Angstfrei arbeiten
haben Sie dadurch gewonnen?
Koark : Ich habe dadurch an Selbstvertrauen gewonnen. Und ich habe mehr Energie, wenn ich Ängste annehme. Ich habe mehr Energie dafür, neue Situationen herbeizuführen, in denen es mir besser geht. Ich habe auch gelernt, dass manchmal andere Menschen etwas wissen, was ich nicht weiß, und mir in dem Moment, in dem sie von meiner Situation erfahren, mit Kontakten oder Ideen weiterhelfen können. Manchmal ist dadurch die Lösung der beängstigenden Situation viel näher, als ich dachte.
Frau Koark, wenn ich mich traue, über meine Ängste und Zweifel zu sprechen: Was sollte ich beachten, damit ich mich gut schütze? Wie sollte ich wählen, wem ich was erzähle? Wie mache ich es richtig?
Koark : Wenn ich ständig davon ausgehe, dass jemand dieses Wissen missbrauchen könnte und ich deshalb übervorsichtig bin – dann beschwöre ich Probleme herauf, die sonst gar nicht da gewesen wären. Ich habe meistens etwas ganz anderes erlebt: Wenn ich ehrlich und offen bin, fühlen sich andere Menschen an ihre eigenen schwierigen Situationen erinnert, können es meist gut annehmen und oft sogar helfen. Manchmal muss man es riskieren, ein Mensch zu sein. Deshalb halte ich nichts davon, wenn man sich taktisch verhält oder Menschen ausschließt. Eine halbe Offenheit ist nicht wirklich eine Offenheit. Nur wenn ich zu meiner Situation stehe, kann ich weitergehen.
Frau Koark, wenn mir die Angst vor dem Jobverlust – gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise – im Nacken sitzt: Welchen ersten kleinen Schritt raten Sie mir? Ganz konkret: Wie könnte ich morgen ein klein wenig anders mit meiner Angst umgehen?
Koark : Wenn ich aus der Angst heraus handle, dann mache ich das oft so übervorsichtig, dass ich vielleicht verliere. Es ist wichtig, dass wir dann unsere Arbeit genauso machen, als ob wir diese Angst nicht hätten. Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Da hilft oft autogenes Training oder Yoga.
Trotzdem ist es gut, dass ich mich auf den Ernstfall vorbereite. Da hilft es nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und zu warten, bis „es“ passiert. Deshalb sollte ich die Angst beschäftigt halten und zum Beispiel meinen Lebenslauf auf den neuesten Stand bringen oder besser gestalten, Zeugnisse sortieren und meine Unterlagen ergänzen. So kann ich im Falle eines Falles gleich mit der Jobsuche loslegen.
Es schadet nie, sich auf dem Markt nach möglichen Alternativen umzusehen. Und ich sollte immer an andere Veränderungssituationen in meinem Leben denken, vor denen ich Angst hatte und die ich gut bewältigt habe.
Sehr oft ist Veränderung lange nicht so schlimm, wie wir ursprünglich befürchtet haben.
Frau Koark, herzlichen Dank für Ihre wertvollen Tipps!
Erfolg macht einsam – die Angst als Chef
„Chef müsste man sein, da könnte ich dann auch andere nach meiner Pfeife tanzen lassen!“ – Dies denkt sich so mancher Angestellte, der unter einem schwierigen Chef zu leiden hat. Der darf, wie er will, der verdient viel Geld, sitzt im Eckbüro, geht ständig teuer essen und fährt einen dicken Firmenwagen. Viele Klischees und Vorurteile gibt es über „den Chef“ – wobei es „den“ Chef ja sicher nicht gibt. Erstens sind Chefs auch Menschen und somit so unterschiedlich, wie Menschen nun einmal sind. Und dann macht es sicherlich auch einen Unterschied, ob es eine Führungskraft der unteren, mittleren oder oberen Führungsebeneist – ob dieser Chef noch Chefs über sich hat oder nicht.
Durch meine Arbeit als Trainerin bei MAN und in anderen Unternehmen kenne ich etliche Chefs, und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Tauschen möchte ich eigentlich mit keinem von ihnen. Ich erlebe nämlich häufig ungemein gehetzte Manager, ständig auf dem Sprung in den nächsten Termin, mit enorm viel Verantwortung für viele Mitarbeiter, unter heftigem Zahlendruck von „oben“ und mit zig Baustellen, die sie parallel zu bewältigen haben. Wenig Zeit für echte Gespräche, kaum Rückzugsmöglichkeiten, nicht selten mit längst gescheiterten Ehen und den ersten Herzinfarkt schon hinter sich. Da bleibt schnell nichts mehr übrig vom Glamour, vom Traum der fetten Kohle und der Faszination des 7er BMWs.
Peter, 46 Jahre, in der mittleren Führungsebene eines Konzerns tätig, Coaching-Klient:
„Wissen Sie eigentlich, Frau Stackelberg, wie gut mir das tut, wenn mir einfach mal jemand 90 Minuten mit aller Aufmerksamkeit und Wertschätzung zuhört? Meine Familie möchte ich nicht belasten, meine Mitarbeiter
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