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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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»Ich wollte ihn zum Essen einladen. Es kam nicht dazu.«
    »Das soll ich dir glauben«, bemerkte Daniela in tadelndem Tonfall.
    Sie durfte nicht die Beherrschung verlieren. So lässig, wie es ihr möglich war, meinte sie: »Glaub, was du willst!«
    Dabei konzentrierte sie sich darauf, traurig auszusehen. Das fiel ihr schwer, ohne Zweifel. Umso erleichterter war sie, als sie endlich Feierabend hatte. Daheim jubelte, lachte und kreischte sie, stieß Freudenschreie aus. Sie konnte ihr Glück nicht fassen und fühlte sich super. So gut wie schon lange nicht mehr – seit dem Tod ihrer Freundin Käthe.
    Sie war aufgedreht wie ein Uhrwerk. Überschwänglich begann sie, sämtliche Zimmer aufzuräumen, sprang die Treppenstufen hinauf in den ersten Stock, riss sämtliche Fenster auf und begann abzustauben und zu entrümpeln. Nun würde sie wieder das ganze Haus nutzen, dachte sie. Sie hatte so viele Zimmer. Vielleicht gelang es ihr ja, Fritz Lörsch zu betören. Für zwei Leute war dieses Haus gerade groß genug.
    Die neuen Pläne für ihr zukünftiges Leben trieben sie dazu an, sich bei Deutschlands größtem Online-Marktplatz Ebay umzusehen, was dort zu welchen Preisen angeboten wurde. Sie hatte schon einmal darüber nachgedacht, den Krempel im Obergeschoss zu verhökern, für den sie keine Verwendung mehr hatte. Bei Ebay wurden ähnliche Möbelstücke verkauft, die Gebote waren verlockend. Dort hatte sie die Gelegenheit, ihre Kasse ein wenig aufzubessern.
    Doch ihre gute Laune wurde schlagartig gedämpft. Versehentlich hatte sie in die Rubrik Kunst und Malerei geschaltet. Neben Gemälden wurden dort auch billige Kunstdrucke und Fotos angeboten. Eines davon stach ihr sofort ins Auge. Eine Frau räkelte sich nackt auf einer weißen Decke. Trixi schaute genauer hin. Nein, sie lag nicht, sie stand – und zwar mit einem weißen Badetuch in beiden Händen, die sie nach oben streckte. Ihr wurde schwindelig. Die Umgebung kam ihr bekannt vor. Erst jetzt wagte sie, sich das Gesicht genauer anzuschauen. Das war sie selbst. In ihrem Bad. Nach dem Duschen.
    Sie schnappte entsetzt nach Luft.
    War das ein Erbe von Roland Berkes? War er so unverschämt, ihr zu seinen Lebzeiten einen derartigen Streich zu spielen?
    Obwohl sie in Roland einen Psychopathen gesehen hatte, konnte sie nicht so recht glauben, dass er etwas Derartiges getan hatte. Er hatte nicht ein einziges Mal Mittel wie E-Mail oder Internet oder Handy eingesetzt. Es schien ihr so, als sei er mit dieser Technologie nicht vertraut.
    Plötzlich fiel ihr Bruno Dold ein.
    Natürlich. Sie hatte ihn schon einmal als Voyeur entlarvt, als er sie aus einem der Hochhäuser mit einem Fernglas beobachtet hatte, wie sie unter der Dusche stand. Ihr Badezimmer zeigte genau in die Richtung des Eschbergs. Von den Häusern, die hoch über ihrem Haus lagen, hatte Bruno eine gute Einsicht, wenn Trixi bei offenem Fenster duschte. War er so raffiniert gewesen und hatte sie dabei fotografiert? Trixi wurde schlecht.
    Sie dachte, sie hätte alles getan, damit wieder Ruhe in ihr Leben kam. Aber das Foto im Internet zeigte ihr deutlich, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Die Erkenntnis machte sie schwindelig. Das konnte nicht sein, versuchte sie sich einzureden. Aber das Foto war da, so sehr sie sich auch gegen diese Wahrheit sträubte.
    Was tun?
    Diesen Streich der Polizei anzeigen? Oder selbst dafür sorgen, dass das Bild aus dem Internet verschwand? Das wäre wohl besser. Denn eine Nacktaufnahme von ihr als Beweis, soweit musste ihr Einsatz nun wirklich nicht gehen. Die Polizei lachte schon über sie. Mit diesem Foto würde sie den letzten Rest Respekt verspielen.
    Sie durchsuchte die Angaben über den Verkäufer. Dort stand einfach nur Ebay-Eddy. Als Ortsangabe war Nähe Saarbrücken vermerkt. Also konnte sie es problemlos angehen. Den Gefallen, sich vor allen bloßzustellen, wollte sie Bruno nicht tun.
    Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen: Von Anfang an hatte nicht Roland hinter den Taten gesteckt, sondern Bruno Dold. Dann war er es gewesen, der ihr den Zettel mit der Nachricht: » Ich sehe was, was du nicht siehst!
    Es ist blauäugig, blond und blöd!
    Aber sehr verführerisch! «
    zugeschickt hatte. Das war kein Liebesbrief, sondern eine Andeutung, die sie nicht verstanden hatte. Jetzt verstand sie auch den Ruf, der hinter den Autowracks hervorgeschallt hatte: »Aber bevor du dort landest, hätte ich gern meinen Spaß mit dir. Nur leider bist du zu blind, um es zu sehen!« Der Zeitpunkt

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