Angstpartie - Thriller
sie an den Uferanlagen ankamen.
»Etwa zehn Tage. Aber ich fahre erst nächste Woche.«
Sie nickte. »Vielleicht ist es gut, wenn wir vor Ihrer Abreise noch miteinander sprechen.«
»Hätten Sie Lust auf ein gemeinsames Abendessen?«, fragte Miles. In diesem Augenblick wirkte er eher wie ein verlegener Teenager, nicht wie der neue Stern am Himmel der CIA. Er hatte etwas Jungenhaftes, fand Liz. In gewisser Weise war das sympathisch und auf jeden Fall deutlich angenehmer als die weltmännische Arroganz eines Bruno Mackay. Aber schon wieder vermischte Miles Berufliches mit Privatem auf eine Weise, die Liz irritierte. Sie wünschte sich, er würde das lassen.
Deshalb antwortete sie: »Jetzt, so knapp vor der Konferenz, bin ich sehr beschäftigt.« Miles’ Züge verrieten seine Enttäuschung, weshalb sie versöhnlich hinzufügte: »Wir können uns aber gern treffen, wenn Sie wieder aus Damaskus zurück sind. Rufen Sie mich einfach zu Hause an.«
Liz wandte sich um und ging am Fluss entlang zum Thames House zurück. Dabei dachte sie über das Gespräch mit Miles nach. Die privaten Aspekte sparte sie aus, sie suchte nach etwas, was sie bei ihren Ermittlungen weiterbrachte. Die Verwicklung des Mossad in den Fall beunruhigte sie - alle Überlegungen in diese Richtung schienen immer wieder auf eine Person zuzulaufen: auf Danny Kollek.
Liz überlegte, wie sie mehr über ihn herausfinden konnte. Ich setze Peggy Kinsolving auf ihn an, dachte sie. Wenn es irgendetwas Wissenswertes über ihn gibt - sie wird es ausgraben. Außerdem muss ich unbedingt Sophie Margolis anrufen und sie fragen, ob Hannah in letzter Zeit von Kollek gehört hat.
Dieses Vorgehen erschien Liz logisch und doch war sie nicht ganz zufrieden. Plötzlich blieb sie mitten auf dem Gehweg stehen. Natürlich! Jetzt wusste sie, was sie störte.
Der Angriff auf sie, der Mord an Fanes syrischem Informanten auf Zypern - das konnte nur bedeuten, jemand hatte ausgeplaudert, dass die Briten von der Bedrohung für die Konferenz wussten. Wer hatte Zugang zu diesen Informationen? Nur wenige Leute vom MI5 und vom MI6 sowie Miles und Bokus. Anfangs hatte sie die beiden für die Hauptverdächtigen gehalten - vor allem Bokus, weil die A4 ihn bei dem Treffen mit Kollek fotografiert hatte.
Und selbst als Tyrus Oakes zugegeben hatte, dass Kollek für Bokus arbeitete und es sich nicht - wie sie zunächst vermutet hatten - umgekehrt verhielt, hatte Charles noch immer den Verdacht gehegt, dass der CIA-Mann Kollek gegenüber mitteilsamer gewesen war, als er es hätte sein sollen.
Doch Liz fand dieses Szenario inzwischen nicht mehr schlüssig. Selbst falls Bokus zu viel verraten hatte, erklärte das noch längst nicht, warum die Syrer daraufhin einen Doppelagenten in ihrer Mitte enttarnt hatten. Fane hatte keinem Menschen verraten, woher er seine Informationen ursprünglich bezog. Und wie Miles gerade gesagt hatte, kannten weder er noch Bokus deren Ursprung. Die Nachrichten konnten aus allen möglichen Ländern stammen oder von einer politischen Organisation wie beispielsweise der Hamas oder der Hisbollah. Falls Bokus gegenüber Kollek wirklich von der Bedrohung für die Friedenskonferenz gesprochen hatte, hätte der Mossad die ursprüngliche Quelle niemals aufspüren können, weil niemand wusste, wer sie war. Wie sollte der israelische Geheimdienst jemanden gezielt ausschalten, ohne ihn zu kennen?
Aber wie zum Teufel hatten die Syrer dann von dem Doppelagenten auf Zypern erfahren?
Vor Liz erhob sich das Thames House, dessen Steinfassade in der Mittagssonne fast farblos wirkte. Immer wieder drängten sich ihr dieselben Fragen auf. Der ganze Fall drehte sich im Kreis. Liz hatte das Gefühl, dass am Ende eine einfache Lösung stehen würde. Vermutlich war eine einzige Person der Schlüssel zur Lösung aller Rätsel. Doch im Augenblick kam sie sich vor wie in einem Spiegelkabinett voller schemenhafter Gestalten, die sich nicht greifen ließen.
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Der Hotelmanager hatte Dougal gewarnt, Israelis könnten manchmal unhöflich sein. Doch die drei, die er an diesem Morgen in Gleneagles herumführte, waren sehr umgänglich, wenn auch nicht gesprächig. Miteinander unterhielten sie sich zwar auf Hebräisch, doch mit Dougal redeten sie fast gar nicht.
Die drei wohnten nicht im Hotel. Sie hatten eines der Glenmor-Timeshare-Häuser gemietet, wo auch ihre Delegation während der Friedenskonferenz Quartier beziehen würde. Normalerweise hätte der Manager sie selbst begleitet, doch im
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