Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
sind bereits tot. Aber trotzdem vielen Dank, dass Sie uns geholfen haben.«
Das Gesicht von Bürgermeister Durlock verzerrte sich vor Grauen und Angst. Als Taylor ihm die Augen ausstach, war nur noch ein furchtbarer Schmerz darin zu erkennen. Er nahm einen der Augäpfel und schleuderte ihn in Logans Richtung.
»Hey, ich habe ein Auge auf dich geworfen.« Er lachte.
Logan starrte jedoch ausdruckslos vor sich hin. Der Chip übernahm von neuem. Ein weiterer Reboot. Für Spielchen war keine Zeit.
Taylor schloss die Tür auf und zog Olen nach sich.
»Wo steht dein Auto?«, fragte Taylor.
Olen antwortete nicht, sondern hob nur die Hand und deutete auf den Grubenentleerer mit dem Stinktier auf der Seite.
»Wie weit ist es bis zu Warren Streng?«
Olen gab keinen Ton von sich. Logan hielt ihm das Messer an den Bauch und stach dann etwa zwei Zentimeter tief zu.
Olen zuckte vor Schmerz zusammen und schrie auf.
»Wie weit?«
»Etwa eine Viertelstunde.«
Taylor und Logan tauschten einen Blick.
»Wir geben Ihnen zehn Minuten«, sagte Logan. »Oder ich füttere Sie mit Ihrer eigenen Leber.«
Als sie in den Grubenentleerer stiegen, löste der Chip einen weiteren Gedanken in Taylors Kopf aus: Andere benachrichtigen. Er fuhr unter seine Plastikhose und holte seinen Multikanal- und Multipunkt-Distributionsservice-Kommunikator hervor. Er schob die Hinterseite nach oben, hielt den MMDSC wie ein Handy und brüllte hinein, damit man ihn durch die Gasmaske auch verstehen konnte.
»Hauptvogel ausfindig gemacht. Wartet auf die Wegbeschreibung zum Nest.«
Der Grubenentleerer bog vom Parkplatz in die Hauptstraße ein, und Logan traktierte Olen ein weiteres Mal mit dem Messer. Einfach so. Taylor musste grinsen. Er war nicht der Einzige, der durch Schmerzen anderer erregt wurde. Er ließ sich die nächsten Zielstellungen noch einmal rasch durch den Kopf gehen, schloss die Augen und konzentrierte sich dann auf die letzte. Jede Mission endete mit diesem Befehl. Spaß haben.
Alle Soldaten brauchten ein wenig Erholung und Entspannung, wenn der Kampf zu Ende war. Manchmal dauerte diese Phase Tage, ehe sie evakuiert wurden. Er würde all seinen Fantasien frönen dürfen. Ohne Regeln, ohne Gesetze, ohne Folgen. Er hoffte, dass zumindest ein paar Leute übrig blieben, damit man sich später vergnügen konnte. Vielleicht sogar diese knackige Bedienung - Fran. Taylor lächelte. Ihr Blut hatte entzückend salzig geschmeckt.
Der Chip bemerkte sofort die Veränderung der elektrischen Signale in Taylors Großhirnrinde und startete neu. Taylor nahm sich eine Wachmacher-Kapsel und hielt sie sich unter die Gasmaske.
Die Dämpfe nahmen ihm die Träumereien, aber nicht sein Lächeln.
Streng bog auf den Parkplatz der Wasserwerke ein. Es gab zahllose freie Plätze. Er wählte den für Behinderte, da er dem Eingang am nächsten lag.
Bernie hatte während der restlichen Fahrt keinen Ton mehr von sich gegeben. Er hatte einfach nur dagesessen und vor sich hingestarrt. Streng schaltete das Licht im Auto ein, drehte sich um und betrachtete seinen Gefangenen. Bernies Gesicht war weiter angeschwollen. Durch das getrocknete Blut schimmerte es violett und bläulich. Streng bemerkte die Beulen an der Stirn. Die stammten von Bernies Zusammenstoß mit Strengs wuchtigen Felgen. Aber er verspürte nicht einmal einen Anflug von Reue. Obwohl der Killer besiegt war und sich fügsam gab, blieben seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt. Streng konnte erst aufatmen, wenn er diesen Mann hinter Gittern wusste.
Der Sheriff überlegte. Er besaß eine Ersatzpistole, die in seinem Büro lag. Streng wollte es nicht riskieren, Bernie unbewaffnet in die Zelle zu bringen, aber wenn er ihn im Jeep zurückließ, konnte er durch das kaputte Fenster steigen und sich auf und davon machen. Er beschloss also, ihm den Sicherheitsgurt anzulegen. Dann blieben ihm nur seine Hände.
Er blickte Bernie in die Augen und fasste dabei langsam nach dem Gurt. Dazu musste er sich nach hinten lehnen und
sein Gesicht und seinen Hals Bernies restlichen Zähnen aussetzen. Je weiter er sich nach hinten lehnte, desto näher kam er Bernie, bis sich ihre Gesichter einander unmittelbar gegenüberbefanden. Bernie hatte dunkelbraune, beinahe schwarze Augen, die völlig ausdruckslos waren. Wenn die Augen die Fenster zur Seele darstellten, dann besaß dieser Mann definitiv keine.
Was verwandelte einen Menschen in ein solches Monster? Training? Irgendein fürchterliches Ereignis? Die
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