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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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war zu tief, um geradeaus reinzufahren, also nahm ich ihn schräg. Beinahe drehten die Räder durch, aber ich behielt den Wal in der Gewalt, und wir schlingerten auf der gegenüberliegenden Seite hoch und auf die Gegenfahrbahn. Glücklicherweise war sie leer. Wir kamen aus dem Graben mit in die Luft gerecktem Kühler wie ein Rennboot . . . holperten auf den Freeway und fuhren geradeaus weiter in das Kaktusfeld auf der anderen Seite. Ich erinnere mich, daß ich irgendeinen Zaun überrollte und ein paar hundert Meter mitschleifte, aber als wir auf die Startbahn kamen, hatte ich wieder alles voll unter Kontrolle . . . düste mit 60 Meilen Geschwindigkeit im niedrigen Gang, und es sah aus, als könnten wir direkt zum Abfertigungsgebäude durchfahren.
    Meine einzige Sorge war, von einer landenden DC 8 wie eine Kakerlake zerquetscht zu werden, denn wir würden die Maschine bestimmt nicht sehen, bevor sie direkt über uns war. Ich fragte mich, ob man uns vom Kontrollturm aus erkennen konnte. Wahrscheinlich, aber was machte das schon. Ich hatte den Bleifuß auf dem Gaspedal. Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr.
    Mein Anwalt klammerte sich mit beiden Händen an das Armaturenbrett. Ich warf ihm einen Blick zu und erkannte die Angst in seinen Augen. Sein Gesicht war grau, und ich spürte, daß er nicht glücklich war über unsere Höllenfahrt. Wir rasten mit einer solchen Geschwindigkeit über die Startbahn – dann ein Kaktusfeld, dann wieder eine Startbahn, daß ich wußte, er verstand unsere Lage: Wir hatten den Punkt überschritten, darüber zu diskutieren, ob unsere Entscheidung klug war; sie war schon gefallen, und unsere einzige Hoffnung war, auf die andere Seite zu kommen.
    Ich warf einen Blick auf das ziffernlose Zifferblatt meiner Accutron und sah, daß wir noch genau drei Minuten und fünfzehn Sekunden bis zum Start hatten. »Reichlich Zeit«, sagte ich. »Greif dir deine Sachen. Ich setz dich direkt neben der Maschine ab. Ich konnte den großen rot-silbernen Western-Jet gut tausend Meter vor uns erkennen . . . und inzwischen rasten wir mit heulenden Reifen über glatten Asphalt, an der Landebahn vorüber.
    »Nein!« schrie er. »Ich kann da nicht aussteigen. Die kreuzigen mich. Sie werden mich verantwortlich machen!«
    »Lächerlich«, sagte ich. »Du sagst einfach, du bist per Anhalter gefahren und ich hab dich zum Flughafen mitgenommen. Du hast mich noch nie vorher gesehen. Scheiße, diese Stadt ist voller weißer Cadillac Kabrios . . . und ich hab vor, da vorn so schnell durchzurasen, daß niemand die gottverdammten Nummernschilder auch nur ahnen kann.«
    Wir näherten uns der Maschine. Ich konnte sehen, daß Passagiere einstiegen, aber bis jetzt hatte uns niemand bemerkt . . . weil wir uns aus einer ziemlich unwahrscheinlichen
Richtung näherten. »Bist du bereit?« fragte ich.
    Er stöhnte. »Wieso nicht? Aber um Himmels willen, mach schnell!« Er suchte das Frachtgelände ab, und dann zeigte er auf eine Stelle: »Da drüben!« sagte er. »Setz mich hinter dem großen Laster da ab. Halt eben dahinter und ich spring raus, wo sie mich nicht sehen können. Dann kannst du abrauschen.«
    Ich nickte. Bis jetzt hatten wir freie Bahn. Kein Anzeichen, daß Alarm gegeben war oder wir verfolgt wurden. Ich fragte mich, ob solche Sachen in Vegas nicht vielleicht ständig passierten – Autos, die vollbeladen mit verspäteten Passagieren über die Landebahn rasten, beängstigend quietschende Reifen, und dann stiegen Samoaner mit irrem Blick aus, preßten mysteriöse Leinenbeutel an ihren Körper, sprinteten in der letztmöglichen Sekunde in die Flugzeuge und brausten dann ab in den Sonnenaufgang.
    Durchaus möglich, dachte ich. Vielleicht ist so was in dieser Stadt an der Tagesordnung . . .
    Ich kurvte hinter den Laster und trat eben lange genug auf die Bremse, daß mein Anwalt rausspringen konnte. »Und laß dich ja von diesen Schweinen nicht anmachen«, rief ich noch. »Denk dran, wenn du irgendwelche Schwierigkeiten hast, kannst du immer noch ein Telegramm an die Leute schicken, auf die’s ankommt.«
    Er grinste. »Ja . . . und ihnen meine Lage auseinandersetzen«, sagte er. »Irgendein Arschloch hat mal darüber ein Gedicht geschrieben. Wahrscheinlich ein guter Rat, wenn man statt grauer Zellen Scheiße im Kopf hat.« Er winkte mir zum Abschied.
    »Genau«, sagte ich und fuhr ab. Ich hatte schon ein Loch in dem großen Hurrikan-Zaun erspäht – und jetzt,
den Wal im niedrigen Gang, fuhr ich drauf los. Niemand schien

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