Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
geht es gut.“ Sanna mochte Monas Namen für Johannes nicht, aber die Beschreibung stimmte. Johannes war umwerfend, und noch viel mehr. Sanna steckte die Schlüssel ein. Sie wollte nicht mit Mona über Johannes reden. Mona mochte vielleicht bei der Wahl ihrer Ehemänner etwas blind sein, aber sie war nicht dumm. Sie würde sofort erkennen, was Sanna zu ignorieren versuchte: dass Johannes in der letzten Woche ihr und den Kindern viel zu wichtig geworden war.
Sanna ging um den Wagen herum und reichte Mona die verschiedenen Utensilien, die man im Schwimmbad so braucht.
Mona nahm den Sonnenstuhl und lehnte ihn an den hinteren Kotflügel. „Ich habe gesehen, dass er gestern wieder vorbeigekommen ist.“
Sanna reichte ihr eine Strandtasche voller bunter Wasserspielzeuge. „Er hat Jonas Geburtstagsgeschenk fertig gemacht und ihm endlich erlaubt, es anzusehen.“ Sie sammelte die verschiedenen aufblasbaren Ringe und Tiere ein, auf denen die Kinder gesessen hatten. Sie reichte sie Mona, die anfing, sie zu ordnen. „Das Baumhaus ist jetzt wirklich ganz toll. Jonas war so begeistert, dass wir ihn kaum wieder runter bekommen haben, als er ins Bett sollte.“
Mona ergriff eine Tasche mit Sonnenmilch, Snacks, zwei Taschenbüchern und anderen Sachen und legte sie oben auf den Stapel. „Wo wir gerade von Bett sprechen ...“
Sanna, die gerade ein nasses Handtuch unter dem Sitz hervorholte, sah hoch. Auf keinen Fall würde sie mit Mona eine Unterhaltung führen, in der Johannes und Bett im selben Satz vorkamen.
„Du erwartest ja wohl nicht ernsthaft, dass ich diese Frage beantworte.“
Sie wusste, dass es in der Nachbarschaft für Aufsehen sorgte, dass Johannes jeden Abend vorbeikam, aber es war beunruhigend, dass Mona so geradeheraus danach fragte.
„Du kannst antworten, wenn du willst, Sanna, aber es war gar keine Frage.“ Mona grinste und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Auffahrt hinter dem Opel. „Es war eher eine Beobachtung.“
Sanna sah aus dem Rückfenster des Opels und seufzte, als ein Auto dahinter hielt. Was in aller Welt machte Johannes jetzt schon wieder hier? Sie sah an sich hinab und stöhnte innerlich auf. Sie trug einen nassen geblümten Badeanzug, über den sie ein Paar roter Shorts gezogen hatte. Das T-Shirt hatte sie wegen der Hitze weggelassen. Die Haare hatte sie straff zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, der steif war von Chlorwasser und Sonnenmilch. Auf der Nase hatte sie einen Sonnenbrand, und die zwölf Sommersprossen, die sie ihr Leben lang zu verbergen versucht hatte, waren in voller Sommerblüte. Ihre Knie zierte ein Muster aus hundert kleinen Löchern, wo sie auf der Fußmatte des Opels gekniet hatte. Sie fühlte sich wie ein feuchter Wischlappen, aus dem man jede Energie heraus gewrungen hatte.
Sie warf einen Blick zu Mona hinüber, die sich in Szene setzte, als sollten gleich Fotos für die Titelseite eines Bademagazins gemacht werden. Sanna war die Erste, die zugeben würde, nicht zu wissen, was Männern bei Frauen gefiel, aber wenn sie raten sollte, schnitt Mona im Moment besser ab. Mona trug einen tief ausgeschnittenen schwarzen Einteiler, der sich an jede üppige Kurve ihres Körpers schmiegte. Um die Hüften hatte sie einen Rock im Blumendruck gewickelt, der bis zur Hüfte geschlitzt war. Jedes blonde Haar auf ihrem Kopf lag genau da, wo es sein sollte, und sie trug sogar Lippenstift!
Sanna beobachtete, wie Johannes aus seinem Wagen stieg und auf Mona und den Opel zukam. Sie warf einen Blick auf das nasse Micky-Maus-Handtuch in ihrer Hand und hätte es Johannes oder Mona am liebsten um die Ohren gehauen, allerdings hatte sie noch nicht entschieden, wer als Erster drankommen sollte. Mit einem angewiderten Seufzer, der hauptsächlich ihr selbst galt, kroch sie rückwärts aus dem Auto.
„Hallo, Mona“, sagte Johannes.
Sanna verdrehte die Augen, als Mona in Flirtlaune schnurrte:
„Hallo, schöner Mann.“ Sanna spürte Johannes Hand auf ihrer Hüfte, als sie rückwärts aus dem Opel trat und sich die Knie abbürstete. Sie reichte der grinsenden Mona das Handtuch ihrer Tochter.
„Hallo, Sanna“, grüßte Johannes.
Sanna zwang sich dazu, nicht zu erröten, als Johannes Blick langsam über ihren Körper glitt. Ein Funken erschien in seinen Augen. Nicht zum ersten Mal fragte sich Sanna, was ein Mann wie Johannes bloß an ihr fand. Sie war eine Witwe mit drei kleinen Kindern, einem halben Dutzend Haustieren und einem Haus, das 1960 gebaut worden war. Weder nach
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