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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I. Albrecht
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Sanna.“ Er ging auf das Haus zu.
    „Wo soll er hin?“
    „Auf die Couch im Wohnzimmer.“ Sie schloss die Autotür und nahm zwei Strandtaschen und ein Handtuch mit, ehe sie Johannes folgte. Der Rest konnte bis später warten.
    Sanna ging zur Rückseite des Hauses. Dort legte sie die Tasche im Flur ab, brachte die Handtücher zur Waschmaschine und legte die Spielsachen hin. Sie hörte, dass sich Anna-Maria und Jonas leise mit Johannes im Wohnzimmer unterhielten. Es war verblüffend. Anna-Maria und Jonas sprachen nie leise, egal, ob David schlief oder nicht. Johannes musste die Kinder verhext haben.
    Sanna trat ins Wohnzimmer, und wieder gab es ihr einen kleinen Ruck. Johannes hatte David auf die Couch gelegt und beugte sich über ihn, um ihm den Bären in die Armbeuge zu legen, falls er ihn beim Aufwachen haben wollte. Es war eine rührende Geste. Es war eine väterliche Geste.
    Himmel, sie musste verrückt sein. Sicher war sie zu lange in der Sonne gewesen. Johannes wusste doch noch nicht mal, wie man diese beiden Worte schrieb! Wahrscheinlich hatten Jonas oder Anna-Maria ihm gesagt, dass er David den Bären geben sollte.
    Als Johannes sich aufrichtete und zurücktrat, bedankte sie sich.
    „War mir ein Vergnügen“, erwiderte er lächelnd.
    Sie musste sich abwenden, als sie dieses Lächeln sah. Es hatte Johannes wirklich Spaß gemacht, sich um David zu kümmern. Sie sah ihren Jüngsten an. Er verdiente so viel mehr, als er je von seinem wirklichen Vater bekommen hatte. Bei Rainers Tod war er erst ein paar Monate alt gewesen, und sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft Rainer ihn ins Bett gebracht hatte.
    Sanna blinzelte, um die Tränen der Erinnerung zu vertreiben. Man konnte die Vergangenheit nicht ändern, höchstens die Zukunft. Sie sah Jonas und Anna-Maria an, die noch ihre Badesachen trugen.
    „Ihr beide geht hoch und zieht euch um.“ Die Kinder stürzten aus dem Zimmer und trampelten die Treppe hoch wie ein Horde wilder Elefanten. Sanna folgte ihnen in den Flur und rief hinterher: „Und denkt daran, die nassen Sachen diesmal aufzuhängen. Werft sie nicht in die Wanne oder auf den Teppich.“
    Johannes gesellte sich zu ihr. „Warum ziehst du dich nicht auch um, Sanna? Ich achte solange auf David.“

 
    Noch nie war sie so froh gewesen, mehr anziehen zu können, auch wenn es einer der heißesten Tage des Jahres war. „Ich bin gleich wieder unten.“ Sie stieg zwei Stufen hoch, dann drehte sie sich noch einmal um. „Im Kühlschrank steht frische Limonade. Bedien dich.“
    „Danke, gern.“
    Sanna eilte die Treppe hoch und spürte die ganze Zeit Johannes Blicke in ihrem Rücken.
    Zwanzig Minuten später kam sie frisch geduscht und in sauberen Shorts und einem Top die Treppe wieder herunter. Sie ging dem Kichern nach. Im Wohnzimmer saß Johannes auf der Couch, Rocco auf den Füßen. Auf dem Schoß hielt er David, der anscheinend gerade aufgewacht war, sich an ihn schmiegte und seinen Bär umklammerte. Auf der einen Seite des Sofas saßen Anna-Maria und Heidi. Jonas hatte die andere Seite des Sofas neben Johannes beansprucht und drückte ihm ein Bild nach dem anderen in die Hand.
    „Das bin ich im letzten Sommer im Sommerpark. Und hier reiten Anna-Maria und David auf einem dämlich dreinschauenden Marienkäfer. Und das …“
    „Jonas, ich glaube nicht, dass Johannes diese Bilder wirklich interessieren.“ Sie kannte keinen Mann, der gerne Schnappschüsse von einem Haufen Kinder in einem Vergnügungspark ansah.
    „Mama, weißt du was?“, sagte Jonas aufgeregt. „Johannes hat uns zum Essen eingeladen!“
                                                  7.

 
 
                                      
    Sanna sah aus den Flügeltüren über die Dachterrasse mit dem eleganten Tisch und Sonnenschirm über die weite grüne Rasenfläche und den kleinen Teich dahinter. Ein Paar Schwäne trieb auf der glasklaren Oberfläche dahin. Rechts vom Teich stand eine Parkbank zwischen zwei Trauerweiden. Der ganze Bereich war durch Pinien vor neugierigen Blicken geschützt. Dutzende, nein Hunderte von Pinien. Um die Aste eines jeden Baumes waren weiße Lichter geschlungen. Es wurde schon dunkel, und die Lichter brannten. Noch eine Stunde, und die ganze Szene würde wie aus einem Märchen wirken. Es war ein bemerkenswerter Anblick. Ein wertvoller Anblick. Wer sich eine der teuren Wohnungen leisten, konnte wie die, in der sie stand,

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