Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Teller. Und die würde ihn umbringen, wenn er die Sache nicht selbst in die Hand nahm.
Im Raum war es heller geworden, und das grüne Licht der Leuchtstäbe wurde jetzt ganz vom Orange der Flammen verdrängt. Ein Regal stand in Flammen. Duncan erinnerte sich wieder an Bernies Worte. Er wollte nicht verbrennen. Er wollte, dass das Feuer endlich aufhörte. Und falls nicht, wollte er lieber erschossen werden.
»Duncan? Habe ich dich erwischt? Wenn ich dir wehgetan habe, dann lass es mich wissen. Ich kann deine Schmerzen beenden, Kind. Ich erlöse dich von deinen Schmerzen.«
Er sah, wie sich das Regal vollends in Flammen auflöste und drückte den Hund noch enger an sich. Er musste etwas tun. Irgendwas. Sonst würden er und Woof sterben.
Ich muss mir das Gewehr holen, dachte Duncan. Dann würde Mrs. Teller ihm nicht mehr wehtun können, und er würde einfach warten, bis Josh und Mom ihn retteten.
Duncan wusste, dass er zu Mrs. Teller kriechen musste, um ihr das Gewehr zu entreißen. Sie war erwachsen, aber sie redete auch unentwegt davon, wie zerbrechlich und alt sie sei und die Kräfte sie verließen. Eine von Duncans Aufgaben war es immer gewesen, Gläser und Flaschen für sie aufzuschrauben. Und letztes Jahr hatte er sie sogar beim Armdrücken geschlagen.
Aber er vermochte sich nicht vom Fleck zu rühren. Ihm war, als ob seine Arme und Beine festgeklebt wären.
Hol dir die Flinte, dachte er. Schnapp dir das Gewehr!
Aber seine Muskeln gehorchten ihm nicht.
Dann hörte er, wie das Gewehr erneut geladen wurde.
Duncan schloss die Augen. Er kniff sie ganz fest zusammen, denn er wollte nicht sehen, wie ihm der Tod entgegengeschossen kam.
»DUNCAN! KANNST DU MICH HÖREN?«
Mom!
Ihre Stimme klang sehr nah, beinahe so, als ob sie sich mit ihnen im Bunker befinden würde. Wie durch ein Wunder konnte er sich wieder bewegen. Er richtete sich auf. Die Stimme seiner Mutter schien von links zu kommen, aber er wusste, dass es dort nichts anderes gab als ein Proviantregal - und von den Kisten waren die meisten bereits verbrannt.
»DUNCAN!«
Duncan schnappte sich den Karton mit Toilettenpapier, der zu Boden gefallen war, und benutzte ihn, um den brennenden Proviant von den Regalen zu fegen. Da, direkt vor ihm in der Wand, war eine Art Schlitz.
»MOM!«
Duncan brüllte so laut er konnte. Dann kletterte er auf das Metallregal und ergriff mit beiden Händen den Luftschlitz.
»Duncan! Bist du verletzt?«
»Du musst mich und Woof retten, Mom!« Dann fügte er nicht mehr ganz so laut hinzu: »Mrs. Teller versucht, uns umzubringen.«
Mom antwortete nicht, aber er glaubte, sie schluchzen zu hören.
»Duncan? Ich bin es, Josh. Schaffst du es, in den Luftschacht zu klettern?«
Duncan sah durch den Schlitz und stellte fest, dass sich dahinter ein Schacht befand. Er war rechteckig und nicht besonders groß. Aber er würde sich bestimmt hindurchzwängen können.
»Ich glaube schon! Aber da ist ein Metallgitter!«
»Kannst du es herausziehen?«
Duncan umklammerte das Gitter mit beiden Händen und rüttelte daran. Das Gitter gab nicht nach.
»Nein, es sitzt fest!«
»DUNCAN!«, brüllte Mrs. Teller.
Er drehte sich um und starrte entsetzt auf die alte Dame, die das Gewehr in der Hand hielt und nicht weit von ihm entfernt stand. Das Feuer hinter ihr reichte jetzt bis zur Decke. Duncan konnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht erkennen, doch sie wirkte sehr verärgert. Er blickte zu Boden. Er suchte nach …
»Woof!«
Der Beagle versenkte seine Zähne in Mrs. Tellers Wade und biss so fest zu, dass die alte Frau zu Boden fiel. Das Gewehr glitt ihr aus den Händen, während sie versuchte, den Hund abzuschütteln. Woof aber wich ihren Tritten und Hieben geschickt aus und ließ nicht locker.
Diesmal zögerte Duncan keine Sekunde. Er sprang vom Regal und rannte zum Gewehr. Es lag wie eine Klapperschlange auf dem Boden. Er zwang sich, es trotzdem aufzuheben, und
war von seinem Gewicht überrascht. Es war schwerer, als es aussah.
»Duncan!« Joshs Stimme drang durch den Schacht.
Duncan rannte zum Regal zurück, legte den Finger um den Hahn und versuchte, das Gewehr so zu halten wie Mrs. Teller - den Kolben an die Schulter gehoben. Das ging nicht. Das Gewehr war zu lang. Also hielt er es seitlich auf Hüfthöhe und zielte auf das Metallgitter.
Der Schuss fuhr ihm durch Mark und Bein, und das Gewehr flog ihm aus der Hand, nach hinten in den Bunker. Duncan drehte sich nicht um, sondern starrte stattdessen auf das
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