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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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nein, er soll hierbleiben und schon mal anfangen, ein bisschen Ordnung zu schaffen.« Hoffmann wandte sich an Genoud. »Ich möchte, dass Sie Kopien aller von mir stammenden E-Mails machen. Ich möchte außerdem eine Liste aller Arbeiten, die ich angeblich bei Ihnen in Auftrag gegeben habe, vor allem der, die mit dieser Halle in Zimeysa zu tun haben. Dann möchte ich, dass Sie jede Kamera und jede Wanze aus allen unseren Gebäuden entfernen. Fangen Sie mit meinem Haus an. Und ich will, dass das bis heute Abend erledigt ist. Ist das klar?«
    Genoud schaute Quarry an, der zögernd nickte. Dann sagte er steif: »Wie Sie wollen.«
    Sie verließen das Büro. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, sagte Quarry: »Ich hoffe bei Gott, Alex, dass du für all das eine Erklärung hast, weil ich nämlich sonst …«
    Hoffmann hob warnend einen Finger und blickte zu dem Rauchmelder hoch, der über Marie-Claudes Schreibtisch hing.
    »Gut, verstehe«, sagte Quarry übertrieben deutlich. »Gehen wir in mein Büro.«
    »Nein, das ist auch nicht sicher. Komm mit …«
    Hoffmann ging mit Quarry in die Herrentoilette und schloss die Tür. Die Einzelteile des Rauchmelders lagen immer noch auf dem Waschbecken. Hoffmann erkannte sich im Spiegel kaum wieder. Er sah aus wie je mand, der aus dem Sicherheitstrakt einer Irrenanstalt aus gebrochen war. »Glaubst du, ich bin verrückt, Hugo?«, fragte er.
    »Wenn du schon fragst, ja, das glaube ich. Wahrscheinlich. Ach, ich weiß nicht.«
    »Schon okay. Ich kann’s dir nicht verdenken. Ich verstehe vollkommen, wie diese ganze Geschichte auf einen Außenstehenden wirken muss. Und was ich dir jetzt zu sagen habe, wird dein Vertrauen in mich kaum bestärken.« Er konnte selbst kaum glauben, was er dann sagte. »Ich glaube, dass der Kern unseres Problems VIXAL ist.«
    »Dass er den Delta-Hedge aufgelöst hat?«
    »Dass er den Delta-Hedge aufgelöst hat und dass er mög licherweise etwas mehr tut, als ich vorhergesehen habe.«
    Quarry schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Wovon redest du? Ich kann dir nicht …«
    Die Tür ging auf, aber Quarry drückte sie mit seinem Ellbogen sofort wieder zu. »Nicht jetzt«, sagte er, ohne seinen Blick von Hoffmann abzuwenden. »Hau ab, und piss in deinen Papierkorb, okay?«
    »Okay, Hugo«, erklang eine Stimme von draußen.
    Quarry schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Mehr als du vorhergesehen hast? Was soll das heißen?«
    Hoffmann wählte seine Worte mit Bedacht. » VIXAL könnte möglicherweise Entscheidungen treffen, die nicht völlig im Einklang mit unseren Interessen stehen.«
    »Du meinst mit unseren Interessen als Firma?«
    »Nein, ich meine unsere Interessen … unsere Interessen als Menschen.«
    »Ist das nicht das Gleiche?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Tut mir leid, ich kapiere das nicht ganz. Du glaubst, er macht das alles – diesen ganzen Überwachungsscheiß und so – irgendwie selbst?«
    Fairerweise musste er Quarry zugutehalten, dachte Hoffmann, dass er die Möglichkeit zumindest in Erwägung zu ziehen schien.
    »Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Wir müssen jetzt Schritt für Schritt vorgehen, bis wir genügend Informationen haben, um das endgültig beurteilen zu können. Aber vorher müssen wir die Positionen, die er aufgebaut hat, wieder aus dem Markt nehmen. Das könnte ziemlich riskant werden – nicht nur für uns.«
    »Obwohl er noch Geld verdient?«
    »Es geht nicht darum, ob er Geld verdient. Nicht mehr. Könntest du nur ein einziges Mal das Geld vergessen?« Obwohl es Hoffmann immer schwerer fiel, Ruhe zu bewahren, fügte er leise hinzu: »Über den Punkt sind wir schon weit hinaus.«
    Quarry verschränkte die Arme, schaute auf die Bodenfliesen und dachte nach. »Bist du dir sicher, dass du fit genug bist, um so eine Entscheidung zu treffen?«
    »Ja, absolut. Bitte vertraue mir, okay? Und wenn nur um der letzten acht Jahre willen. Das ist meine letzte Entscheidung, das verspreche ich dir. Nach heute Abend bist du am Ruder.«
    Der Physiker und der Finanzmann schauten sich lange an. Quarry wusste nicht, was er davon halten sollte. Aber wie er später sagte: Im Endeffekt war es Hoffmanns Firma – der Laden trug seinen Namen, sein Genie hatte die Zocker angelockt, und seine Maschine war es gewesen, die das Geld gemacht hatte. »Es ist dein Baby«, sagte er und hielt Hoffmann die Tür auf.
    Mit Quarry im Schlepptau ging Hoffmann hinüber in den Handelsraum. Man fühlte sich besser, wenn

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