Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Kekse, die sie zusammen gebacken hatten. Die zwanzig Dollar, die sie ihm zu jedem Geburtstag geschenkt hatte. Sie war eine nette alte Dame. Sie sollte nicht sterben.
Aber was war, wenn sie log? Sie redete sehr schleppend, aber vielleicht tat sie nur so, als ob es ihr schlechtginge? Was war, wenn sie ihn zu sich locken wollte, um ihn und Woof erschießen zu können?
»Der … Erste-Hilfe-Kasten … Hinter der Kiste mit den Dosenerbsen …«
Duncan suchte nach den Erbsenkonserven, obwohl er es eigentlich gar nicht wollte. Vielleicht war es eine Falle. Die Erbsen standen nicht auf dem Regal hinter ihm, und das war das Einzige, das er sehen konnte.
»Hilf mir … Duncan … Sei ein guter Junge …«
Konnte er ihr vertrauen? Sollte er ihr vertrauen?
»Duncan … Bitte …«
»Woof«, flüsterte Duncan seinem Hund zu. »Sitz. Ich komme gleich wieder.«
Dann kroch er auf der Suche nach dem Erste-Hilfe-Kasten in den Rauch hinein.
Fran holte aus, und der Vorschlaghammer traf auf Beton. Der hölzerne Griff brannte in ihren Handflächen, als umklammerte sie einen Bandschleifer. Sie holte erneut aus. Und noch einmal. Und noch einmal. Betonsplitter flogen aus dem Fundament, als der fünf Kilo schwere Hammerkopf es traf.
»Fran, wir müssen einen anderen Weg finden.«
Sie ignorierte Josh, ignorierte die Schmerzen, ignorierte alles um sie herum und konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe. Ausholen, zuschlagen. Ausholen, zuschlagen. Wenn sie ein Loch in das Fundament schlagen müsste, um zu ihrem Sohn zu gelangen, dann würde sie das auch tun.
Josh legte eine Hand auf ihre Schulter, aber sie schüttelte sie ab und hob erneut den Hammer. Er versuchte, ihn ihr abzunehmen, aber sie ließ nicht los.
»Der Lichtschacht ist aus Stahl.« Seine Augen waren glasig, aber sein Blick wirkte entschieden. »Fran, selbst wenn du das Fundament zertrümmerst, wird der Lichtschacht nicht größer.«
»Du hast Duncan gehört! Du hast den Schuss gehört! Die verrückte Alte will ihn töten!«
»Wir müssen ein Seil oder so etwas finden, um ihn herauszuziehen. Aber sich durch drei Meter Erdreich, Stahlbeton und Stein zu graben, ist reine Zeitverschwendung.«
Fran nickte und überließ Josh den Hammer. Ein Seil. Wenn
sie ein Seil hätten, könnten sie es durch den Lichtschacht in den Keller hinunterlassen. Duncan könnte es sich um die Hüfte binden …
Erneut ertönte ein Schuss.
Fran fiel auf die Knie und brüllte nach ihrem Sohn.
Duncan fand den Erste-Hilfe-Kasten direkt neben den Erbsendosen. Genau dort, wo Mrs. Teller gesagt hatte. Es war ein großer weißer Kasten aus Metall, mit Klappverschluss und einem roten Kreuz in der Mitte. Er nahm ihn und war unsicher, was er als Nächstes tun sollte.
»Duncan … So hilf mir doch … Das Blut …«
»Ich werfe Ihnen den Verbandskasten zu«, rief er und eilte dann nach rechts, falls Mrs. Teller ihr Gewehr in die Richtung seiner Stimme abfeuerte.
»Ich kann nichts sehen … Dieser Rauch … Du musst ihn mir bringen.«
Woof bellte Mrs. Teller an. Doch Duncan befahl ihm, ruhig zu sein. Er wusste, dass ihn der Hund nur beschützen wollte, aber er verriet ihr Versteck. Duncan schlich weiter nach rechts, bis er sich neben der Mauer befand. Er musste sich bis zu Woof herabbeugen, um überhaupt noch atmen zu können. Selbst auf dem Boden wurde die Luft immer schlechter.
»Werfen Sie mir das Gewehr zu«, rief Duncan. »Dann komme ich.«
»Was? Duncan … Ich verstehe dich nicht..«
Duncan füllte seine Lungen erneut und brüllte: »Werfen Sie …«
Der Schuss sprengte ein Loch durch den dichten Rauch, und Vogelschrot bohrte sich in die Metallbox, die Duncan als
Schutz vor sich gehalten hatte. Der Erste-Hilfe-Kasten sprang ihm aus der Hand, als wäre er lebendig. Duncans Hände taten weh. Auch in seinen Ohren dröhnte es, als ob ihn jemand gleichzeitig mit beiden Handflächen seitlich an den Kopf geschlagen hätte. Es dröhnte so heftig, dass er sich nach Glocken umsah. Dabei bemerkte er, dass er sich ein wenig in die Hose gemacht hatte.
Er zog Woof von der Wand weg Richtung Regal und hielt dann die Hände vor sein Gesicht. Sie schmerzten, aber bluteten nicht. Seine Unterlippe zitterte. Doch er weinte nicht; vielleicht hatte er wirklich keine Tränen mehr übrig. Jetzt wollte er mehr als je zuvor zu seiner Mutter. Er würde sie an sich drücken. Sie würde ihn beschützen. Sie würde dafür sorgen, dass es ihm besserging.
Aber seine Mutter war nicht da. Nur Mrs.
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