Angstfrei arbeiten
uns hin und wieder ganz bewusst dieses Selbstmitleid, dieses „Die anderen sind doof und schuld und überhaupt“. Das ist in Ordnung. Ehrlich. Aber eben nur für einen gewissen Zeitraum und bewusst inszeniert. Auch das hat dann jain gewisser Weise wieder mit Eigenverantwortung zu tun: Ich beschließe, mir heute und morgen sehr, sehr leidzutun, mich darin zu baden und dafür zu sorgen, dass es mir übermorgen wieder besser geht. Dann kann ich nämlich übermorgen wieder erwachsen werden und eigenverantwortlich mein Leben in die Hand nehmen.
Denn: Dass andauerndes Selbstmitleid und „Die anderen sind schuld!“ auf Dauer mein Leben in die richtigen Bahnen lenkt, das wage ich doch mal ganz entschieden zu bezweifeln. Die Verantwortungfür mein eigenes Leben muss nicht erdrückend und schwer sein. Die Verantwortung bedeutet auch eigenes Vermögen, eigene Möglichkeiten, Kreativität, Stolz auf Erreichtes, Ausprobieren, Neugestaltung, Unabhängigkeit und einfach Spaß am Leben.
Es gibt nicht „die“ richtige Entscheidung – entscheidend ist, dass wir uns entscheiden und die Verantwortung für unser Denken und Handeln selbst übernehmen. Denn wir haben die Wahl – immer! Ich ermutige Sie dazu, eine Entscheidung zu treffen mit allen Konsequenzen, die diese Entscheidung mit sich bringt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich von der Opferrolle verabschieden und Ihr Leben selbst in die Hand nehmen – mit aller Unterstützung, die Ihre Freunde, Ihre Familie oder auch ein Coach Ihnen dafür geben können.
Jesper Juul, dänischer Familientherapeut, hat einmal über Eigenverantwortung gesagt:
„Es ist eine reale Herausforderung, aber gleichzeitig eine äußerst philosophische Angelegenheit, dass jeder von uns für sein eigenes Leben verantwortlich ist – für unsere Emotionen, unsere Gedanken, für unser Sein. Denn es ist erschreckend:In dem Augenblick, in dem du Verantwortung übernimmst, wirst du mit deiner elementaren Einsamkeit konfrontiert. Ich kann niemanden für mein Leben, so wie ich es lebe, beschuldigen – ich kann mich zwar auf meine Kindheit beziehen und sagen, dies oder jenes hat mich sehr beeinflusst, aber ich weiß, ich kann mich damit nicht herausreden. Die Verantwortung für mein Leben trage ich alleine und niemand sonst. Und in diesem Zusammenhang steht der Mensch vor einer existenziellen Wahl und hat zwei Möglichkeiten: Will ich verantwortlich sein für mein Leben oder will ich Opfer sein?“
Wollen Sie das Opfer sein? Oder der Macher? Entscheiden Sie selbst!
Lassen Sie sich helfen – Austauschund Netzwerk
Ihr Leben eigenverantwortlich selbst in die Hand zu nehmen bedeutet nicht, dass Sie allein auf weiter Flur sind und alles ganz allein schaffen müssen. Denn Sie leben ja wahrscheinlich nicht als Eremit auf einer einsamen Insel, sondern sind umgeben von Mitmenschen. Und die können Ihnen helfen und Ihnen guttun – sie müssen nur wissen, dass hin und wieder Unterstützungangesagt ist. Also: Reden Sie mit ihnen! Fressen Sie nicht alles in sich hinein, meinen Sie nicht, alles mit sich selbst ausmachen zu müssen. Teilen Sie sich mit, reden Sie, teilen Sie Eindrücke, Erlebnisse und Gedanken mit anderen.
Miteinander reden bringt viele Vorteile:
Durch das Aussprechen klären und strukturieren Sie automatisch Ihre Gedanken. Das hilft besonders dann, wenn Sie das Gefühl haben, nur ein einziges Kuddelmuddel an Gedanken im Kopf zu haben. Sie sortieren, Sie bringen Ordnung in Ihre Gedanken und kommen dabei auf ganz neue, vielleicht sehr hilfreiche.
Sie erfahren allein schon dadurch Wertschätzung, dass Ihnen jemand mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhört. Zuhören – einfach nur zuhören ist nämlich schon eine große Kunst. Kennen Sie Momo?
Michael Ende schreibt über seine Momo:
„Momo konnte zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, wie sie etwas fragte oder sagte, brachte den anderen auf solche Gedanken – nein, sie saß nur da und hörte zu mit aller Anteilnahme und Aufmerksamkeit. […] Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Menschen auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten, oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen – einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter
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