Angstpartie - Thriller
ein paar kleinen Geschäften abgestellt hatte. Von hier aus konnte er die halbkreisförmige Auffahrt, die zur Haustür des Wohnblocks führte, gut überblicken. Maureen befand sich in einem Waschsalon in der Ladenzeile und stopfte alte Kleider aus A4-Beständen in eine Maschine. Dennis Rudge lag scheinbar dösend auf einer Bank gegenüber dem Wohnblock, von der er die Haustür gut im Auge behalten konnte. Ein paar Schritte hinter ihm, auf einer anderen Bank, saß der Jüngste des Teams - Norbert Bollum, genannt »Bollocks« - mit einer Zeitung. Weitere Teammitglieder parkten in den umliegenden Straßen oder fuhren langsam umher.
Gähnend warf Wally einen Blick auf die Uhr. Noch vier Stunden bis Schichtende.
Da nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr - Dennis Rudge, der das Kinn auf die Brust hatte sinken lassen, blickte plötzlich auf.
Wallys Funkgerät knackte. »Bewegung an der Eingangstür. Eine männliche Person. Könnte Zielperson Alpha sein.«
Die Tür des Waschsalons flog auf. Maureen eilte heraus und stieg zu Wally ins Auto. Ein paar Straßen weiter wendete ein Wagen, zwei weitere wurden angelassen.
»Er steht an der Tür. Sieht aus, als wartet er auf jemanden«, tönte Dennis’ Stimme aus dem Funkgerät. In diesem Augenblick bog ein schwarzer Minivan mit dunkel getönten Scheiben in die Auffahrt des Wohnblocks ein.
»Zwei, nein, drei Männer steigen aus«, berichtete Dennis. »Lederjacken, kurzes Haar. Wirken militärisch. Sie
laden große Sporttaschen aus. Ich glaube, sie gehen gleich rein.«
»Macht Fotos. Auch vom Gepäck«, befahl Wally. Maureen nahm ihre Handtasche, stieg aus, ging mit schnellem Schritt über die Straße und am Wohnblock vorbei. Die Kamera in ihrer Tasche würde zusätzliche Bilder schießen, während Dennis von der Parkbank aus fotografierte.
Als alles ausgeladen und die Männer im Haus verschwunden waren, fuhr der Minivan weg. Wally blieb mit seinem Team an Ort und Stelle für den Fall, dass irgendjemand den Wohnblock verließ. Doch bei Schichtende um vierzehn Uhr hatte sich noch immer nichts getan. Wally zog seine Leute ab. Ein Teammitglied, das im Thames House saß, hatte nun die Aufgabe, über ihre Beobachtungen einen vorläufigen Bericht anzufertigen. Wally und seine Leute würden am nächsten Tag die Details beisteuern.
8
Sami Veshara nippte an der kleinen Tasse mit libanesischem Kaffee, dann stieß er ein leises, anerkennendes Rülpsen aus. Das ausgedehnte Mittagessen anlässlich des fünfundvierzigsten Geburtstages seines Freundes Ben Aziz war fast vorüber, es war ein regelrechtes Festmahl gewesen.
Sami überraschte das nicht, denn die meisten Zutaten bezog dieses Londoner Restaurant von seiner Firma, und er hatte persönlich dafür gesorgt, dass für die Feier nur das Beste vom Besten geliefert wurde. Die Vorspeisen waren erstklassig gewesen, speziell das babaganoush , ein feines Gemüsepüree, und die fatayer , mit Entenhackfleisch und
Spinat gefüllte Teigtaschen. Dann der Hauptgang: Schawarma mit Lamm, das nach zwei Tagen in einer würzigen Marinade fast im Mund zergangen war. Den krönenden Abschluss bildete das Dessert - Muskateiscreme und ein Sesamkuchen mit Beeren- und Rosen-Mousse. Zum Essen wurde Mineralwasser und ein erlesener Chateau Musar aus den Hügeln über der Bekaa-Ebene nördlich von Beirut kredenzt.
Beirut - selbst dort hätte man nirgends besser essen können, dachte Sami zufrieden. Ein wenig ermattet betrachtete er einen Teller mit zuckersüßem Lokum , beschloss aber, sich in Selbstdisziplin zu üben. Deshalb aß er nur ein einziges Stück.
Er lehnte sich zurück, zündete sich einen kleinen Stumpen an und schwatzte schläfrig mit einem der zehn oder zwölf anderen Freunde von Ben Aziz, die sich hier versammelt hatten. Sie stammten alle aus dem Libanon und trafen sich in dem kleinen Restaurant in einer Seitengasse der Edgware Road, nur ein paar Ecken vom Marble Arch entfernt, hin und wieder zum Lunch. Früher hatte es hier von Yankees gewimmelt. Little America hatte man die Gegend genannt. Doch diese Zeiten waren vorbei, dachte Sami zufrieden. Inzwischen gab es hier mehr Araber als Westler.
Er dachte an den Nachmittag, der vor ihm lag. In den letzten zwölf Monaten waren die Geschäfte gut gelaufen - die Lebensmittelimporte, mit denen er sich einen Namen gemacht hatte, ebenso wie die anderen Aktivitäten, mit denen er nicht öffentlich in Verbindung gebracht werden wollte. Heute Morgen war er in sein Importbüro nach Bayswater zu
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