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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
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Brasilien.
    Anna-Maria kam die Treppe herunter und sang ein Lied über einen Teddybären. Sie sang so schief, dass nur ihre Mutter erkennen konnte, dass es ein Lied für Egon sein sollte. Dann entdeckte Anna-Maria Johannes, der neben Sanna stand. „Du bist hier!“
    Johannes grinste das kleine Mädchen an, dann Sanna. „Das hat man mir schon gesagt.“
    Anna-Maria blieb vor ihnen stehen, als Jonas aus dem kleinen Badezimmer kam und den Kopf schüttelte. Zwei Schritte hinter ihm war David. Sanna kannte den Blick. Egon wurde noch immer vermisst.
    „Lass uns im Wohnzimmer nachsehen“, schlug sie vor.
    Sie wandte sich dem einzigen Zimmer im Erdgeschoß zu, das noch nicht durchsucht worden war. In den letzten drei Jahren hatte sie es gelernt, systematisch nach Egon zu suchen. Erst die nahen Bereiche. Egon konnte sich zwar ausgezeichnet verstecken, aber er war langsam zu Fuß. Wenn man ihm nicht allzu viel Vorsprung gab, war er leicht zu finden. Normalerweise hielt er auf den ersten Schutz zu, den er sah. Dann erst überlegte er sich seine nächste Bewegung.
    Johannes folgte den Kindern und Sanna ins Wohnzimmer. Er beobachtete, wie sie sich über den Raum verteilten und zu suchen anfingen. Schulterzuckend folgte er Sannas Beispiel und kniete sich vor die Couch, als sie sich vor einen Stuhl kniete. Er sah zu, wie sie unter den Behang guckte. Seine Hand lag schon an dem der Couch, als er wieder zu Sanna hinblickte. „Wonach suchen wir eigentlich?“
    „Nach Egon“, antwortete sie.
    „Nach Egon“, erklärte Jonas und sah hinter der Spielzeugkiste nach.
    „Nach Egon“, sagte auch Anna-Maria und schaute hinter den Fernseher.
    Johannes wollte fragen, wie Egon aussah, aber das wusste er schon. Enger weißer Anzug, Koteletten, schwarze Haare. Er lachte, als er sich Egon unter dem Sofa vorstellte. Wahrscheinlich hieß eine von Sannas zwei Katzen so.
    Gestern hatte er keine Gelegenheit gehabt, die Haustiere kennenzulernen. Er bückte sich, hob die grüne Borte und erstarrte vor Ekel. Ein erschreckender Zischlaut begleitete sein Eindringen, und unmenschliche goldene Augen starrten ihn an. Johannes sprang einen Meter zurück und prallte gegen den Kaffeetisch.
    „Sanna?“
    Bei dem Zischlaut drehten sich vier Köpfe in seine Richtung. Sannas Augen waren voller Lachen, und um ihre Mundwinkel zuckte es. „Ja, Johannes?“, sagte sie unschuldig.
    Johannes wusste, dass sie ihn auslachte. „Entweder ist Egon ein Drache oder die hässlichste Katze, die ich je gesehen habe.“
    Die Kinder fingen an zu lachen. Jonas bückte sich, griff unter die Couch und zog. Egon wirkte nicht allzu glücklich darüber, dass man ihn gefunden hatte, aber Jonas schaffte es, ihn auf das Tischchen zu heben, wobei er dem um sich schlagenden Schwanz auswich. „Er ist keine Katze, er ist ein Leguan.“ Jonas kraulte den Leguan am Kopf, und Egon zischte wieder, diesmal vor Wohlbehagen.
    Johannes sah die Kinder und ihr interessantes Haustier an. Keiner schien vor dem Reptil mit dem gezackten Rücken Angst zu haben. „Läuft er immer frei herum?“
    „Nein“, antwortete Jonas. „Er wohnt oben in meinem Zimmer im Käfig. Ich habe ihn nur runtergebracht, damit du ihn sehen kannst, aber er ist mir entwischt.“ Er lächelte schnell seine Mutter an. „Tut mir leid, Mama.“
    „Du weißt, dass du ihn nicht ohne Erlaubnis aus seinem Käfig holen darfst“, hielt Sanna ihm vor. Dann sah sie Egon an und schüttelte den Kopf. Sie streckte die Hand aus und kraulte das Tier am Kopf, was ein weiteres zufriedenes Zischen hervorlockte. „Schau mich nicht so an, du weißt, dass du dich schlecht benommen hast.“
    Johannes war sich nicht sicher, aber das Ding sah aus, als ob es lächelte.
    „Jonas“, fuhr Sanna fort, während Anna-Maria und David das Tier kraulten, „du weißt genau, dass Murri und Leo es nicht mögen, wenn Egon in ihr Revier einbricht.“
    Johannes sah sich nervös um, während er vom Boden aufstand und sich auf das Sofa setzte. „Entschuldige, Susi, aber wer, ich meine, wer ist Murri und Leo?“ Eine Familie, die einen Leguan im Haus hielt, war noch zu ganz anderen Dingen fähig.
    „Das sind unsere Katzen.“ Er sah an ihren Augen, dass sie wusste, was er dachte. „Erinnerst du dich? Ich habe sie gestern erwähnt.“
    „Stimmt, aber du hast nicht gesagt, wie sie heißen.“ Er war erleichtert, mit Katzen konnte er umgehen. Bei Leguanen war er sich nicht so sicher.
    Sie hob David hoch, der etwas zu grob mit dem alten grünen Egon wurde.

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