Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
Vom Netzwerk:
sie still war, dann erst sprach er.
    »Ich kam gerade aus Bath zurück, als ich fast mit Gareth zusammengestoßen wäre, der wie ein Irrer Richtung Autobahn gerast ist. Er hat ausgesehen wie der vierte Reiter der Apokalypse.«
    »Er wollte mich holen, Simon.«
    »Schhh, schhh.« Wieder strich er ihr übers Haar.
    »Du hattest die ganze Zeit recht. Sie vögeln miteinander – er und Polly. Sie hat ihn um den Finger gewickelt.«
    »Das tut mir leid, Rose.«
    »Sie ist ein schrecklicher Mensch.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen.«
    » Mum !«
    Annas verängstigter Schrei durchdrang die Nacht und schoss Rose direkt ins Herz. Sie ließ Simon los, rannte die Treppe hinunter und stolperte über die Steinstufen hinunter zum Haus, wo Anna halb erfroren in der Küchentür stand. Simon kam hinterher. Er hatte das Licht ausgeschaltet und die Türen geschlossen. Von oben hörte Rose Flossies klagendes, durchdringendes Weinen.
    »Mum, Flossie ist aufgewacht und weint. Ich hab nach dir gerufen, aber du bist nicht gekommen.« Anna verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihre Mutter an. Ihre Angst war bockiger Gereiztheit gewichen.
    »Das ist alles?«, schrie Rose und packte Anna bei den Schultern. »Das ist alles? Ich dachte, es wäre sonst was passiert!« Sie schüttelte sie grob, als die Erleichterung, dass ihre Tochter nicht von einem Monster angegriffen worden war, jäh in Wut umschlug.
    »Aua, du tust mir weh!«, rief Anna.
    »Rose.« Simon schritt ein und zog sie von Anna weg. »Ganz ruhig. Anna kann doch nichts dafür. Sie hat sich gefürchtet. Alles in Ordnung, Liebes?« Er ging in die Hocke und streichelte Anna den Kopf.
    Anna nickte stumm, aber in ihren Augen standen noch der Schock und Schmerz über den Gewaltausbruch ihrer Mutter.
    Rose wurde schwindelig. »Tut mir leid«, murmelte sie, dann stolperte sie an den beiden vorbei in die Küche.
    »Sie hat im Moment viel um die Ohren, Anna«, beruhigte Simon sie, als er sie zurück ins Haus führte. »Das hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ja«, sagte Anna benommen.
    »Hör zu, Schatz, es tut mir wirklich leid.« Rose ging zitternd vor ihr in die Knie und nahm ihre Hand. »Bitte verzeih mir.«
    Anna sah auf ihre Hand herab und nickte. Flossies Geschrei war zwischenzeitlich immer lauter geworden.
    »Na komm, kleines Fräulein«, sagte Simon. »Wir gehen mal besser und kümmern uns um deine Schwester. Es ist  mitten in der Nacht, also husch zurück ins Bett.« Zusammen mit Anna machte er sich auf den Weg nach oben. »Ich verspreche dir, dass deine Mum ab jetzt immer da sein wird. Sie geht nicht mehr aus dem Haus, stimmt’s, Rose?«
    »Nein«, sagte Rose, obwohl sie darauf brannte, zum Atelier zu gehen und nachzuschauen, was sich dort getan hatte, seit sie zum letzten Mal dort gewesen war. Sobald Simon und Anna verschwunden waren, kauerte sie sich im alten Küchensessel zusammen. Dort verharrte sie eine gefühlte Ewigkeit und klammerte sich mit aller Kraft an das, was noch von ihrem Selbst übrig war. Dann stand sie auf, streckte sich, öffnete eine Flasche von Gareths Laphroaig und stellte sie zusammen mit zwei Gläsern auf den Tisch. Sie goss sich gut zwei Fingerbreit ein und gab einen Spritzer Wasser hinzu. Gareth wäre entsetzt gewesen. Sie schaltete das Licht aus und zündete stattdessen ein paar Kerzen an, die sie auf den Küchentresen stellte.
    Schließlich kam Simon wieder nach unten.
    »Das war vielleicht ein Akt«, meinte er mit einem Lächeln. »Aber jetzt schlafen sie wieder.«
    »Gut«, sagte Rose. »Einen Drink?«
    »Wie die Tochter, so die Mutter«, meinte Simon.
    »Was?«
    »Du willst heute Nacht auch nicht allein sein, oder?«
    »Du hast mich durchschaut.« Rose schenkte ihm großzügig ein. Sie stürzten den Whisky hinunter und füllten ihre Gläser erneut.
    »Dem Himmel sei Dank für unser Au-pair-Mädchen«, sagte Simon. »Miranda hat wieder mal zu tun, aber Janka ist da und kann sich um die Kinder kümmern, falls irgendwas sein sollte.«
    »Keine Angst, ich melde dich deswegen schon nicht beim Jugendamt. Solange du ihnen nicht verrätst, dass ich meine Tochter geschüttelt habe.«
    Sie setzten sich einander gegenüber im flackernden Kerzenschein an den Tisch.
    »Ich mache mir Sorgen um dich, Rose.«
    »Ich bin erwachsen. Ich komme schon klar«, erwiderte sie. Und sie glaubte es wirklich. Nach Frankreich zu gehen würde all ihre Probleme lösen.
    »Was glaubst du denn, wo Gareth ist?«, wollte Simon wissen.
    »In Brighton.«
    »Ah.«
    »Er ist

Weitere Kostenlose Bücher