Angstpartie - Thriller
kein Anlass. Jedenfalls noch nicht.« Damit marschierte er aus der Tür. Er machte sich nicht die Mühe, sie zu schließen. Leise quietschend schwang sie in den Angeln. Der Syrer saß still auf seinem Platz und versuchte, seine angespannten Nerven zu beruhigen. Aleppo mochte ein wertvoller Informant sein, doch Ahmad war nun sicher, dass der Mann verrückt war.
Er blieb noch ein paar Minuten sitzen und wartete darauf, dass sein Atem wieder gleichmäßig ging. Dann verließ er den Container und schloss ihn sorgsam ab. Er hatte Aleppo die Wahrheit gesagt. Es würde tatsächlich etwas geschehen - noch diese Woche. Allerdings nicht in England.
28
Peter Templeton schwitzte. Sogar im Schatten des Säulengangs am Rand der langen Klosterterrasse war es heiß. Vom Hang unter ihm drang das Zirpen der Zikaden herauf, doch den anderen Tieren schien die Hitze gehörig zuzusetzen - zumindest den Wanderfalken, denn der
wolkenlose Himmel war leer. Die flirrende Luft, durch die Templeton ins Tal hinunterstarrte, wirkte, als habe sie unter der unbarmherzigen Mittagssonne eine geleeartige Konsistenz angenommen.
Wie immer hatte ihn ein Kollege in einem zweiten Wagen auf dem Weg hierher begleitet. Der Mann saß nun drei Meilen weiter unten in dem Café und wartete darauf, dass Jaghir vorbeifuhr. Am Stadtrand von Nikosia hatte sich ihnen ein großer Peugeot angeschlossen, was Templeton nervös gemacht hatte. Zu seiner Erleichterung war der Wagen irgendwann abgebogen und in Richtung Küste davongefahren.
Templetons Handy vibrierte. »Ja«, sagte er mit gedämpfter Stimme, obwohl er allein auf der Terrasse saß. Die Mönche befanden sich beim Gebet.
»Ein paar Meilen noch. Ich sehe bereits die Staubfahne. Wahrscheinlich noch etwa fünf Minuten bis zu mir und zwanzig bis zu Ihnen.«
»Okay. Achten Sie auf weitere Wagen.« Er dachte an den Peugeot.
Templeton wartete angespannt. Er widerstand der Versuchung, auf die Uhr zu sehen. Dieses außerplanmäßige Treffen hatte er arrangiert. In Vauxhall Cross drängte man auf eine Bestätigung für Jaghirs ursprüngliche Geschichte und wollte, wenn möglich, detailliertere Informationen. Jaghir hatte erneut das Kloster als Treffpunkt vorgeschlagen, obwohl Templeton das nicht für klug hielt. Doch seine Vorgesetzten warteten so ungeduldig auf weitere Nachrichten von Jaghir, dass er trotz aller Bedenken eingewilligt hatte.
Am gegenüberliegenden Ende der Terrasse bewegte sich etwas. Alarmiert fuhr Templeton herum, und eine Eidechse jagte im Schatten der Mauer aus grob behauenen Steinen davon. Tempeltons Handy vibrierte erneut.
»Ja.«
»Fuhr gerade vorbei.«
»Sonst noch jemand in der Nähe?«
Es entstand eine kurze Pause. »Negativ.«
Bald sah Templeton die Staubwolke über der schmalen Straße am Fuß des Hügels aufsteigen. Angestrengt starrte er ins Tal und konnte mit einiger Mühe die Umrisse einer großen Limousine erkennen, die sich in mäßigem Tempo zu ihm heraufbewegte. Bedächtig bog der Wagen um die engen Kurven, denn die staubige Straße verlief entlang eines schmalen Grats hoch über dem Tal. Auf den wenigen geraden Abschnitten beschleunigte der Fahrer kurz. Nun konnte Templeton eine einzelne Gestalt am Lenkrad ausmachen. Jaghir.
Kurzzeitig verlor er die Limousine aus dem Blick, dann erschien sie in der weiten Kehre vor dem letzten steilen Anstieg zum Kloster. Templeton hörte die Reifen auf dem sandigen Untergrund und das mechanische Knarren, mit dem das Automatikgetriebe die Gänge wechselte. Dann ein dumpfer Knall, als schlüge eine Hand kräftig gegen eine Gummimatte. Plötzlich sah Templeton, wie der Wagen einem Kinderspielzeug gleich außer Kontrolle geriet. In stumpfem Winkel hielt er auf den Abgrund zu. Am Straßenrand fingen sich die Reifen wieder, der Mercedes war auf der Straße geblieben. Doch wie in Zeitlupe schlingerte er nun über die schmale Fahrbahn.
Templeton beobachtete mit angehaltenem Atem, wie Jaghir versuchte, das Auto wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch der Syrer hatte offenbar zu hart in eine Richtung gelenkt. Die Limousine schleuderte auf den Abgrund zu. Ein Vorderrad glitt von der Straße, schien kurzzeitig in der Luft zu stehen, dann verließ auch ein Hinterrad den festen Boden.
Einen Moment lang schwankte der Wagen, hielt sich in der Luft wie Figuren in einem Zeichentrickfilm. Dann kippte
das Fahrzeug seitlich weg und stürzte über dreißig Meter senkrecht ab, bis es auf einen großen Felsblock knallte, der seitlich aus der Bergflanke
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