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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Zelten im Wald verbracht. Sie hatten so gut wie nie ein Schulbuch aufgeschlagen, und doch waren sie am Ende belesener und reifer als die meisten ihrer Altersgenossen, die eine reguläre Schule besucht hatten.
    »Das meine ich nicht. Das, was wir hatten – das war Freiheit. Pam und John haben sicher eine Menge falsch gemacht, aber in der Hinsicht wussten sie ganz genau, was sie taten. Die beiden kommen mir irgendwie so – ich weiß nicht – vernachlässigt vor. Nein, vielleicht trifft es das nicht ganz. Eher so, als hätte ihnen nie jemand Beachtung geschenkt.«
    »Ich möchte nicht, dass diese Diskussion darauf hinausläuft, dass du auf Polly eindrischst«, warnte Rose.
    »Ich habe nichts gesagt«, erwiderte Gareth und hob mit einem schiefen Grinsen die Hände.
    »Aber du hast schon recht. Yannis und Nico scheinen nicht besonders viel Erziehung genossen zu haben.« Rose legte Flossie an die andere Brust. »Zumindest nicht in der letzten Zeit.«
    Gareth schaltete die Kaffeemaschine ein und stellte sich hinter Rose, um zuzusehen, wie seine Tochter mit ihrem winzigen Händchen auf die Brust ihrer Mutter einschlug, damit die Milch schneller floss. Er streckte einen Finger aus, und Flossies Faust schloss sich darum. Milch lief ihr aus dem Mundwinkel.
    »Das ist so schön«, flüsterte er. Rose spürte, wie sich seine Erektion in ihren Rücken presste. Ihr beim Stillen zuzusehen hatte Gareth schon immer erregt. Rose war dankbar dafür. Es war etwas ganz Besonderes zwischen ihnen: ihre ureigene Form der Intimität und ein leicht schamvolles Geheimnis.
    »Mmm. Rieche ich da etwa Kaffee?«
    Rose fuhr zusammen und drehte sich um. Polly stand in der Küche. Gareth rückte von ihr ab, und Flossie rutschte die Brustwarze aus dem Mund, woraufhin sie prompt zu schreien begann. Polly war barfuß und trug nichts am Leib als ein dünnes altes Baumwollnachthemd. Allerdings hätte sie genauso gut nackt sein können, denn ihre aufgerichteten Brustwarzen und das dunkle Schamhaar waren unter dem Stoff deutlich zu sehen. Wenigstens kennt Gareth das alles schon von Christos’ Bild, dachte Rose. Für ihn ist es nichts Neues.
    »Komm doch rein«, sagte sie und legte Flossie wieder an.
    »Ich mache dir einen Kaffee. Stark, schwarz, ohne Zucker, stimmt’s?« Gareth trat zum Herd.
    »Gutes Gedächtnis.« Polly lächelte. Dann ließ sie sich am Küchentisch nieder. Erst jetzt fiel Rose auf, dass sie zitterte.
    »Geht’s dir gut?«
    »Mir ist ein bisschen kalt«, antwortete Polly. »Ich hab ganz vergessen, dass wir nicht in Griechenland sind.«
    »Gareth, könntest du vielleicht meinen Kimono für Polly holen?«
    »Sicher«, sagte Gareth und stellte den Kaffee vor Polly hin. Dann drehte er sich um und lief die Treppe hoch.
    Polly kramte in einem bestickten Beutel, den sie über der Schulter getragen hatte, und förderte mehrere braune Pillenfläschchen zutage. Ihre Hände waren so zittrig, dass die Pillen in den Fläschchen rasselten.
    »Von denen hier kriege ich auch das Zittern«, sagte sie.
    »Was ist das denn?«
    »Die griechischen Ärzte verschreiben alles querbeet. Gott sei Dank, kann ich nur sagen.« Sie spülte eine Tablette aus jeder Flasche mit einem Schluck Kaffee hinunter. »Ich brauche ein bisschen pharmazeutische Hilfestellung, um über das Gröbste hinwegzukommen.« Sie bemerkte Roses Blick und lächelte. »Kein Grund zur Sorge, Mutter.«
    »Ich wollte nicht –« Rose wusste, dass Polly und Drogen eine heikle Mischung waren. Sie fragte sich, wie gut der griechische Arzt über Pollys Vergangenheit Bescheid gewusst hatte. Schon bevor ihr Drogenkonsum damals in London außer Kontrolle geraten war, hatte sie jede Menge Pillen geschluckt. Trotz ihrer zarten Konstitution feierte Polly oft exzessive Partys und schaffte es dabei immer, die ganze Nacht durchzuhalten, noch lange nachdem Rose in irgendeiner Ecke eingeschlafen war. Rose hasste Highs, bei denen sie jedes Gespür für sich selbst verlor, aber Polly liebte das Gefühl. Einmal hatte sie gesagt, dass sie ohne ihre kleinen Helfer vermutlich nie auch nur einen einzigen Song geschrieben hätte.
    »Das hier ist so was wie ein Antidepressivum. Die bringen mich morgens in Schwung, nachdem die hier –« Polly fischte eine andere Flasche aus ihrem Beutel und schwenkte sie in der Luft – »mir dabei geholfen haben, die Nacht durchzuschlafen. Alles gut austariert. Yin und Yang. Ehrlich. Mit denen bin ich in null Komma nichts wieder auf den Beinen.«
    Gareth kam zurück und

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