Angstfrei arbeiten
können, welchen spezifischen „Mehrwert“ er dem Unternehmen bringt.
Kann bzw. soll denn der Bewerber auchFragen stellen?
Schebeler : Natürlich soll er das! Das Bewerbungsgespräch ist eine Bewerbung auf Gegenseitigkeit – der Personaler darf viel wissen wollen, der Bewerber aber auch.
Fragen nach unserem Leitbild, nach der Führungsphilosophie und Unternehmenskultur, aber auch sehr gerne konkrete Fragen zu seiner potenziellen neuen Stelle: Wie ist das Team strukturiert, wer arbeitet dort noch, was sind die Hauptaufgaben, gibt es z. B. Möglichkeiten, zeitweise international zu arbeiten, etc. Solche Fragen höre und beantworte ich gerne – hingegen sollten die Bewerber bitte nicht als Erstes nach dem Gehalt und den Urlaubstagen fragen.
Zuletzt noch ein scheinbar banaler Tipp zur Vorbereitung: Lesen Sie sich Ihren Lebenslauf vorher nochmals durch. Leider geschieht es allzu oft, dass ich Fragen zu Details des Lebenslaufs stelle und der Bewerber dann ins Stottern gerät oder etwas anderes erzählt als das, was im Lebenslauf steht. Dies lässt mich logischerweise misstrauisch werden und ich bohre dann schon mal intensiver nach.
Was fällt Ihnen zum Thema „Angst vorm Bewerbungsgespräch“ noch ein?
Schebeler : Viele Bewerber scheinen aufgrund der Vermutung, dass der Personaler sie in die Ecke drängen will, unter Stress setzen oder gar fertigmachen will, Angst zu haben. Ganz klar gesagt: Ein faires und seriöses Unternehmen macht so etwas nicht und führt keine „Psycho-Gespräche“! So etwas hat keinen Stil.
Wir wollen niemanden unter Stress setzen. Aber wir wollen Sachverhalte erkennen und verstehen, also fragen wir bei Unklarheit nach – und dies unter Umständen auch hartnäckig und bestimmt. Beim Bewerbungsgespräch sitzt der Bewerber nicht auf der Anklagebank, esist aber auch kein Kaffeeklatsch und keine Kuschelstunde. Wenn der Bewerber schlecht vorbereitet ist, wird er ins Schwimmen geraten – und dies dann aus eigenem Verschulden und nicht deshalb, weil der Personaler so böse ist. Auch die Tatsache, dass vor dem Bewerber oft drei Menschen sitzen, sollte nicht unter Druck setzen, denn es macht meist Sinn: Da gibt es den Personalchef, dann meist den Abteilungsleiter bzw. Fachvorgesetzten, in dessen Abteilung die Stelle angeboten wird, und oft noch einen Trainee, der lernen will. Sinnvoll also und kein Tribunal.
Wie gesagt: Ich weiß, dass jeder Mensch seine Schwächen hat, die muss er auch nicht krampfhaft verbergen oder beschönigen. Aber ich erwarte eine stichhaltige und überzeugende Antwort auf die Frage „Was tun Sie dagegen?“. Dies entlarvt nämlich die „Opfer“, die sich ohnmächtig fühlen, oder zeigt, wenn sich jemand eigenverantwortlich weiterentwickeln will.
Abschließend sei gesagt: Bewerber müssen keine Angst haben – schließlich haben sie eigentlich nichts zu verlieren. Im schlimmsten Fall gewinnen Sie eben „nur“ nichts. Außerdem sind wir Personaler auch nur Menschen, mit denen man reden kann. Und: Ein Bewerbungsverfahren ist doch genau genommen eine Situation unter Gleichberechtigten: Der Bewerber will eine Stelle und das Unternehmen will einen passenden neuen Mitarbeiter. Genauso wie ein Unternehmen eine Absageschicken kann, kann auch ein Bewerber dem Unternehmen absagen. Jede Seite ist frei in ihren Entscheidungen.
Herr Schebeler, herzlichen Dank für die interessanten Einblicke in Ihre Arbeit und die wertvollen Tipps !
Auf den Punkt gebracht
Entscheiden Sie selbst darüber, wie groß oder klein die „Bühne“ ist, auf der Sie sich wohlfühlen.
Zeigen Sie Persönlichkeit und Konturen – haben Sie den Mut, Nein zu sagen und konstruktives, auch mal hartes Feedback zu geben.
Eine sehr gute Vorbereitung ist die halbe Miete, ob für eine Präsentation oder für Gehalts- und Bewerbungsgespräche.
Und dann: Authentisch bleiben und üben, üben, üben!
Der richtige Umgang mit schwierigen Zeitgenossen
Manche Menschen sind einfach schwierig, wirklich wahr! Sie ticken anders als wir, sie kommunizieren zu wenig, sind irgendwie seltsam. Schwierig eben. Vielen dieser Menschen können wir aus dem Weg gehen – blöderweise nicht allen. Mit manchen dieser Zeitgenossen müssen wir uns beschäftigen, ob wir nun wollen oder nicht. Und wenn wir das dann mutig tun, merken wir doch oft: Der ist gar nicht so seltsam. Und wenn er vielleicht noch seltsamer ist als gedacht und ich begegne ihm mutig: Dann lerne ich wenigstens etwas über den Umgang mit schwierigen Zeitgenossen –
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