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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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der Hammer«, verkündete Gareth, der den Schmortopf gekostet hatte und nun abschmeckte.
    »Mit einem Kilo Biorindfleisch, zwei Flaschen gutem Rotwein und Roses Thymian kann man auch nicht viel verkehrt machen, Gareth«, sagte Polly und trat neben ihn, um am Dampf zu schnuppern, der aus der Kasserolle aufstieg. »Kommt, Jungs!«, rief sie in Richtung Wohnzimmer. »Oh, ’tschuldigung, ich vergaß.« Sie nahm die Glocke und läutete sie anmutig.
    Rose fand, dass Polly noch nie so viel positive Energie ausgestrahlt hatte. Zumindest nicht abseits der Bühne. Sie freute sich darüber. Sie war glücklich, einfach nur dazusitzen, ihren Wein zu trinken und die anderen werkeln zu lassen.
    Gareth stellte den Schmortopf auf ein Brett neben einen Stapel Suppenschüsseln, die Anna auf den Tisch gestellt hatte.
    »Rose, ich glaube, du wirst stolz auf mich sein«, meinte er, während er die Schüsseln füllte.
    »Auf jeden Fall bin ich schwer beeindruckt, wie die Küche aussieht«, erwiderte sie. Und es stimmte: Er schien sich große Mühe gegeben zu haben aufzuräumen.
    »Ich meine nicht nur die Hausarbeit, sondern wie ich überhaupt ohne dich klargekommen bin. Ich habe mich selbst überrascht. Es ist alles super gelaufen, stimmt’s, Anna?«
    »Ja«, antwortete Anna. »Aber du hast uns trotzdem gefehlt, Mum.«
    »Natürlich«, sagte Gareth und hob seinen Löffel an die Lippen. »Gott, dieser Schmortopf ist wirklich ein Gedicht!«
    »Männer können nie was essen, was sie selbst gekocht haben, ohne sich dabei in einer Tour selbst zu loben«, warf Polly ein. »Christos war genauso. Ständig hieß es: ›Das ist das beste Stifado, das ich je gegessen hab‹ und ›Meine Mutter macht das nicht so gut wie ich‹.«
    »Ich kann mich gar nicht dran erinnern, dass Papa so was gesagt hat«, meinte Nico, ohne jemanden anzusehen. Es waren die ersten Worte, die er seit Roses Ankunft von sich gegeben hatte.
    »Hat er aber, Nico. Es war zum Totlachen«, sagte Polly, während sie die Fleischstücke auf ihrem Teller hin und her schob. Rose fiel auf, dass sie trotz ihres ganzen Geredes über Essen kaum einen Bissen anrührte.
    »Gott, der Abfluss stinkt ja furchtbar, Gareth«, sagte sie. »Können wir vielleicht das Fenster zumachen?«
    »Ja, es ist ziemlich intensiv«, gab er zu, stand auf und schloss das Fenster.
    »Mama hat einen Jig«, verkündete Yannis.
    »Einen was?«, fragte Rose. Erst jetzt merkte sie, dass sich die Stimmen der anderen anhörten, als kämen sie aus dem Nebenzimmer, so müde war sie.
    »Einen Gig, du Spast«, verbesserte Nico seinen Bruder.
    »Nico, denk dran, das Wort möchte ich hier nicht hören«, ermahnte Gareth ihn.
    »Mir doch egal«, brummelte Nico.
    Gareth sah ihn drohend an.
    »Ist das dein Auftritt im Lamb?«, wollte Rose wissen.
    Polly nickte.
    »Ja«, sagte Gareth. »Ich bin hingegangen und habe mit Charlie gesprochen, und er hat gesagt, er würde sich freuen, wenn Polly bei ihm ihr Wiedereinstiegskonzert geben würde. Er war ganz aufgeregt, wie ein kleines Kind.«
    »Er war früher ein Fan von mir.« Polly verdrehte die Augen. »Färbt sich immer noch die Haare rabenschwarz – die paar, die er noch hat.«
    »Das ist toll«, meinte Rose. »Wann ist es denn?«
    »Nächste Woche«, sagte Polly. »Ich bin schon richtig heiß drauf. Aber es ist nur vor einem ausgewählten Publikum und ein paar Leuten aus dem Ort – wir machen nicht groß Werbung oder so. Ich will meine neuen Sachen einfach nur mal ausprobieren. Wieder ein Gefühl für die Bühne kriegen.«
    »Die Songs sind der Wahnsinn, Rose«, versicherte Gareth. »Unheimlich emotional. Das Beste, was du bisher gemacht hast«, meinte er an Polly gewandt, die lächelnd die Augen niederschlug.
    »Ich werde natürlich auch ein paar alte Sachen spielen – unplugged – für Charlie und seine Freunde«, sagte sie. »Aber das meiste sind Songs über Christos. Mein Witwen-Zyklus .«
    Eine Stille trat ein. Nico starrte seine Mutter an, während diese in ihrem Essen stocherte.
    »Du hast Lieder über Papa geschrieben?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Warum? Warum hast du das gemacht?«
    »Weil das eine Erfahrung ist, die ich – wir – durchgemacht haben, und weil es wichtig ist, sie festzuhalten und auszudrücken.« Sie sprach langsam und mit Bedacht.
    »Du kannst ihn nicht einfach so benutzen!« Nico sprang auf.
    »Nico …«, sagte Gareth warnend.
    »Er ist gerade erst gestorben. Du kannst ihn nicht einfach so benutzen!« Nico stach mit dem Zeigefinger in

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