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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Platz ein. Kurz darauf war die Abschlussausstellung, und es gab keine Zeit, zurückzuschauen.
    Rose hätte es übelnehmen können, dass Christos sich für Polly entschieden hatte, aber sie begriff, dass die beiden, sobald sie einander begegnet waren, eigentlich keine andere Wahl gehabt hatten. Außerdem hatte Polly ihn ihr ja nicht ausgespannt – sie war bewusstlos gewesen, als er sich in sie verliebt hatte.
    Es war einfach die Art von Wirkung, die Polly auf Männer ausübte.
    »Wieso fahren wir nicht weiter?« Anna, die zum zweiten Mal aufgewacht war, beugte sich vor und tippte Rose auf die Schulter.
    »Keine Ahnung. Vielleicht eine Baustelle oder ein Unfall«, antwortete Rose. »Versuch, noch ein bisschen zu schlafen.«
    »Ich schau lieber aus dem Fenster. Ich mag die Lichter im Regen.« Anna ließ sich zurücksinken und drückte das Gesicht gegen die kalte beschlagene Fensterscheibe.
    Wenig später setzten sie sich wieder in Bewegung. Sie krochen die nassglänzende Fahrbahn entlang, in die Abgase der anderen Autos eingehüllt wie in einen wogenden Nebel.
    Rose sah die Lichter des Krankenwagens weiter vorn und das rotierende Blaulicht der Streifenwagen.
    »Da vorn ist ein Unfall. Schau weg, Anna.«
    Im Schneckentempo rollten sie an der Stelle vorbei. Ein Lastwagen hatte einen auf dem Standstreifen geparkten Minivan gerammt. Er hatte ihn zusammengefaltet und dann direkt in den entgegenkommenden Verkehr geschoben.
    »Anna, schau nicht hin!«, rief Rose, als sie das Autowrack passierten. Es befand sich auf ihrer Seite der Fahrbahn, und obwohl sie es versuchte, konnte sie den Blick nicht abwenden. Sie sah, wie sich die Rettungsmannschaft bemühte, zu den Insassen vorzudringen, die einer Familie von Marionetten ähnelten, denen man die Schnüre gekappt hatte. Ein winziger lebloser Körper, offenbar der erste, der aus dem Wrack befreit worden war, wurde gerade unter einem Tuch auf einer Trage weggerollt. Rose wandte sich ruckartig ab und sah am oberen Rand der von Flutlichtern erleuchteten grasbewachsenen Böschung ein kleines Mädchen liegen. Eines der Beine klemmte unter ihrem Körper, der Kopf war in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt, und ihre Augen waren weit aufgerissen. Mehrere Sanitäter standen um sie herum. Einer sah aus, als weinte er.

6
    A ls sie endlich, zwei Stunden später als geplant, zu Hause ankamen, war Gareth noch in seinem Atelier. Er kam nicht zum Wagen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, was Rose als gutes Zeichen wertete. Wenn er so sehr in seine Arbeit vertieft war, dann bedeutete das, dass er Fortschritte machte, und sie würde sich nicht einen Moment lang mit dem Gedanken aufhalten, ob sein Nichterscheinen möglicherweise mit der Tatsache zu tun hatte, dass er Polly nicht sehen wollte.
    »Geht ruhig schon rein, es ist offen«, sagte Rose zu Polly und den Jungs. »Anna zeigt euch den Weg.«
    Ihre kleine Tochter führte die Gäste durch den Kräutergarten hinunter zur Haustür.
    »Passt auf mit den Stufen«, warnte sie und sah über die Schulter zurück. Sie schien ihre Verantwortung sehr ernst zu nehmen. »Es sind ziemlich viele.«
    Rose löste den Sicherheitsgurt von Flossies Babyschale und hängte sich den Griff in die Armbeuge. Dann sammelte sie die Milchflaschen ein, die sie an der Tankstelle auf der Hauptstraße kurz vor dem Ortseingang gekauft hatte, und folgte den anderen zum Haus.
    »Sehr nett«, meinte Polly, die in der Küche mit ihrer gewölbten Decke winzig wirkte. »Muss ganz schön was gekostet haben.«
    »Das Haus war praktisch eine Ruine, das heißt, für die Gegend war es ziemlich erschwinglich«, erklärte Rose, während sie sich daranmachte, den Tisch zu decken. Es ärgerte sie ein wenig, dass Gareth nicht wenigstens damit angefangen hatte, die Küche fürs Abendessen vorzubereiten. »Aber wir haben dafür mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlt.«
    »Ist wirklich sehr schick geworden.« Polly kauerte sich in dem großen alten Sessel zusammen, der in der Ecke stand, und sah Rose bei der Arbeit zu. »Sehr fertig .«
    Rose fragte sich, warum das wie Kritik klang.
    »Bei uns gibt es kein fertig«, fuhr Polly fort. »Christos lässt sich immer von was anderem ablenken. Er kann sich nie auf eine Sache konzentrieren, deswegen leben wir mitten zwischen lauter angefangenen Projekten – die Pinsel liegen in der Spüle, aus der Decke hängen die Kabel raus. Es hört nie auf. O Gott.«
    Polly ließ sich in die Polster zurücksinken und schlug die Hände vors Gesicht. Rose kam

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