Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
landete. Langsam ebbten seine unsäglichen Zuckungen ab, und er rollte auf den Rücken. Aus dem Loch in seinem Hals drangen würgende Geräusche. Er starrte nach oben und erblickte Jessie Lee. Dann öffnete er den Mund, als ob er etwas sagen wollte.
Aber er brachte nichts mehr heraus. Nur ein leises Gurgeln drang durch die klaffende Halswunde. Dann griff Taylor ihn an den Fußfesseln und zog ihn fort. Jessie Lee musste unbedingt
ein Foto machen, ehe er außer Sichtweite war. Zitternd fuhr sie mit der Hand nach hinten und tastete nach ihrer Tasche, als ihre Hand etwas berührte, das sich auf einer der Latten befand.
Sie hörte einen lauten Knall und verspürte dann einen unvorstellbaren Schmerz …
Sie war mit der Hand in eine Mausefalle geraten.
Jetzt konnte sie nicht mehr an sich halten und schrie auf. Sobald der Schrei ihr entwichen war, wusste Jessie Lee, dass sie gerade ihr Todesurteil unterschrieben hatte.
Fran sah ohnmächtig zu, wie Josh noch zwei weitere Male auf den Knauf der Tür feuerte, die sie von ihrem Sohn trennte. Die Kugeln prallten von dem Stahl ab, ohne auch nur den geringsten Eindruck zu hinterlassen.
Der Rauch war mittlerweile so dick, dass jeder Atemzug einen heftigen Hustenanfall zur Folge hatte. Die Tür war zu heiß, um sie anzufassen, und die Temperatur so weit angestiegen, dass die Luft um ihre Füße zu vibrieren begann. Fran kam es vor, als würde jedes Tröpfchen Feuchtigkeit aus ihr herausgebacken. Trotzdem nahm sie erneut den Vorschlaghammer, schob Josh beiseite und schwang ihn mit letzter Kraft gegen die Stahltür.
Die Tür gab nicht nach.
Josh brüllte ihr etwas zu, aber sie konnte ihn über dem lodernden und prasselnden Feuer, das sie umzingelte, nicht hören. So sanft wie möglich nahm er ihr den Hammer ab, schob sie aus dem Weg und holte aus. Aber er schlug nicht auf die Tür ein, sondern auf den Rahmen direkt neben dem Schloss.
Das Metall gab nach, und der schwere Kopf des Vorschlaghammers
splitterte das Holz. Fran stürzte auf die Knie, um weiterzuatmen - die letzten Luftreste, die es noch gab, befanden sich unterhalb der Gürtellinie. Josh stand weiterhin auf den Beinen und hämmerte auf den Rahmen ein. Fran konnte ihren Blick nicht von dem Türpfosten nehmen und sah, wie er weiter splitterte, ehe das dumpfe Geräusch des Hammers auf Holz durch das Scheppern von Metall auf Metall ersetzt wurde.
Josh fiel neben ihr auf die Knie und hustete.
»…stärkt«, keuchte er.
»Was?«
»Der Türpfosten … Er ist verstärkt. So können wir nicht rein.«
Hinter ihnen gab es eine Bewegung. Erwin kniete sich neben Fran und legte eine Hand auf ihre Schulter.
»Wir müssen hier raus. Gleich fällt das Haus zusammen.«
»Ich bleibe bei meinem Sohn!«
Erwin und Josh sahen einander an, packten Fran unter den Achseln und schleppten sie ins Freie.
Fran trat um sich. Sie brüllte und biss Josh in den Arm. Trotzdem zerrten die Männer sie aus der Haustür heraus und nach draußen auf das Gras, das mit Jauche getränkt war.
»DUNCAN!«
Sie hörte nicht auf, sich zu wehren. Die beiden Männer ließen sie dennoch nicht los. »Bitte! Ich muss …«
In diesem Augenblick brach das Haus in sich zusammen.
Schweiß durchtränkte Duncans Haare und lief ihm ins Gesicht. Das viel zu große Unterhemd klebte an ihm, als ob er aus einem Schwimmbecken gestiegen wäre. Ihm war noch nie
so heiß gewesen. Heiß und durstig. Seine Zunge schien riesig geworden zu sein.
»Ich habe Durst«, sagte er zu Mrs. Teller.
»Es tut mir leid, Duncan, aber ich glaube nicht, dass wir noch etwas übrig haben.«
Zwei der vier Wandregale standen in Flammen. Selbst der dichte Rauch konnte die Helligkeit der Flammen hinter seiner Schwärze nicht verbergen. Mittlerweile hatten sie den ganzen Raum in Beschlag genommen.
Duncan hustete und tätschelte Woof den Kopf.
»Wird schon gutgehen, Junge, wird schon gut.«
Aber Duncan wusste, dass es nicht mehr gut werden würde. Die Treppe brannte lichterloh. Mom und Josh würden sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Natürlich hoffte er, dass sie es doch noch schafften. Vielleicht besaß Josh einen feuerfesten Anzug. Oder einen riesigen Laster, der alle Flammen im Handumdrehen löschen würde.
Duncan fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Die Hitze war mittlerweile so schlimm, dass ihm die Haut wehtat - wie bei einem Sonnenbrand. Sein Kopf schien zu schwimmen, als ob er gerade aufgewacht und noch nicht ganz bei sich wäre.
»Wir werden nicht
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