Angstpartie - Thriller
Mahfuz′ Privatnummer, doch nur seine Frau war zu Hause. Ihr Mann überprüfe im Augenblick die Lagerbestände in einem Club in Finchley, erklärte sie. Er dankte ihr und wollte gerade dort anrufen, da fiel ihm auf, dass Malouf noch immer unverändert in derselben Position saß.
»Malouf!«, rief Sami scharf. Der Mann bewegte sich nicht. Sami beugte sich vor und legte dem treuen Fahrer sanft die Hand auf die Schulter. Keine Reaktion. Er saß da wie eine Schaufensterpuppe.
»Nein«, presste Sami hervor. Das Herz des alten Mannes hatte aufgehört zu schlagen. Die Aufregung war zu viel für ihn gewesen.
9
Geoffrey Fane besuchte die amerikanische Botschaft am Grosvenor Square höchst ungern. Das Gewirr aus Betonblöcken und unförmigen Pflanzkübeln auf der Straße und dem Grundstück störte sein ästhetisches Empfinden. Was für ein Chaos wir im Namen des »Krieges gegen den Terror« in London angerichtet haben, ging ihm durch den Kopf. Das Taxi setzte ihn an derjenigen Seite des Platzes ab, die der Botschaft gegenüberlag. »Näher komme ich nicht ran, Sir«, erklärte der Fahrer, als habe er Fanes Gedanken erraten. »Seit letztem Monat haben sie die neuen Barrieren. Wenn sich die Yankees nicht überall auf der Welt in Angelegenheiten einmischen würden, die sie nichts angehen, könnten wir unsere Straßen wenigstens wieder befahren. Hier will schon kein Mensch mehr wohnen. Früher waren die Häuser hier
ein Vermögen wert, heute will sie nicht mal jemand geschenkt.«
Nun ja, nicht ganz, guter Mann - nicht ganz, dachte Fane, während er zu dem Polizeiposten vor dem klotzigen weißen Gebäude lief, dessen Front eine ganze Seite des Platzes einnahm. Ganz oben glänzte ein riesiger goldener Adler im Sonnenschein. Unübersehbar wies er auf die Anwesenheit von Großbritanniens dominantem Verbündeten hin.
Fane hatte heute eine Verabredung zum Lunch im nahegelegenen Connaught Hotel. Anstatt also Andy Bokus, den Abteilungsleiter der CIA, in sein Büro am Vauxhall Cross zu bestellen, hatte er beschlossen, ihm selbst einen Besuch abzustatten. Doch während er die endlos scheinenden Sicherheitskontrollen am Eingang erduldete, bereute er seinen Entschluss bereits. Die übertriebene Freundlichkeit des adrett gestylten amerikanischen Mädchens, das ihn hinter der Schranke in Empfang nahm, ihr perfektes Lächeln, bei dem sie die makellos weißen Zähne zeigte, und ihr aufgesetzt fröhliches »Good morning, Sir« stimmten ihn auch nicht heiterer. Glatt und ohne weibliche Ausstrahlung, dachte er sich.
Es war fünf Jahre her, seit Fanes Frau Adele mit einem reichen Banker nach Paris gezogen war. In gewisser Weise war die Trennung eine Erleichterung gewesen, denn inzwischen gestand sich Fane offen ein, dass seine Ehe eine Karrierebremse darstellte. Adele war nie eine echte MI6-Ehefrau geworden, hatte keine Begeisterung für seine Arbeit gezeigt und nie versucht, Verständnis dafür zu entwickeln. Nur über die ständig wechselnden Dienstorte im Ausland hatte sie sich beklagt und über die häufige Abwesenheit ihres Gatten.
Trotzdem war Fane jetzt, da sie fort war, einsam. Er hasste dieses Gefühl und verbarg es, so gut es ging. Oft wanderten seine Gedanken fast wie von selbst zu Liz Carlyle
vom MI5. Sie hätte eine attraktive Gefährtin abgegeben. Außerdem glaubte er, dass sie ihn verstand - vielleicht sogar ein wenig zu gut. Und sie wusste, wie wichtig seine Arbeit war. Im letzten Jahr hatte Fane eine Zeit lang das Gefühl gehabt, sie könnten sich näherkommen. Aber jetzt, nach Charles Wetherbys Rückkehr, stand zweifellos fest, dass er derjenige war, den sie haben wollte. Welch eine Verschwendung, dachte Fane. Charles war ein vertrockneter alter Knochen und viel zu konventionell. Nun ja, alt vielleicht nicht, sinnierte Fane selbstironisch. Charles war mindestens fünf Jahre jünger als er.
In der CIA-Abteilung, tief unten im Gebäude, erwartete ihn Andy Bokus in seinem Büro. Miles Brookhaven war bei ihm. Fane hatte den jungen CIA-Mann nur einmal gesehen, als der Amerikaner ihm vor ein paar Monaten, kurz nach seiner Ankunft in England, einen Höflichkeitsbesuch abgestattet hatte. Die große Gestalt Fanes überragte beide Männer. Neben einem eleganten, dunkelgrauen Anzug trug er eine Krawatte mit jenem diskreten Streifenmuster, an dem ein Engländer so viel ablesen konnte.
Mit einem scharfen Blick aus seinen blauen Augen musterte er die Amerikaner. Von Brookhaven hatte ihm Bruno Mackay berichtet, der kürzlich bei
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