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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Krankenhaus zu entkommen. Als wären sie Geiseln, die die ersten Schritte in die Freiheit machten.
    Aber die zurückliegenden elf Tage hatten Roses Kräfte komplett aufgezehrt. Sie kam sich vor wie eine Lampe, in die jemand versehentlich eine Birne mit viel zu niedriger Wattzahl geschraubt hatte. Sie fühlte sich wie ausgeweidet.
    Im Gegensatz dazu war Gareth blendend aufgelegt. Unter anderen Umständen hätte sie sich von seiner übersprudelnd guten Laune anstecken lassen, aber sie war einfach zu erschöpft.
    »Das wird schon wieder. Das Ganze war einfach sehr anstrengend für dich. Jetzt fahren wir erst mal nach Hause, kümmern uns um euch beide und sehen zu, dass sich alles wieder einpendelt«, sagte er.
    » Ich bin ja nicht krank gewesen. Um mich musst du dich nicht kümmern.«
    »O doch. Du siehst furchtbar müde aus, Schatz.«
    Rose fühlte sich auch müde – allein bei dem Gedanken daran, wie viel Arbeit sich zu Hause angestaut haben musste, seit sie drei Tage zuvor alles saubergemacht hatte. Sie seufzte und sah aus dem Fenster. Der Anblick der grünen Schösslinge überall auf den Feldern beruhigte sie ein wenig.
    Sie bogen in die Einfahrt ein. Gareth holte Flossies Babyschale aus dem Wagen, klappte den Henkel nach oben und hängte ihn sich in die Armbeuge, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Rose nahm das Gepäck.
    Zusammen gingen sie die Stufen hinunter zum Haus. Ein fauliger Geruch wehte Rose in die Nase, als sie am Kanalschacht vorbeikamen, der zur Hauptabwasserleitung führte.
    »Was stinkt denn hier so?«, fragte sie Gareth.
    »Ach, irgendwas stimmt nicht mit den Abflüssen. Ich habe es schon mit einer Stange versucht, aber ich glaube, wir müssen jemanden kommen lassen, der das Ganze mit einem Hochdruckwasserstrahl reinigt. Das ist schon die ganze Woche so. Dir ist es vermutlich nicht aufgefallen, weil du nur kurz hier warst, aber der Gestank hat geradezu biblische Ausmaße angenommen. Wahrscheinlich bloß Schlamm oder Schuttreste vom Umbau, die alle gleichzeitig weggespült wurden. Und jetzt steigt der Dreck immer höher. Morgen kommt jemand und wirft einen Blick drauf.«
    »Gut.«
    »Mum! Floss!«
    Die Haustür wurde aufgerissen, und Anna kam ihnen die letzten zwei Stufen entgegengesprungen. Sie schmiss sich Rose in die Arme und schmiegte das Gesicht an ihren Bauch. Die Hitze und Liebe von Annas Umarmung flößten Rose ein wenig Kraft ein. Genug, um die letzten Meter bis zur Küche zurückzulegen.
    »Stell Floss auf den Küchentisch, Gareth«, bat Rose. »Ich nehme sie dann gleich ins Tuch.«
    »Klar. Hey, Jungs!«, rief Gareth laut in Richtung Wohnzimmer. »Schaut mal, wer wieder da ist!«
    Rose band sich Flossie vor den Bauch, dann folgte sie ihrem Mann ins Wohnzimmer. Dort traf sie Polly und die Jungs, die auf dem Sofa fläzten und Die Simpson anschauten. Polly hatte ein großes Glas Rotwein in der Hand, die Jungs jeweils eine Dose Cola light. So etwas wäre Rose nie ins Haus gekommen.
    Polly sprang auf und umarmte sie.
    »Willkommen zu Hause, Rose! Willkommen zu Hause, Flossie! Wir freuen uns so, dass ihr wieder da seid.« Sie beugte sich vor und streichelte Flossies Wange. »Steht auf, Jungs, und gebt den beiden einen Kuss.«
    Yannis und Nico gehorchten, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
    »Ich muss mich für meine Söhne entschuldigen«, sagte Polly. »Auf Karpathos haben wir nicht viele Sender reinbekommen, deswegen können sie jetzt gar nicht genug davon kriegen.«
    »Dann wollen wir sie mal nicht weiter stören«, meinte Rose. Es war erstaunlich, wie schnell durch Pollys warmherzige Begrüßung – zusätzlich zu Annas Umarmung – ihr positives Grundgefühl zurückgekehrt war. Einen Augenblick lang fragte sie sich, wie es gewesen wäre, wenn Gareth nicht nachgegeben hätte; wenn er seinen Willen durchgesetzt und Polly aus dem Haus geworfen hätte und sie an diesem Abend nur zu viert gewesen wären.
    Rose, Polly und Anna gingen in die Küche, wo Gareth gerade als Beilage zu dem Schmortopf, den er zubereitet hatte, einen Salat anmachte.
    »Setz dich ruhig hin, Anna und ich decken den Tisch«, sagte er.
    »Wenn du drauf bestehst«, entgegnete Rose.
    Anna goss ihr ein Glas Wein ein und stellte es vor ihr auf den Tisch.
    »Es tut gut, wieder hier zu sein«, erklärte sie. Das tat es wirklich.
    »Es ist so ein schöner Abend«, meinte Polly. »Nach dem vielen Regen.« Sie öffnete das Fenster über der Spüle, um die von der Sonne erwärmte Abendluft hereinzulassen.
    »Das wird

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