Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Einladung zum Essen erwartet und war fest entschlossen, sie erneut abzulehnen. Aber es kam keine. Johannes hatte neben seinem teuren Luxusauto gestanden, sie eine Minute lang nur angesehen und dann gesagt, er werde sich melden. Darauf war er eingestiegen und weggefahren.
Sie hatte das Feuer in seinem Blick gesehen, als sie beim Auto gestanden hatten, den Hunger, der in seinen Augen brannte. Er hatte sie küssen wollen. Sie wusste es, und er wusste, dass sie es wusste. Aber er hatte es nicht getan. Etwas hatte ihn zurückgehalten.
Sie nicht.
So, wie sein Blick an ihrem Mund hing, hätte sie ihn nicht zurückgewiesen. Sie hatte sich diesen Kuss genauso gewünscht wie er. Und er hatte es gewusst. Warum hatte er sie dann nicht an sich gezogen und sich genommen, was sie ihm gerne gegeben hätte?
Sanna sah ihre Kinder an, als sie zum Haus zurückging. Sie kannte die Gründe: Jonas, Anna-Maria und David. Sie waren ihr Herz.
Sanna blickte das Buch in ihrer Hand an und fragte sich, warum sie es nicht aufschlagen wollte. Es war der neueste Bestseller von ihrer Lieblingsautorin. Letzte Nacht hatte sie es geschafft, den Kreis der Verdächtigen auf drei einzuengen, ehe ihre Augen zu müde zum Weiterlesen wurden, und sie war sicher, dass die Mörderin die Geliebte des Ehemannes war, die sich auch an den Detektiv heranmachte, der den Fall untersuchte. Natürlich gab es da noch den Golfprofi, der sein internationales Ansehen dazu nutzte, Rauschgift zu schmuggeln, um einen Erpresser bezahlen zu können, und den ruhigen Zoologen. Niemand führte einen Zoologen in eine Krimihandlung ein, ohne einen guten Grund dafür zu haben.
Aber heute Abend hatte sie an wichtigere Dinge zu denken als daran, wer der Mörder war. Johannes war wieder in ihr Lehen getreten! Wieder spürte sie dieses heiße Gefühl in ihrer Magengrube. Es war dasselbe wilde Gefühl wie damals, als sie sich in der überfüllten Hotelhalle umgesehen und ihn dort entdeckt hatte. Zwei Monate war es her. Die Erinnerung daran war so deutlich, als wäre es erst gestern passiert ...
Sie hatte ihren Nachtisch alleine zu Ende gegessen, in einem separaten Speisesaal des Hotels. Das heißt, um genau zu sein, sie hatte damit aufgehört, den Schokoladenkuchen auf ihrem Teller hin und her zu schieben und sich selbst zu bemitleiden. Es war ihr zweiunddreißigster Geburtstag, und noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so alleine gefühlt. Fabian war höflich und aufmerksam gewesen, bis er wegen eines Notfalls hatte gehen müssen. Daraus konnte sie ihm keinen Vorwurf machen. Den konnte sie höchstens sich selbst machen, weil sie von diesem Abend zu viel erwartet hatte. Sie wusste selbst nicht genau, was sie erwartet hatte.
Sie wusste nur, dass sie am Nachmittag die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen mit dem Wunsch ausgepustet hatte, dass heute etwas Besonderes geschehen möge. Ein besonderer Abend in Gesellschaft eines attraktiven, charmanten Mannes war doch kein zu unbescheidener Wunsch? Es war schon so lange her, dass sie sich in Gesellschaft eines Mannes als etwas Besonderes gefühlt hatte. An diesem Abend hatte sie endlich einmal wieder eine begehrenswerte Frau und nicht nur Mutter sein wollen.
Sie hatte den Speisesaal verlassen und die Halle durchquert, als sie das Gefühl hatte, dass jemand sie anstarrte, und dann hatte sich ihr Blick mit dem des Fremden gekreuzt. Eines Mannes, der unglaublich attraktiv wirkte. Clara hätte ihn als großartig bezeichnet. Mona hätte ihn als Leckerbissen fürs Bett klassifiziert.
Hitze war in ihrem Magen explodiert und hatte sich in ihrem ganzen Körper ausgebreitet. Sie war gestolpert, und dann war er neben ihr, direkt vor ihr, und forderte sie zum Tanzen auf. Langsame, leise Musik schallte durch die Halle und zog sie zum Tanzsaal. Sie nahm an. Was konnte ein Tanz schon schaden?
Beim zweiten Tanz war sie so erhitzt, dass sie sich wunderte, dass ihr Kleid nicht in Flammen aufging. Johannes war der perfekte Gentleman. Seine Hände verirrten sich kein einziges Mal, und sie musste ihm zugestehen, dass er sich bemühte, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, doch da hatte sie schon längst keine zusammenhängenden Sätze mehr formulieren können. Sie wusste noch, dass sie ihm ihren Vornamen und etwas über ihre Schwester erzählt hatte. Alles andere wusste sie nicht mehr. Sie hatte noch gedacht, dass Geburtstagswünsche doch manchmal wahr wurden. Johannes Kluger, ein Fremder, ein Gentleman und ein umwerfender Mann, hielt sie in seinen
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