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Angst über London

Angst über London

Titel: Angst über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sogar noch besser.
    »Na Bulle? Wie gefällt dir das?« Ich schwieg.
    »Der hat jetzt schon Schisse, sagte der links vor mir stehende Stoppelkopf.«
    Ja, ich hatte Angst.
    »Umdrehen!« klang der Befehl. Ich gehorchte.
    »Den Weg kennst du ja!« hörte ich Punkys Stimme. »Erst geradeaus und dann die Treppe hinunter!«
    Ich schritt das kurze Stück bis zum Treppenaufgang zurück. Vor der obersten Stufe blieb ich stehen und schaute die Stufen hinunter. Die Treppe kam mir vor wie der Eingang zur Hölle. An Flucht oder Widerstand war nicht zu denken. Obwohl ich mit dem Gedanken spielte, einfach zu verschwinden, schreckte ich letzten Endes davor zurück.
    Ich wollte nicht sterben: Vielleicht ergab sich noch eine Möglichkeit zur Befreiung!
    Ich spürte die Mündung der Maschinenpistole im Rücken. »Geh weiter!« fuhr man mich an.
    Ich nahm die erste Stufe, die zweite.
    Die Rocker blieben hinter mir. Ich hörte das Klirren ihrer Abzeichen, die harten, fremden Tritte. Hin und wieder stieß mir jemand die MPi in den Rücken.
    Unten lagen noch die von mir erledigten Zombies. Punky sagte: »Der hat ganz schön aufgeräumt, der Bursche.« Dabei kicherte er.
    Wir betraten den Obduktionsraum, in dem sich auch die Kühlfächer befanden. Ich musste stehenbleiben. »Welche Lade nehmen wir denn?« fragte Punky. Sie waren alles nummeriert.
    »Schlage die Nummer dreizehn vor«, hörte ich einen der Stoppelköpfe sagen. »Ja, das ist gut.«
    Schritte entfernten sich. Einer ging an mir vorbei und steuerte die Laden an.
    Da es ziemlich düster war, musste er sehr nahe an die Laden herangehen, um die Nummer zu erkennen.
    Er schritt sie nach rechts ab. »Dreizehn!« rief er. »Hier.« Das Fach befand sich rechts von mir.
    »Vorwärts!« zischte Punky.
    Ich setzte mich in Bewegung. Der Stoppelkopf zog die Lade bereits hervor. Sie rollte fast lautlos.
    Mir kroch eine Gänsehaut über den Rücken. Etwa fünf Yards hatte ich zurückzulegen.
    Eine Sache von wenigen Sekunden.
    Dann blieb ich vor der Lade stehen. So dicht, dass ihr Ende meine Gürtelschnalle berührte. Auffordernd bekam ich die MPi-Mündung in den Rücken gedrückt. »Steig schon auf, Bulle!« Ich kannte die Mechanik dieser Laden. Sie hielten einiges an Gewicht aus.
    Ich stemmte beide Hände auf den Rand und wuchtete mich hoch. Die Kerle hatten sich um die Lade herum aufgebaut. Am Kopfende stand Punky, die beiden anderen flankierten sie.
    Ich legte mich auf den Rücken.
    Die Kerle senkten die MPs. Ich starrte in drei Mündungen und in die grinsenden Gesichter darüber.
    »Aus, Bulle!« knirschte Punky.
    »Du wirst hier elendig verrecken.« Er lachte.
    Dann schob er die Lade zu!
    Schlagartig wurde es dunkel. Ich rollte in das Kühlfach hinein, und dicht hinter meinem Kopf rastete die Lade ein. Aus eigener Kraft konnte ich mich nicht mehr befreien. Um sie in Bewegung zu bekommen, musste man vom ziehen.
    Ich war in die Wand gefahren, und sie dämpfte auch jedes Geräusch.
    Deshalb vernahm ich auch nicht, dass die Rocker das Schauhaus lachend verließen.
    Um mich herum war es stockdunkel. Und ich besaß noch weniger Sauerstoff als in einem Sarg. In solch einer Totenkiste hatte ich auch schon einmal gelegen und war damals fast durchgedreht.
    Auch jetzt fraß sich die Angst in mir hoch. Zuerst hörte ich meinen Herzschlag.
    Er trommelte gegen die Rippen, in einem harten Rhythmus, der in meinem Schädel widerhallte. Obwohl es kühl war, stand mir der Schweiß auf der Stirn. Zudem klebte er wie eine Schicht am Körper, die Kleidung saugte den Schweiß auf. Ich konnte nichts dagegen tun.
    Langsam machte ich mich mit dem Gedanken vertraut, verloren zu haben. Hier gab es keinen Suko oder Bill Conolly, der mich aus dem Gefängnis holen konnte. Ich war völlig auf mich allein gestellt.
    Meine Freunde, zumindest einige von ihnen, lebten nicht mehr. Ich hatte ihre Leichen mit eigenen Augen gesehen, und ich würde ihnen bald folgen.
    Die Angst wurde stärker.
    Obwohl ich am liebsten geschrien hätte, beherrschte ich mich so weit, dass ich nur vorsichtig Luft holte. Ich atmete immer durch die Nase, wollte meinen Tod so lange wie möglich hinauszögern, obwohl dies eigentlich keinen Sinn hatte.
    Er kam sowieso.
    Ich schloss die Augen. Die Angst hatte einen würgenden Kloß in meiner Kehle gebildet. Wie im Fieber umklammerte ich mein Kreuz. Aber es konnte mir keine Hilfe geben.
    Dies hier war kein Gefängnis, in dem Dämonen regierten, hier hatten mich Menschen hineingesteckt. Rocker, Gangster,

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