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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als er die Frage stellte.
    »Ich habe es noch nie getrunken«, erwiderte Herbert.
    »Aber du hast dir doch schon mal auf die Lippe gebissen…«
    »Klar.«
    »Ich mag kein Blut«, sagte Claudio.
    »Du bist ja auch kein Vampir«, meldete sich Paul.
    Claudio drehte kurz den Kopf. »Und ich will auch keiner werden, verstehst du?«
    »Wer will das schon…?«
    Ihre geflüsterte Unterhaltung versickerte, weil sie sich stark auf den Weg konzentrieren mußten. Sie gaben acht, nicht auf zu glatte Felsstücke zu treten, um nicht Gefahr zu laufen, abzurutschen. Sie näherten sich dem alten Friedhof von der Rückseite, und als sie ihn wie ein Schattengebilde unter sich in der Dunkelheit liegen sahen, da hatte sich dort noch immer nichts verändert. Keine Bewegung entdeckten sie zwischen den Grabsteinen.
    Claudio Melli sagte: »Allmählich mache ich mich mit dem Gedanken vertraut, daß wir hier einem Hirngespinst nachlaufen. Und es würde mich nicht mal stören.«
    »Laß uns trotzdem den Friedhof noch einmal untersuchen«, schlug Herbert vor.
    »Was ist, wenn wir da nichts finden? Willst du dich vor den Eingang der Höhle hocken und darauf warten, daß unser Vampir erscheint? Das glaube ich nicht.«
    »Du kannst ja ins Internat zurückgehen.«
    Melli schwieg beleidigt. Er schloß sich den beiden aber an, die den krummen Pfad hinab zum Friedhof gingen. Sie konnten über die Mauer hinwegschauen, aber nicht hinein in die Schlucht, die tief unter der Mauer lag und die besonders in der Dunkelheit zu hören war, denn in dieser Schlucht schoß ein schäumendes Gewässer talwärts, das von den tauenden Flanken der gewaltigen Gletscherriesen gespeist wurde.
    Als erster betrat der Deutsche den kleinen Bergfriedhof. Nach wenigen Schritten schon war er zwischen den Schatten der Grabsteine verschwunden. Bisher hatte er seinen Pflock noch nicht aus dem Gürtel gezogen, das tat er zum erstenmal, und als er das harte Eichenholz zwischen seinen Fingern spürte, da war ihm, als stünde er selbst in einem Film, denn so etwas hatte er noch nicht erlebt. Er stand auch nicht hier auf einer Bühne. Es gab keinen Regisseur, keinen Vorhang, der sich öffnete, er war auf sich allein gestellt und mußte ein Drama fortspielen, dessen Text noch nicht geschrieben war.
    Wo konnte er sich aufhalten?
    Herbert schaute sich um.
    Von seinen beiden Schulkollegen sah er nichts. Er hörte sie nur, doch er konnte nicht feststellen, aus welcher Richtung diese Laute seine Ohren erreichten. Der Friedhof war für ihn ein autonomes Gebiet, auf dem andere Gesetze herrschten als in der übrigen Welt.
    Er hörte sich atmen.
    Nicht gerade leise.
    Wenn ein Blutsauger feine Ohren hatte, mußte er ihn hören.
    Wo hielt er sich auf, wenn überhaupt?
    Herbert Lagemann wechselte die Richtung und wandte sich der Grenze des Totenackers, der Mauer, zu. Sein Weg führte ihn vorbei an Gräbern, die uralt waren, deren Steine große Spuren von Verwitterung trugen, die sich auch im Laufe der Zeit verändert hatten, denn ihre Lage war sehr schief und krumm geworden, und es glich schon einem kleinen Wunder, daß die Steine noch hielten.
    Er duckte sich.
    Jeder Schritt brachte ihn näher an die Mauer heran. Einmal drehte er sich um und sah seine beiden Freunde in der entgegengesetzten Richtung suchen. Sogar eine Taschenlampe hatten sie eingeschaltet.
    Wer sie hielt, konnte er nicht erkennen. Nur der Lichtstrahl huschte hin und wieder wie der bleiche Schwanz eines Kometen durch die Finsternis, bis er wieder verschwand.
    Die Mauer ragte vor ihm hoch. Ihre Oberfläche endete dicht unter Herberts Hüfte.
    Er war noch zwei Schritte von ihr entfernt und stand vor einem breiten Grab, das nicht einmal einen Grabstein als Schmuck aufwies, sondern wie plattgewalzt wirkte, als er den Eindruck hatte, nicht mehr allein zu sein.
    Das hatte mit seinen beiden Freunden nichts zu tun, sie waren auch nicht näher gekommen. Was sich in seiner Umgebung bewegte, konnte er nicht fassen und auch nicht erklären. Es war etwas Schauriges, etwas nie Erlebtes, Grauenhaftes.
    Das Böse…
    Der Vampir?
    Ein kalter Schauer kroch über den Rücken des Schülers. Vor ihm bewegte sich nichts, da stand nur die Mauer und warf ihren kurzen Schatten auf den Boden.
    Links neben ihm lag das Grab, eingebettet in einer völligen Ruhe. Auch von dort drohte ihm keine Gefahr.
    Einige Schritte weiter befand sich der seitliche Rand des Friedhofs, und dort stieg das Gelände an, als hätte die Natur eine natürliche Sprungschanze gebaut,

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