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Angst über London

Angst über London

Titel: Angst über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rückweg antreten.
    Als ich auf der nach oben führenden Treppe stand, hörte ich die Geräusche. Lachen, eine raue Stimme, die etwas schrie, das ich nicht verstand.
    Sollten doch noch Menschen in diesem Chaos existieren? Vorsichtig schlich ich die Stufen hoch und hielt mich dabei dicht an der Wand, um nicht so rasch gesehen zu werden.
    Aber ich sah nichts, hörte nur die Stimmen. »Was sollen wir mit Leichen?« schrie jemand. »Zaster brauchen wir. Geld, Floppen, Moneten, Knete.« Der Sprecher lachte. Gleich darauf trat er irgendwo gegen, denn es gab einen dumpfen Laut.
    Plünderer!
    Wieder befanden sich Plünderer in meiner Nähe. Ich biss die Zähne aufeinander, dass es knirschte. Mit ein paar letzten Sprüngen überwand ich den Rest der Treppe und stand im Flur.
    Im gleichen Augenblick traten sie aus einem der Büros. Drei Mann, drei wilde Typen, die zu dem entschlossen schienen.
    Auch zum Töten…
    ***
    »Das Lied vom Tod«
    Dreimal hörte Miriam di Carlo die Melodie, und sie war der festen Überzeugung, dass sie zu dieser Stadt passte. Auch sie war dem Tod geweiht, sämtliche Vorbereitungen waren schon getroffen. Es galt nur noch eins zu erledigen, aber das war kein Problem mehr. Nicht in dieser Umgebung.
    Miriam di Carlo hatte sich einen Stuhl genommen und so hingesetzt, dass sie die Tür im Auge behalten konnte. Sie wollte sehen, was auf der Straße vor sich ging. Neben dem Stuhl stand einer der kleinen, runden Bartische.
    Miriam hatte eine noch heile Flasche mit Wermut gefunden. Keinen billigen, sondern veredelten. Sie trank hin und wieder einen Schluck und rauchte dazu eine Zigarette.
    Wenn sie etwas hatte, dann war es Zeit. Was heißt Zeit? Dies war ein relativer Begriff, man konnte ihn willkürlich einsetzen. Nein, mit der Zeit hatte sie nichts im Sinn, obwohl die Zeit ja in ihren Überlegungen eine große Rolle spielte.
    Aber das war Vergangenheit…
    Sie schaute sich um und auch nach draußen. Die Innendekoration der Bar war fast vollständig zerstört worden. Man hatte unter die jetzt riesige Decke einige Atommodelle gehängt. Die waren allerdings zu Boden gefallen.
    Soeben lief die Platte wieder ab. Miriam hatte keine Lust, die Scheibe erneut aufzulegen, sie blieb sitzen. Aus der Feme hallten noch immer dumpfe Detonationen zu ihr herüber. Die Feuer breiteten sich auch aus.
    Da blieb es nicht aus, dass sie hin und wieder auf einen mit Benzin gefüllten Tank übergriffen und diesen in Brand setzten.
    Es war ihr egal.
    Das Schicksal hatte es nicht anders gewollt.
    Die Zigarettenkippe warf sie zu Boden. Die Glut verzischte in einer Sodaflasche.
    Ihr Blick glitt wieder durch die Bar. Zur Zeit der Katastrophe hatte kaum Betrieb geherrscht. Die wenigen Gäste waren auf die Straße gelaufen, dort hatte sie das Schicksal dann ereilt. In der Bar befand sie sich allein.
    Irgendwann stand sie auf. Sie ging dorthin, wo der Projektor stand. Er war von seinem Podest gefallen und lag am Boden. Daneben die Filmrollen mit den heißen Pornostreifen. Sie trat dagegen. Dann schlenderte sie wieder zu ihrem Platz und setzte sich. Abermals klopfte sie einen Glimmstängel aus dem Päckchen und steckte ihn zwischen die blassrot geschminkten Lippen. Durch den Eingang drang der Herbstwind und 133 ihr den Rauch von den Lippen. Leere Büchsen rollten über die Straße. Papier wehte ebenfalls davon. Hin und wieder fielen Schüsse.
    Sie lächelte. Das waren die Überlebenden, die sich bekriegten. Sollten sie. Nur die Besten, die Härtesten würden die grausamen Tests überstehen, um für die andere Sache zu kämpfen. In London hatte es seinen Anfang genommen, und die Apokalypse sollte sich über die ganze Welt ausbreiten.
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch.
    Schritte.
    Aber die waren nicht draußen aufgeklungen, sondern unterhalb der Bar, dort, wo die Treppe in den Keller führte und die Spirituosen lagerten.
    Sie kamen.
    Miriam di Carlo stand auf. Automatisch warf sie die Zigarette neben die anderen Stummel und strich sich den Rock glatt.
    Ein paar Schritte ging sie vor, so dass sie den Eingang im Auge behalten konnte.
    Da tauchte der erste auf.
    Ein Mann. Er ging etwas gebeugt, hatte graues Haar, das wirr im Gesicht hing. Er trug einen dunklen Anzug und schaute die Frau aus gnadenlosen Augen an. Unter seinen Arm hatte er sich ein Buch geklemmt, das er wie einen treuen Schatz festhielt. Die Haut in dem Gesicht wirkte lappig und faltig. Zwischen den Falten wuchsen dicke Pusteln. Der Mund stand leicht offen, die Augen waren in

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