Angst
zurückgeben.«
»Nicht, Alex«, sagte Gabrielle.
»Das ist unmöglich, Doktor Hoffmann.«
»Also gut, ich verdoppele noch mal. 400 000 Franken.«
Bertrand tänzelte in seinen seidenen Zen-Slippern hin und her. Seinen weichen Gesichtszügen war deutlich anzusehen, dass er einen Kampf zwischen Moral und Habgier ausfocht. »Nun, ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
»Schluss damit!«, rief Gabrielle. »Es reicht, Alex. Hört auf, beide. Ich ertrage das nicht …«
»Gabby …«
Sie ignorierte Hoffmanns ausgestreckte Hände und drängelte sich durch die Gäste, die die Galerie verließen. Hoffmann lief hinter ihr her. Einmal berührte er in der dichten Menschenmenge ihren Rücken, konnte aber nicht ganz bis zu ihr vordringen. Er kam sich vor wie in einem Albtraum. Als er, eingekeilt von anderen Menschen, dicht hinter ihr auf den Gehweg gelangte, bekam er endlich ihren Ellbogen zu fassen und zog sie in den Türeingang des Nachbarhauses.
»Gabby, hör mir doch zu …«
»Nein.« Sie versuchte, sich loszureißen.
Er schüttelte sie. »Hör mir jetzt zu!« Er war ein kräftiger Mann, sodass ihr Widerstand schnell erlahmte. »Beruhige dich. Danke. Hör dir jetzt bitte an, was ich dir zu sagen habe, okay? Irgendeine bizarre Geschichte läuft hier ab. Ich bin mir sicher, dass die Person, die deine Sachen gekauft hat, dieselbe ist, die mir das Darwin-Buch geschickt hat. Irgendwer versucht, mich in den Wahnsinn zu treiben …«
»Herrgott, Alex, jetzt mach mal einen Punkt. Fang nicht wieder damit an. Ich weiß, dass du meine Sachen gekauft hast, basta.« Sie versuchte wieder, sich loszureißen.
»Nein, hör zu.« Er schüttelte sie abermals. Vage wurde ihm bewusst, dass die Angst ihn aggressiv machte. Er be mühte sich, ruhig zu bleiben. »Ich schwöre, dass ich es nicht war. Das Darwin-Buch ist auf die gleiche Art bezahlt worden – per Banküberweisung über das Internet. Ich wette mit dir: Wenn wir uns jetzt sofort von Monsieur Bertrand die Kontonummer des Käufers zeigen lassen würden, dann würden wir sehen, dass die beiden Nummern übereinstimmen. Du musst begreifen, dass das nicht mein Konto ist, auch wenn es vielleicht auf meinen Namen läuft. Ich weiß nichts davon. Aber ich werde der Sache auf den Grund gehen, das verspreche ich dir. Okay, das ist alles.« Er ließ sie los. »Das ist alles, was ich dir sagen wollte.«
Sie schaute ihn an und massierte sich langsam den Ellbogen. Sie weinte stumm.
Er merkte, dass er ihr wehgetan hatte. »Es tut mir leid.«
Sie schaute zum Himmel hinauf und schluckte. Schließlich bekam sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle. »Du hast wirklich keine Ahnung, wie viel mir diese Ausstellung bedeutet hat, oder?«, sagte sie.
»Natürlich weiß ich, wie …«
»Und jetzt ist alles ruiniert. Und das ist deine Schuld.«
»Also komm, wie kannst du so etwas sagen?«
»Weil es stimmt, Alex. Entweder hast du alles gekauft, weil du in deinem bescheuerten Alphatierwahn geglaubt hast, du tust mir einen Gefallen. Oder diese andere Person, die dich, wie du behauptest, in den Wahnsinn treiben will, hat alles gekauft. So oder so … du bist dabei.«
»Das ist nicht wahr.«
»Also gut, wer ist dieser mysteriöse Mann? Offensichtlich habe ich nichts mit ihm zu schaffen. Aber du musst doch irgendeine Ahnung haben. Ein Konkurrent? Ein Kunde? Die CIA ?«
»Sei nicht albern.«
»Oder Hugo? Vielleicht ist das ja alles ein rasend komischer Schuljungenstreich à la Hugo Quarry.«
»Hugo hat nichts damit zu tun. Wenigstens das weiß ich mit Sicherheit.«
»Natürlich … es ist ja völlig unmöglich, dass dein heiß geliebter Hugo etwas damit zu tun haben könnte.« Sie weinte jetzt nicht mehr. »Was ist nur aus dir geworden, Alex? Leclerc wollte wissen, ob Geld der Grund war, warum du am CERN aufgehört hast. Ich habe nein gesagt. Aber merkst du überhaupt noch, wie du inzwischen daherredest? 200 000 Franken … 400 000 Franken … Sechzig Millionen Dollar für ein Haus, das wir nicht brauchen …«
»Soweit ich mich erinnere, hattest du nichts dagegen, dass wir es gekauft haben. Das Studio gefällt dir, hast du gesagt.«
»Ja, aber nur um dich glücklich zu machen! Glaubst du, mir gefällt dieser Riesenkasten? Ich komme mir vor, als würde ich in einem verdammten Botschaftsgebäude leben.« Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. »Nur mal interessehalber: Wie viel Geld hast du im Moment?«
»Hör auf damit, Gabrielle.«
»Nein, sag’s mir. Ich will’s einfach wissen. Wie
Weitere Kostenlose Bücher