab, dachte Jessie Lee. Aber sie stimmte zu, und zusammen gingen sie zum Umkleideraum. Der Lotteriebeauftragte wartete bereits vor der Tür auf sie.
    »Immer schön der Reihe nach«, sagte er und starrte dabei auf Jessie Lee.
    Sie ergriff Mervs Arm und meinte: »Aber wir wollen zusammen reingehen.«
    Der Lotteriebeauftragte lächelte sie kalt an.
    »Einer nach dem anderen.«
    »Wissen Sie eigentlich, wem Sie ähnlich sehen?«, entkam es Jessie Lee, ehe sie ihr Gehirn einschalten konnte. »Wie dieser Serienmörder. Marshal Otis Taylor.«
    Merv schnitt eine gequälte Grimasse. »Jessie Lee!«
    Der Lotteriebeauftragte kniff die Augen zusammen, und Jessie Lee wurde auf einmal kalt ums Herz. Plötzlich wusste sie, dass ihr Hirngespinst der Wahrheit entsprach. Vor ihr stand Taylor, und wenn sie in den Umkleideraum trat, würde sie sterben.
    »Äh … Nun, ich habe es mir gerade anders überlegt«, sagte Jessie Lee und trat einen Schritt zurück. »Ich will mein Geld nicht.«
    Taylor packte sie am Arm. Seine Finger drückten schmerzhaft zu.

    »Wir machen diesmal eine Ausnahme. Sie dürfen zusammen rein.«
    »Aber ich will nicht mehr«, protestierte Jessie Lee und versuchte, sich von seinem Griff zu lösen. Doch er hielt sie fest.
    »Unsinn«, meinte Taylor. »Rein mit Ihnen.«
    »Nein!«
    Auf einmal herrschte Stille in der Sporthalle. Nach ein paar Sekunden rief jemand »Ich nehm ihren Anteil!«, woraufhin alle lachten.
    Jessie Lee wehrte sich noch immer gegen Taylors Griff. Merv legte eine Hand auf seine Schulter und meinte: »Vielleicht sollten Sie sie loslassen.«
    Taylor blitzte Merv an, ließ den Blick dann über die Menge schweifen und richtete ihn schließlich auf Jessie Lee. Seine schwarzen Augen verrieten keinerlei Emotionen - wie die Augen eines Hais. Er öffnete die Hand, und sie stolperte rückwärts und fiel auf den Hintern.
    »Wir sehen uns

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