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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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roch.
    Rose saß auf dem Bett und wickelte das Haar so fest um ihren vernarbten Zeigefinger, dass die Fingerspitze weiß wurde. Dann ging ihr Blick zum Spiegel auf ihrer Bettseite, und sie sah ihr Bild darin. Die Haare standen ihr vom Kopf ab, die Augen waren ein wenig zu weit aufgerissen.
    Sie musste schmunzeln. »Du bist albern«, sagte sie laut.
    Sie zog an Pollys Haar, bis es zerriss. Während sie auf der Station eingesperrt gewesen war, hatte sie ganz offensichtlich jeden Sinn für die Realität verloren.
    Sie kletterte aus dem Bett, schüttelte die Decke auf und klopfte die Kissen aus. Dann ging sie ins Badezimmer, putzte die Wanne und ließ sich ein heißes Bad ein. Sie wusch sich die Haare und jeden Teil ihres Körpers, erst dann ließ sie sich ins Wasser zurücksinken und zählte durch das Oberlicht die Schäfchenwolken am Himmel. Bald würde es ihr wieder gutgehen. Die Welt kam allmählich zur Ruhe. Die Arbeit, die auf sie wartete, kribbelte bereits in ihr. Nicht lange, und sie hätte die Ordnung wiederhergestellt, und dann konnten sie alle genau da weitermachen, wo sie aufgehört hatten.
    Sie stieg aus der Wanne, wusch sich das Gesicht, benutzte Gesichtswasser und trug eine Feuchtigkeitscreme auf. Sie rieb ihren Körper mit Körpermilch ein, die Füße mit Fußcreme, die Hände mit Handcreme und die Ellbogen mit Ellbogencreme. Nach kurzem Zögern entschied sie sich, auch die Knie mit Ellbogencreme einzureiben.
    Dann war es Zeit, ans Werk zu gehen. Sie ging nackt ins Schlafzimmer, um sich den Kimono vom Haken auf der Innenseite der Tür zu holen, aber er hing nicht an seinem Platz. Vielleicht hatte Gareth ihn weggelegt. Sie durchsuchte ihre Schubladen, aber dort war er auch nicht. Der Kimono bedeutete ihr viel und war zudem sehr wertvoll. Vielleicht hatte Anna ihn als Tröster gebraucht? Sie beschloss, sich keine Gedanken darum zu machen. Gareth wusste bestimmt, wo er abgeblieben war.
    Stattdessen zog sie sich eine Jogginghose und ein langärmeliges Shirt über. Sie ging in die Küche, schaltete das Radio ein und räumte alles auf. Sie schrubbte den Boden, Tisch und Arbeitstresen. Sie wechselte das Wasser in den Vasen. Als sie das alte Wasser wegschüttete, musste sie gegen den Brechreiz ankämpfen – ihr Verdacht in Bezug auf den Geruch war nicht falsch gewesen. Eine genauere Betrachtung des Kuchens offenbarte, dass er in der Form eines Herzens gebacken und über und über mit kleinen Zuckerblüten dekoriert war. Obendrauf stand, in zittriger Kinderhandschrift mit Zuckerguss geschrieben: Mum . Annas Werk, dachte Rose und lächelte. Sie schnitt sich ein Stück ab, setzte sich mit einer Tasse Tee an den Tisch und schaute auf ihren von Sonnenlicht besprenkelten Kräutergarten hinaus. Am Schnittlauch zeigten sich schon die ersten violetten Blütenköpfchen. Sollte sie sie abschneiden und das Kraut zum Kochen behalten oder sie zur Blüte kommen lassen?
    Schuldbewusst dachte sie an Flossie. Es gab wirklich Wichtigeres als die Sorge, dass ihre Kräuter zu blühen anfingen.
    An der Tür zum Nebengebäude sah sie etwas Rosafarbenes aufblitzen. Es war Polly, die leise singend die Stufen zum Haus hinuntergeschlendert kam. Sie sah zerknittert aus, als wäre sie eben erst aufgestanden. Aber was Rose am meisten ins Auge fiel, war die Tatsache, dass Polly ihren Kimono anhatte, den sie mit einer Beiläufigkeit vorn zuzog und festknotete, als wäre es ihr eigener.
    Polly betrat die Küche und ging schnurstracks zur Kaffeemaschine. Dass Rose da war, bemerkte sie gar nicht.
    »Den habe ich gesucht«, sagte Rose.
    Polly machte einen Satz. »Oh, ich hab dich gar nicht gesehen! Hi, Rose.« Sie kam zu ihr, schlang die Arme um sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Willst du auch Kaffee?«
    »Ich trinke keinen Kaffee«, sagte Rose.
    »Stimmt ja, ’tschuldigung. Das hatte ich ganz vergessen. Ich bin noch halb am Schlafen!«, sagte Polly fröhlich. Sie wandte sich der Maschine zu und vollzog das Ritual der Kaffeezubereitung à la Gareth. Mahlen, löffeln, füllen, einschalten, dampfen, schäumen.
    »Ich habe nach meinem Kimono gesucht«, wiederholte Rose.
    »Was? O Gott, tut mir leid. Ich wollte ihn zurückbringen, aber du warst schneller. Ich hab hier gebadet und wollte danach nicht wieder in meine schmutzigen Sachen steigen, aber im Handtuch durch den Garten laufen und die Nachbarn erschrecken wollte ich auch nicht, also hab ich mir den hier von deiner Schlafzimmertür genommen. Das ist doch in Ordnung, oder?«
    Rose fand

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