Angstpartie - Thriller
aufhält, aber wir und die Israelis glauben, dass er einen Anschlag plant.«
Jamieson nickte angespannt. Er war blass und rieb nervös die Handflächen aneinander. Stress-Symptome, dachte Liz. Dies war offenbar die verantwortungsvollste Aufgabe, die Jamieson in seiner bisherigen Laufbahn übertragen worden war. Leider schien er davon erschlagen zu werden, statt daran zu wachsen.
Sie fuhr fort: »Falls Kollek auftaucht, muss er festgehalten und bewacht werden. Mit Sicherheit wird er plausibel klingende Erklärungen parat haben und alle notwendigen Papiere und Ausweise vorlegen können. Trotzdem darf er auf keinen Fall wieder freigelassen werden. Möglicherweise ist er bewaffnet. Deshalb ist größte Vorsicht geboten. Kollek ist gerissen und absolut skrupellos. Wir gehen davon aus, dass er einen seiner eigenen Informanten umgebracht hat. Vor einem weiteren Mord wird er also kaum zurückschrecken.«
Liz stellte erleichtert fest, dass Jamieson ihr inzwischen seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Als sie schließlich den Ballsaal verließ, war sie sicher, dass er die Bedrohung
durch Kollek jetzt nicht nur ernst nahm, sondern vermutlich an nichts anderes mehr dachte.
Das fensterlose Büro des Hotelmanagers Ian Ryerson lag hinter der kleinen Ladenpassage im Erdgeschoss des Hotels. Von hier aus war es nicht weit bis zur Kommandozentrale. Ryerson war ein adretter Herr Mitte vierzig. Mit seinem professionellen Lächeln und seiner verbindlichen Art hätte er ebenso gut eine Ferienanlage im Süden Spaniens oder an der Küste zwischen Fort Lauderdale und Miami leiten können.
Ganz im Gegenteil zum Chief Constable erwies er sich von Anfang an als äußerst hilfsbereit, auch wenn sich bald herausstellte, dass er Liz nur in sehr beschränktem Maße unterstützen konnte. Ja, Kollek sei bereits einmal in Gleneagles gewesen, bestätigte er. Der Mann hätte das Anwesen zusammen mit zwei anderen Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Augenschein genommen.
»Können Sie mir genau sagen, was er sich zeigen ließ?«
Ryerson machte ein verlegenes Gesicht. »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Die Amerikaner hatten mich gänzlich in Beschlag genommen.«
»Der Secret Service?«
Er nickte betrübt. Liz lächelte verständnisvoll. »Könnte ich mit demjenigen sprechen, der die Gruppe herumgeführt hat?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Ryerson. »Das war der junge Dougal. Er arbeitet erst seit einem Jahr bei uns. Aber er ist ein sehr guter Mann«, betonte er, damit sie nicht dachte, er hätte die Israelis mit einem inkompetenten Neuling abgespeist.
Er rief Dougal per Telefon in sein Büro, der kurz darauf vor seinem Chef stand wie ein Schuljunge vor seinem Rektor. Dougal war ein schlaksiger Bursche mit rotblondem
Haarschopf. Ein überaus ernsthafter Gesichtsausdruck ließ seine eigentlich jugendlichen Züge seltsam alt erscheinen. Ryerson erklärte knapp, dass Liz für diverse Sicherheitsbelange zuständig sei.
»Wir überprüfen nur noch ein paar Kleinigkeiten«, erklärte Liz. »Reine Routine. Anscheinend haben Sie das Team der israelischen Botschaft herumgeführt. Können Sie mir darüber etwas erzählen?«
»Das ist richtig.« Dougal schien aufzuatmen. Der Rektor würde offenbar nicht den Rohrstock zücken. Dougal beschrieb erst Naomi und Oskar und dann, etwas zögerlicher, den dritten der Gruppe, einen Mann namens Danny.
Liz hakte nach. »Bleiben wir bei diesem Danny. Ist Ihnen an ihm irgendetwas aufgefallen?«
Dougal dachte einen Moment lang nach. »Nicht direkt«, antwortete er schließlich. »Aber er wirkte irgendwie … ziemlich verschlossen. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, er sucht etwas. Er schien gedanklich mit etwas beschäftigt zu sein, das er für sich behalten wollte.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, worum es sich gehandelt haben könnte?«
Dougal zuckte ratlos mit den Achseln.
»Hatte es etwas mit dem Dinner zu tun, das die Israelis für die Syrer geben wollen? Am Vorabend der Konferenz?«
»In die Planung dieses Essens war ich nicht mit einbezogen. Tut mir leid.«
»Oder beschäftigte ihn vielleicht etwas anderes?«
»Schon möglich. Das Unterhaltungsprogramm für die Gäste vielleicht?«
»Es soll ein Unterhaltungsprogramm geben?« Liz versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Davon hatte Naomi in der israelischen Botschaft nichts erwähnt.
»Ja. Ich glaube schon.« Dougal sah aus, als fürchte er, etwas Falsches gesagt zu haben.
Auf Liz′ fragenden Blick hin erklärte er, dass den
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