Angst über London
mein Unterbewusstsein zu hören. Es hat mich selten im Stich gelassen.
Zwei Uhr vierundzwanzig!
Fast eine Stunde war ich schon auf den Beinen. Das musste sich ändern.
Ich legte mich wieder zurück, schloss die Augen und versuchte einzuschlafen.
Es klappte nicht.
Auch das berühmte Schäfchenzählen brachte mir keinen Erfolg, die innerliche Unruhe war zu groß. Manchmal hatte ich das Gefühl, mein Blut würde schneller als bisher durch die Adern laufen, die Aufregung, die Nervosität machten sich bemerkbar. Ich öffnete die Augen und starrte gegen die Decke.
Wer oder was braute sich da wieder zusammen? Diese Frage quälte mich. Ich lag weiterhin wach, überlegte hin und her, doch zu einem Ergebnis kam ich nicht.
Schließlich fiel ich doch in einen unruhigen Schlaf, der mit seltsamen Träumen gespickt war.
Ich sah mich in Asmodinas Klauen, die mich wie eine Puppe hin und her schüttelte. Dabei lachte sie lauthals und warf mich dem Teufel zu, der sein Maul aufriss und mich verschlang.
Dadurch wurde ich wach.
Fünf Uhr!
Auf die Minute.
Oder nicht? War meine Uhr stehengeblieben? Es konnte durchaus später sein.
Ich stand auf und schaute aus dem Fenster. Draußen war es noch dunkel, kein heiler Streifen zeigte sich am Horizont. Der würde erst später auftauchen.
Demnach war die Uhr doch stehengeblieben und der Wecker auch.
Seltsam, wirklich. Wenn eine Uhr stehengeblieben wäre, hätte ich das noch verstanden, aber beide zusammen, das war mehr als ungewöhnlich. Dabei ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich in den schlimmsten Fall meines Lebens hineingeriet. Ich zog die Uhr auf.
Zuerst die am Arm, dann den Wecker. Und trotzdem liefen sie nicht weiter.
Das war doch nicht möglich. Zwei Uhren auf einmal defekt. Dahinter steckte schon Methode.
Schlafen konnte ich sowieso nicht mehr, deshalb stand ich auf und überlegte, ob ich Suko fragen sollte. Vielleicht war ihm eine peinliche Sache passiert.
Nein, Shao und Suko wollten sicherlich noch schlafen. Ich konnte ihn nachher vom Büro aus anrufen. Ich schlüpfte aus dem Schlafanzug, ging pudelnackt durch die Wohnung und stellte mich unter die Dusche. Zuerst heiß, dann kalt und so weiter.
Als ich mich abtrocknete, fühlte ich mich so, als hätte ich sechs Stunden geschlafen und nicht nur drei. Während der Elektrorasierer meine Stoppeln wegschabte, dachte ich wieder über die beiden Uhren nach.
Ich wollte sie mit ins Büro nehmen und später bei einem Uhrmacher vorbeibringen.
Noch vor dem Anziehen setzte ich Kaffeewasser auf, steckte Toast in den Röster und holte Marmelade und Käse.
Ich erzähle das alles der Reihe nach, weil auch die Kleinigkeiten eine große Bedeutung bekommen sollten. Alles lief völlig normal. Das einzige war eben, dass meine Uhren nicht tickten und ich fast zwei Stunden früher auf den Beinen stand als gewöhnlich.
Ich trank den Kaffee. Er war nicht mal halb so gut wie der von Glenda Perkins. Auf ihren Kaffee freute ich mich besonders. Hoffentlich kam sie heute ein paar Minuten früher, damit ich nicht so lange zu warten brauchte.
Ich ließ mir Zeit mit dem Frühstück und fuhr gegen sechs Uhr nach unten in die Tiefgarage, wo auch mein Bentley stand. Unterwegs nahm ich noch eine Zeitung mit.
Mit mir zusammen verließen einige Frühaufsteher den unterirdischen Komplex.
Zum Glück herrschte noch nicht so arg viel Verkehr. Ich kam gut voran und benötigte für die Strecke zum Yard zehn Minuten weniger als sonst.
Wie schon oft benutzte ich den Hintereingang. Der Portier sah mich nicht. Er stand gebeugt in seiner Kanzel und kramte in einer Schublade herum.
Ein Lift stand bereit, und ich gondelte hoch in mein Büro.
Alles leer.
Ich machte Licht, setzte mich hinter meinen Schreibtisch und hörte auf das Summen der Heizung. Dann blätterte ich die Zeitung durch, las hier und da einen Artikel und einen Kommentar über die amerikanische Atomwaffenstrategie. Bei solchen Berichten läuft mir immer ein Schauer über den Rücken. Als gäbe es nicht schon genug Ärger auf der Welt, nein, die Menschen mussten aufrüsten.
Mein Blick fiel auf den Aktenstapel. Da hatte sich wieder einiges angesammelt, zudem fehlte noch eine Spesenabrechnung.
Die füllte ich aus und legte sie Glenda auf den Schreibtisch. Alles O.K.
Die Berichte über die Vorfälle der Nacht waren schon eingetroffen. Bei einer Zigarette überschlug ich sie. Viel war nicht passiert und schon gar nichts, was mich beruflich hätte interessieren können. Das Wetter im
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