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Angstfrei arbeiten

Angstfrei arbeiten

Titel: Angstfrei arbeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Stackelberg
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brauchen gerade selbst besonderen Zuspruch und Stärke von mir – wir haben immer noch Kurzarbeit – und Kollegen sind ja mit ähnlichen Problemen beschäftigt. Ich fühle mich seit Längerem wie der Hamster im Rad – und ich hab keine Ahnung, wo der Ausgang ist.“
    Sie erinnern sich: Am Anfang des Buches habe ich Ihnen Rudi vorgestellt – ein Chef, der endlich mal in aller Öffentlichkeit über seine Ängste und Unsicherheiten sprach. Und ich wiederhole es: Die Welt braucht mehr Rudis!
    Viele Führungskräfte – vor allem die männlichen – sind nämlich zusätzlich zum Stress jeden Tag auch noch in einer anderen Schublade gefangen: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“, oder: „Kerle jammern nicht!“, oder: „Der Chef muss andere motivieren können, der muss immer wissen, wo es langgeht!“
    Ach ja? Welche seltsamen Weisheiten und Gesetze sind das eigentlich? Warum darf sich der Mitarbeiter beim Chef ausweinen und Ballast abladen und der Chef hat keine Anlaufstelle? Warum scheinen sich in der öffentlichen Meinung Autorität und Souveränität einerseits und Angst bzw. Selbstzweifel andererseits derart zu widersprechen? Unseren Söhnen bringen wir bei, dass Jungs auch mal schwach sein und weinen dürfen – und was ist mit den Vätern?
    Wir brauchen mehr selbstbewusste Führungskräfte, die offen zu ihren Ängsten stehen. Dies ist eben gerade kein Zeichen von Schwäche, sondern einfach menschlich und letztlich sehr souverän. Solche Chefs geben ein gutes Vorbild ab, zeigen, wie man mit Krisen, Ängsten und Zweifeln gut umgehen kann. Außerdem sind sie lange nicht so angreifbar wie die vermeintlich Perfekten. Überlegen Sie doch einmal, wie viel Energie und Zeit es kostet, seine Ängste um jeden Preis verbergen zu wollen. Ist es da nicht viel klüger, offen und ehrlich zu sagen: Hier weiß ich auch nicht weiter?
    Natürlich nicht immer und ständig, denn schließlich sollte eine gute Führungskraft in der Regel schon wissen, wo es langgeht. Keine Sorge, Chefs sollen jetzt nicht zum Weichei oder zur Memme mutieren – aber sie sollen doch bitteMensch sein dürfen! Und die haben hin und wieder Zweifel und Ängste. Ist so. Punkt.
    Mit solch einer Offenheit sind diese Chefs dann Vorbild, Ihr Verhalten wird nachvollziehbarer, greifbarer, konkreter für ihre Mitarbeiter. Und außerdem haben sie auch selbst etwas davon: Wer sich mit anderen über Probleme am Arbeitsplatz austauscht, verarbeitet negative Emotionen schneller und besser als der stille Grübler. Das haben Untersuchungen des Psychologen Matthew Lieberman von der Universität von Kalifornien in Los Angeles ergeben.
    Und jetzt verrate ich Ihnen noch, was ich mit „Erfolg macht einsam“ meine: Ich habe öfter Chefs im Coaching, die genau das beklagen: Es traut sich kaum jemand, seinem Chef ehrliches Feedbackzu geben, ihm einmal ganz ungeschminkt seine Meinung zu sagen.
    Klar, der Chef ist eine Respektsperson. So wie früher der Lehrer. Aber der Chef ist auch ein Mensch – wie schon mehrfach erwähnt –, und der macht Fehler. Und woher zum Teufel soll er denn wissen, dass er Fehler macht oder wie seine Mitarbeiter ihn so sehen, wenn ihm das niemand sagt? Gut, es gibt dann noch den Chef-Chef oder den Coach, der seinem Klienten den Spiegel vorhält und ihm ehrliches und offenes Feedback gibt.
    Ich möchte Sie also hiermit dazu einladen, offener und ehrlich mit Ihrem Chef zu reden! Geben Sie ihm die Rückmeldung, mit der er sein Verhalten reflektieren und gegebenenfalls verändern kann! Erzählen Sie ihm ehrlich, wie es gerade in der Belegschaft aussieht, welche Stimmung gerade herrscht. Beklagen Sie sich nicht nur, sondern machen Sie gleich ein paar Vorschläge, was Sie alle gemeinsamverbessern könnten. Haben Sie Verständnis, reden Sie aber auch deutlich über Ihre Bedürfnisse und Wünsche.
    Und bedenken Sie immer: Woher soll Ihr Chef wissen, was er ändern sollte, wenn es ihm keiner sagt?
    Wie immer in solchen Gesprächen: Der Ton macht die Musik. Bereiten Sie so ein Gespräch gut vor, nehmen Sie ihm viel ab an Recherche etc.
    Und noch eine Ermutigung an Sie, lieber Chef: Lassen Sie ein klein wenig mehr in sich hineinschauen, seien Sie Mensch! Zeigen Sie sich als der Mensch, der nicht immer alles weiß, der auch mal verzagt, ratlos oder zweifelnd ist. Sie werden sehen: Das tut Ihrer Autorität und Ihrem Standing bei den Mitarbeitern keinen Abbruch, im Gegenteil. Denken Sie öfter mal an Rudi und tun Sie es ihm nach.
    Auf den Punkt gebracht
Haben

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