Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
Vom Netzwerk:
in Kates Handy einzutippen.
    Gareth nahm ab.
    »Was ist los?«, fragte er mit erstickter Stimme.
    »Ich muss mit Polly reden – sofort«, verlangte Rose.
    »Wieso?«
    »Erklär ich dir später. Ich muss jetzt sofort mit ihr sprechen, Gareth. Es ist sehr wichtig.«
    Er legte das Telefon hin. Sie hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und dann seine Schritte, als er nach draußen rannte. Wenige Minuten später war Polly am Apparat.
    »’tschuldigung, ich hatte mich grade wieder hingelegt«, sagte sie.
    »Polly, hör mir zu, du musst mir sagen, was das gestern für Pillen waren – die, die du ausgeschüttet hast.«
    »Meine Pillen? Aber –«
    »Nein, hör mir jetzt zu. Hol einfach die Flasche und lies mir vor, was draufsteht.«
    »Aber die sind drüben.«
    »Was ist los?«, hörte Rose Gareth fragen.
    »Sie will wissen, was ich für Pillen hab.«
    »Dann geh schon!«, schrie er sie an. »Geh und hol sie. Na los!«
    Rascheln am anderen Ende der Leitung, dann das Geräusch von Pollys Schritten, wie sie die Gartenstufen hinaufstolperte.
    »Wir glauben, dass Flossie ein paar von Pollys Tabletten verschluckt hat«, sagte Rose mit leiser Stimme zu Gareth. Kate war mit Flossie beschäftigt und presste ihr zwei Finger auf die Brust.
    »Ich bringe sie um«, gab er gepresst zurück.
    »Da ist sie wieder!« Kate blickte lächelnd zum Arzt auf, der einen Jubelruf ausstieß, als hätte seine Kricketmannschaft ein Century erzielt.
    »Wie geht es Floss?«, wollte Gareth wissen.
    »Nicht so gut, Gareth«, schluchzte Rose. Dann hörte sie Polly atemlos am anderen Ende, das Rasseln von Pillenflaschen und Gareths Stimme, als er Polly befahl, die langen komplizierten Namen auf den griechischen Etiketten vorzulesen.
    Rose nannte sie der Sanitäterin, die sie aufschrieb und an Kate weitergab.
    »Okay, das sind ziemlich starke Psychopharmaka«, sagte Kate. »Stärker als das, was wir hier normalerweise verschreiben würden. Und Flossie zeigt die klassischen Symptome einer Überdosierung. Wir tun, was wir können, um die Medikamente aus ihrem Organismus herauszuspülen, aber wenn sie sie gestern geschluckt hat, ist es schon ziemlich spät. Dann müssen wir uns darauf konzentrieren, die Auswirkungen auf Leber und Gehirn zu minimieren.«
    Rose hatte das Gefühl, als wiche alles Blut aus ihrem Körper.
    »Aber sie wird doch wieder gesund?«, brüllte Gareth ins Telefon. Er hatte alles mit angehört. »Rose?«
    »Sie wird doch wieder gesund?«, wiederholte Rose flüsternd seine Frage.
    »Ich hoffe es«, antwortete Kate. »Können wir mal ein bisschen Gas geben?«, rief sie dem Fahrer zu.
    »Ich liebe dich, Gareth«, sagte Rose und legte auf, gerade als sie vor der Notaufnahme des Krankenhauses vorfuhren.
    Von da an war alles ein wenig verschwommen. Ein Team aus Ärzten und Schwestern erwartete sie und eilte mit Flossie davon, während Kate ihr immer noch die Sauerstoffmaske übers Gesicht hielt. Die Sanitäterin führte Rose zu einer Reihe von Plastikstühlen draußen vor dem Raum, in dem Flossie behandelt wurde.
    »Warten Sie lieber hier. Alles, was sie da drin tun, ist zu ihrem Besten, aber für Außenstehende kann es ein bisschen brutal aussehen.«
    Rose hatte nicht mehr die Kraft, sich zu widersetzen. Zitternd saß sie da. Irgendjemand brachte ihr eine Decke und eine Tasse Tee. Das Allheilmittel. Tage schienen zu vergehen, während sie wartete. Sie betete. Schloss einen Pakt nach dem anderen mit Gott: Sie würde nie wieder irgendetwas als selbstverständlich hinnehmen; sie würde den Rest ihres Lebens gut sein; sie würde nie mehr lügen; sie würde zur Kirche gehen, ein Kreuz um den Hals tragen, Geld spenden, nie mehr die Existenz des Herrn anzweifeln; sie würde seinen Namen nur noch in Großbuchstaben schreiben, selbst in Gedanken. Wenn Flossie nur gerettet würde.
    »’ne Zichte, Schätzchen?« Eine ältere Frau mit einem beängstigend aussehenden Bluterguss am Auge kam den Flur entlanggeschlurft. Sie beugte sich über Rose, und ihr Atem stank nach Portwein und Tabak.
    »Hab gesehen, wie sie deinen Kleinen reingebracht haben«, lallte sie. »Ich hoffe, ihm geht’s gut, Schätzchen. Hier, kannst ’ne Zichte haben, wenn du willst.« Sie hielt Rose eine Packung Embassys hin.
    »Sie«, korrigierte Rose. »Es ist ein Mädchen.«
    »Mein Baby war ’n Junge«, nuschelte die Frau, bevor sie zur Ankunft der Notaufnahme weiterschlurfte und sich im Gehen eine Zigarette ansteckte.
    Meins auch, durchfuhr es Rose, ehe sie sich den Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher