Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
mehr bemerkt hatte. Aber jetzt befanden wir uns in einer Lage, die nur schwer zu erklären war . . . blockierten den Eingang, Strauchdiebe schrien uns an, böse Verwirrung . . .
Mein Anwalt war in Sekundenschnelle aus dem Wagen und schwenkte eine Fünf-Dollar-Note. »Sorgen Sie dafür, daß dieser Wagen geparkt wird! Ich bin ein alter Freund von Debbie. Hab ’ne Zeitlang mit ihr rumgedaddelt.«
Einen Moment lang dachte ich, er hätte damit alles
vermasselt . . . aber dann griff einer der Türsteher nach dem Geld und sagte: »O. K., O. K., ich mache das schon, Sir.« Und er riß einen Parkzettel ab.
»Heilige Scheiße!« sagte ich, als wir durch die Eingangshalle eilten. »Da hätten sie uns beinahe gekrallt. Das war schnell geschaltet von dir.«
»Was hast du sonst erwartet?« sagte er. »Ich bin schließlich dein Anwalt . . . und du schuldest mir fünf Lappen. Ich will sie sofort.«
Ich zuckte mit den Achseln und gab ihm das Geld. Diese schrille, mit knöcheltiefem Orlon ausgelegte Lobby vom Desert Inn schien mir der unpassende Ort zu sein, sich über lächerliche Bestechungssummen für Parkwächter zu streiten. Dies hier war der Tummelplatz von Bob Hope. Und Frank Sinatra. Und Spiro Agnew. Die Lobby roch förmlich nach Eins-A-Resopal und Plastikpalmen – ganz ohne Zweifel ein Erste-Klasse-Refugium für Großverdiener und – ausgeber.
Wir schritten voller Selbstsicherheit auf den Großen Ballsaal zu, aber man weigerte sich, uns einzulassen. Wir kämen zu spät, sagte ein Mann im weinroten Smoking; das Haus sei schon voll – keine Plätze mehr, in keiner Preisklasse.
»Scheiß auf Plätze«, sagte mein Anwalt. »Wir sind alte Freunde von Debbie. Wir sind extra wegen dieser Show den ganzen Weg von LA gefahren, und wir werden gottverdammt jetzt da reingehen.«
Der Smoking-Mann fing an, was von »feuerpolizeilichen Bestimmungen« zu faseln, aber mein Anwalt ließ sich davon nichts weismachen. Schließlich – nach viel bösem Lärm – ließ der Typ uns umsonst rein – vorausgesetzt, wir würden ruhig hinten stehenbleiben und nicht rauchen.
Wir versprachen es, aber kaum waren wir drinnen, verloren wir die Kontrolle. Die Spannung war einfach zu stark gewesen. Debbie Reynolds hoppelte über die Bühne mit einer silbernen Afro-Perücke . . . zu den Klängen von »Sergeant Pepper« aus der goldenen Trompete des Harry James.
»Himmelarschundzwirn!« sagte mein Anwalt. »Wir sind in einer Zeitkapsel gelandet!«
Schwere Hände legten sich auf unsere Schultern. Ich konnte gerade noch die Haschpfeife zurück in die Tasche stopfen. Man schleifte uns durch die Lobby, und ein paar Gorillas drückten uns gegen die Türen, bis unser Wagen herbeigeschafft war. »O. K., verduftet«, sagte der Smoking-Mensch. »Wir geben euch noch ’ne Chance. Wenn Debbie mit Typen wie euch befreundet ist, dann steht’s schlimmer um sie als ich dachte.«
»Wir sprechen uns noch wieder wegen dieser Sache«, rief mein Anwalt, als wir wegfuhren. »Du paranoides Arschloch!«
Ich fuhr zum Gircus-Circus-Kasino und parkte in der Nähe des Hintereingangs. »Hier sind wir richtig«, sagte ich. »Hier wird uns keiner dumm kommen.«
»Wo ist der Äther?« fragte mein Anwalt. »Das Meskalin wirkt nicht.«
Ich gab ihm den Kofferraumschlüssel und machte mir die Haschpfeife an. Er kam mit der Ätherflasche zurück, öffnete sie, goß etwas auf ein Kleenex und preßte es sich unter die Nase, tief atmend. Ich weichte auch ein Kleenex ein und verpestete mir die Nase. Der Geruch war überwältigend, obwohl wir doch im offenen Auto saßen. Gleich darauf taumelten wir die Stufen zum Eingang hinauf, lachten blöd und zerrten aneinander wie Besoffene.
Das ist der Hauptvorteil von Äther: Man benimmt sich wie der Dorftrunkenbold in irgendeinem frühen irischen Roman . . . vollkommener Verlust aller grundlegenden motorischen Fähigkeiten: verschwommene Sicht, kein Gleichgewichtsgefühl, taube Zunge – die Aufhebung jeder Verbindung zwischen Körper und Gehirn. Was interessant ist, denn das Gehirn funktioniert weiterhin mehr oder weniger normal . . . man kann also tatsächlich selbst beobachten, wie furchtbar man sich benimmt, aber man kann es nicht kontrollieren.
Man nähert sich den Drehkreuzen, die ins Circus-Circus führen, und man weiß, wenn man dort ankommt, muß man dem Mann zwei Dollar geben oder der läßt einen nicht rein . . . aber wenn man dort ankommt, läuft alles schief: Man schätzt die Entfernung zum Drehkreuz falsch ein und
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