Angstpartie - Thriller
Liz in den wartenden Militärhubschrauber stieg, dessen Rotoren bereits aufheulten und vibrierten, beschlich sie das ungute Gefühl, dass es am Ende sie selbst war, die trotz aller internationalen Unterstützung
schlauer sein musste als Kollek. Sie war froh, Peggy an ihrer Seite zu wissen.
Später in der Nacht zog der Helikopter eine Schleife über dem Anwesen von Gleneagles. Einzig die Zufahrten und Wege waren durch Lampen erhellt. Doch plötzlich tauchte unter ihnen ein strahlend leuchtendes Viereck auf. Der Hubschrauber sank sanft zu Boden und landete mitten auf der markierten Fläche. Sie lag offenbar am Rand eines Golfplatzes, fast eine halbe Meile vom Hotel entfernt.
Mit steifen Gliedern kletterte Liz hinaus in den starken Wind der Rotorblätter und sah sich um. Wie auch immer sich dieses Hotel sonst präsentieren mochte - im Augenblick glich es einem Heerlager. Ein Polizist mit einem Heckler-&-Koch-Gewehr trat aus der Dunkelheit und führte Liz von den Luftwirbeln des Hubschraubers weg, der bereits wieder abhob und Richtung Süden flog.
In einer kleinen Holzhütte am Rand einer Rasenfläche, auf der normalerweise Krocket gespielt wurde, begutachtete eine Polizistin Liz′ und Peggys Dokumente. Anschließend bot die Frau ihnen an, sie zu dem Timeshare-Haus fahren zu lassen, in dem sie wohnen würden. »Ich glaube, wir gehen lieber ein Stück zu Fuß«, sagte Liz, die froh war, ein bisschen frische Luft schnappen zu können.
»Wie Sie wollen«, erwiderte die Polizistin. »Ich lasse die Wachmannschaft wissen, dass Sie kommen. Aber bleiben Sie auf den beleuchteten Wegen. Hier sind alle in Alarmbereitschaft, und wir wollen doch nicht, dass Sie aus Versehen erschossen werden.«
Wenn schon, dann mit Absicht, dachte Liz sarkastisch, während sie sich mit Peggy auf den Weg machte. In London war es noch spätsommerlich mild gewesen. Doch nun ließ die Kühle der schottischen Nacht sie beide ein wenig frösteln. Der herbe Geruch nach verbranntem Laub verstärkte die herbstliche Atmosphäre.
Sie gingen am Hotel vorbei, dann durch ein Tor hinter dem Gebäude. Jenseits einer schmalen Straße lag unter hohen Bäumen eine Ansammlung moderner Steinhäuser. Liz und Peggy hatten sich die beiden letzten Zimmer in einem der Timeshare-Häuser gesichert, in dem die Personenschutzabteilung des MI5 einquartiert war.
Die Gebäude sahen alle gleich aus. Das hätte verwirrend sein können, doch Peggy hatte mit ihrer üblichen Weitsicht eine Karte der gesamten Ferienanlage von der Gleneagles-Website ausgedruckt. Liz wartete auf einer steinernen Brücke, die einen kleinen Bach überspannte. Sie sog die nach Fichtennadeln duftende kühle Luft ein, während ihre jüngere Kollegin auf der Suche nach der richtigen Hausnummer die Straße entlangging. Bald winkte Peggy, und Liz lief zu ihr hinüber. Sie klingelten an der Tür, doch nichts geschah.
Auch nach dem zweiten Klingeln dauerte es noch eine Weile, bis ihnen ein Mann die Haustür öffnete. Er trug ein Handtuch um die Hüfte, sonst nichts. Sein Haar glich einem triefnassen schwarzen Mopp.
Liz musste lachen. »Hallo Dave.«
Dave Armstrong und Liz hatten während ihrer gemeinsamen Zeit bei der Abteilung für Terrorbekämpfung eng zusammengearbeitet. Sie waren gute Freunde geworden und eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als könne sich mehr daraus entwickeln. Doch seit Liz bei der Spionageabwehr arbeitete, hatten sie sich aus den Augen verloren.
Dave blinzelte verwirrt. »Liz! Was in aller Welt suchst du denn hier? Man hat uns zwar gesagt, es kämen noch zwei Leute. Aber wen sie schicken, wussten wir nicht. Und du hast sogar deine Geheimwaffe mitgebracht.« Er nickte Peggy freundlich zu.
»Mit dir haben wir hier auch nicht gerechnet.«
»Binding«, erklärte Dave grimmig. Der Mann war offenbar nicht nur für Liz ein rotes Tuch. »Er hat mich für die Dauer der Konferenz in die Personenschutzabteilung gesteckt. Kommt rein, ich zeige euch, wo ihr schlaft.«
Liz und Peggy bekamen je ein Zimmer im Erdgeschoss. Nachdem sie sich ein wenig frisch gemacht hatte, ging Liz ins obere Stockwerk, wo Dave - inzwischen bekleidet - Kaffee kochte.
»Sehr gemütlich«, bemerkte Liz. »Nur schade, dass wir zum Arbeiten hier sind.«
»Sicher die meiste Zeit ausgebucht«, kommentierte Dave. »Wenn es nicht gerade im Dienste Ihrer Majestät für andere Zwecke verwendet wird. Tagsüber hat man von hier aus eine wunderbare Aussicht auf die Berge. Gleich nebenan wohnen übrigens die Israelis.«
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