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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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gegeben.«
    »Nein.« Rose wandte das Gesicht ab.
    »Du bist mehrmals aufgewacht, warst aber nicht ansprechbar. Du hattest hohes Fieber. Aber ich habe die ganze Zeit auf dich aufgepasst. Ich dachte, du findest es vermutlich besser, wenn du nicht ins Krankenhaus musst.«
    »Tut mir leid.«
    »Das ist jetzt nicht so wichtig.« Kate setzte sich zu ihr aufs Bett. Sie hatte sich die Haare zurückgebunden, und mit ihrem sommersprossigen Gesicht und den klaren grünen Augen sah sie so frisch aus, dass Rose angesichts ihres eigenen verunreinigten Zustands am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
    »Rose, ist momentan alles in Ordnung mit dir?«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist nur … seit Flossie … also, seit dem Krankenhausaufenthalt habe ich ein Auge auf dich gehabt.«
    »Wir haben uns doch kaum gesehen.«
    »Vergiss nicht, ich bin hier im Dorf die Hausärztin. Mir entgeht so gut wie nichts.« Kate nahm Roses Hand und drückte sie so sanft, dass Rose die Kehle eng wurde, als würde jeden Moment etwas aus ihr hervorbrechen. Und dann konnte sie es nicht mehr zurückhalten: Die Tränen begannen zu fließen, und heftige, reinigende Schluchzer schüttelten ihren Körper. Sie vergrub das Gesicht an Kates Schulter.
    »Ist ja gut«, sagte Kate immer wieder. Sie hielt Rose fest und strich ihr über den Rücken, während ihr sauberes, nach Lavendel duftendes T-Shirt alle Tränen aufsog.
    »Es tut mir leid, Kate«, schluchzte Rose wieder und wieder. »Tut mir so leid.«
    Irgendwann sank Rose zurück in die Kissen. Ihre Augen waren geschwollen, das Gesicht fleckig von Rotz und Tränen. Kate reichte ihr ein Papiertaschentuch, mit dem sie sich notdürftig saubermachte.
    Rose konnte ihre Freundin und Ärztin nicht ansehen, weil sie Angst hatte, dass deren Mitgefühl gleich den nächsten Weinkrampf auslösen würde.
    »Ich weiß nicht, Kate. Ich glaube, ich brauche einfach bloß Zeit. Das mit Floss war so ein Schock. Und …«
    »Und?«
    »Und … ich fühle mich so allein. So schrecklich allein. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so allein gefühlt.« Roses Stimme war auf einen Bruchteil ihrer normalen Lautstärke geschrumpft. »Ich komme mir vor, als wäre da eine Wand, irgendein Kraftfeld zwischen mir und der Welt. Ich meine – ich kümmere mich um die Kinder, aber sonst mache ich nichts. Ich komme mir so nutzlos vor …« Vor lauter Selbstmitleid fing sie erneut an zu weinen.
    »Hast du schon mit Gareth darüber gesprochen?«
    »Nein. Er soll nichts davon erfahren.«
    »Aber vielleicht könnte er dir helfen?«
    »Er soll nichts davon erfahren!«, wiederholte Rose.
    »Ist ja schon gut.«
    Es klopfte an der Tür, und Polly kam mit einer Tasse Tee für Kate ins Zimmer. Rose wandte den Blick ab.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Polly mit vor Mitleid triefender Stimme.
    »Sie ist jetzt wach«, antwortete Kate. »Ich glaube, sie würde auch gern eine Tasse Tee trinken. Oder, Rose?«
    Rose nickte.
    »Ich sag Gareth, er soll gleich eine raufbringen«, erklärte Polly. »Ich muss jetzt die Kinder baden.«
    »Bring Flossie her«, murmelte Rose.
    »Wie?« Polly, die Rose nicht verstanden hatte, beugte sich übers Bett. Roses Hand kam unter der Decke hervorgeschossen und packte Polly am knochigen Handgelenk.
    »Bring Flossie her, sofort.«
    »Meinen Sie, das geht in Ordnung, Kate?«, fragte Polly, zog ihren Arm aus Roses Griff und rieb sich das Handgelenk. »Darf sie das Baby haben?«
    »Rose möchte es gern. Flossie hat ihre Impfung bekommen, also bringen Sie sie bitte«, forderte Kate sie auf und streichelte Roses Schulter.
    »Na ja, wenn Sie meinen …« Polly ging und zog die Tür hinter sich zu.
    »Ich will nicht, dass sie mit meinem Baby allein ist«, sagte Rose zu Kate.
    »Ach, Rose.« Kate faltete die Hände in ihrem Schoß und sah sie lange an. Das Schweigen zwischen ihnen wurde von Kates Pieper unterbrochen. »Mist.« Sie warf einen Blick auf das Display. »Ich muss los.« Sie stand auf, zog ihre Tasche zu sich heran und nahm den Rezeptblock heraus.
    »Ich will keine Medikamente«, sagte Rose. »Ich will nicht, dass irgendwas in die Milch gelangt.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du Floss die nächsten achtundvierzig Stunden nicht stillst, Rose. Nur für den Fall.«
    »Den Fall?«
    »Nur um ganz sicherzugehen. Falls doch noch was anderes im Spiel war. Außer Alkohol.«
    Rose drückte das Gesicht ins Kissen und spürte erneut Tränen aufsteigen.
    »Hier ist dein Rezept.« Kate legte den grünen Zettel auf Roses

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