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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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später«, sagte er.
    Merv schien das Schauspiel nicht im Geringsten aus der Fassung gebracht zu haben. Dennoch wandte er sich an Jessie Lee und fragte: »Alles klar?«
    »Geh da nicht rein, Merv.«
    »Nun stell dich nicht so an. Die gucken doch alle schon.«
    Dann senkte er die Stimme und flüsterte: »Was ist hier eigentlich los?«
    Jessie Lee spürte, wie die Hitze in ihr aufstieg und sie errötete. Sie wollte Merv das Leben retten, und er behandelte sie, als ob sie aussätzig oder verrückt wäre.
    »Merv, du stirbst, wenn du da reingehst.«
    Er schüttelte den Kopf, als ob sie ihn enttäuschte, und trat dann, begleitet von Taylor, in den Umkleideraum. Jessie Lee stand auf und merkte, dass jeder in der Sporthalle sie anstarrte.
Einige der Leute kicherten. Vollidioten. Begriffen sie denn nicht, wie verrückt diese ganze Geschichte war? Hatte sie die Gier wirklich so blind gemacht? Sie würden alle sterben und saßen auch noch da und warteten brav darauf - wie Schafe.
    Wenn sie beweisen konnte, was hier vor sich ging, könnte sie die Menge vielleicht davon überzeugen, dass sie Recht hatte. Zumindest würde sie sich dann selbst beweisen, dass sie nicht den Verstand verloren hatte. Jessie Lee hob das Kinn und marschierte schnurstracks in den Umkleideraum für Mädchen, der neben dem für die Jungen lag.
    Als sie noch hier zur Schule ging, verbreiteten sich die Guckloch-Gerüchte wie Lauffeuer. Es sollte im Duschraum der Jungen einen losen Stein geben. Wenn man ihn herausnahm, konnte man den Mädchen zusehen. Jessie Lee - und jedes andere Mädchen an der Schule - benutzte das als Ausrede, sich nicht zu duschen. So konnten sie die wahren Gründe für ihre Duschweigerung vertuschen - Scham und Unzufriedenheit mit ihren Körpern.
    Jessie Lee hatte damals nach dem losen Stein gesucht, mehr als nur einmal. Nicht, weil sie sich vor den Blicken der Jungen fürchtete, sondern weil sie selbst einmal nachsehen wollte, was sich im Nebenraum so tat. Mit dreizehn hatte sie noch nie einen Penis gesehen - damals war Pimmel ihr gebräuchliches Wort gewesen . Also schlichen sich Jessie Lee und ihre beste Freundin Mandy Sprinkle während eines Basketballspiels in den Umkleideraum für Mädchen und kletterten auf den Spind und dann in die abgehängte Decke, um von dort hinüber zur Umkleide der Jungs zu gelangen. Sie kämpften sich durch pinke Isolierung und Mäusekot und warteten über den Duschen, bis das Spiel zu Ende war. Dann schielten sie abwechselnd durch eine kleine Ritze und kicherten so laut, dass sie sich sicher waren, entdeckt und von der Schule verwiesen zu werden.

    Aber sie wurden nicht entdeckt. Und sie sahen die verschiedensten Pimmel. Alles in allem hatte die ganze Episode auf Jessie Lee jedoch keinen großen Eindruck gemacht. So hielt sie es für weitere zwei Jahre, bis sie ihren ersten Freund hatte und seinen Penis bewundern durfte, der aus der Nähe und steif schon nach mehr aussah.
    Sie erinnerte sich an die Geschichte, als sie jetzt auf den Spind stieg und die gleiche große Fliese der abgehängten Decke zur Seite schob. Ihr Atem wurde flacher, ihr Herzschlag schneller - genau wie vor so vielen Jahren, als sie dies zum ersten und bisher auch letzten Mal getan hatte. Diesmal war sie allerdings allein. Und kicherte nicht.
    Jessie Lee hielt sich an einem Stück Holz fest; sie konnte sich nicht daran erinnern, ob man es nun einen Sparren oder Balken nannte. Dann schielte sie durch die kleine Ritze. Obwohl sie zierlich war, wog sie inzwischen mehr als damals, und der Platz zwischen der Decke und den Kacheln schien noch enger zu sein. Die pinke Isolation hatte einem gelblichen Material weichen müssen, und sie zog die Bluse über die Nase, um keinen Glasfaserstaub einzuatmen.
    Die Deckenelemente waren aus sprödem feuerfesten Material und hingen an Drähten von der Decke. Sie streckte die Hände nach oben in die Lücke zwischen den herabhängenden Kacheln und zog sich empor. Die Latten an der Decke waren in Abständen von einem halben Meter angebracht, und sie tat ihr Bestes, Knie und Hände darauf zu stützen, während sie langsam in Richtung Jungen-Umkleideraum kroch.
    Es war sehr dunkel und sehr warm. Schweiß tropfte ihr von der Stirn und brannte ihr in den Augen. Staub legte sich auf ihre Haut und fing zu jucken an. Die Hitze und der Staub stiegen ihr in die Nase. Nach wenigen Atemzügen war ihr Mund völlig ausgetrocknet.

    Jessie Lee wusste nicht mehr, wie weit sie kriechen musste. In der düsteren Umgebung

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