Angstschrei: Thriller
sowie die einzige öffentliche Toilette der Insel untergebracht waren.
» Habt ihr sonst noch irgendwo gesucht?«, erkundigte sich Maggie. » Vielleicht ist sie ja bei Bekannten untergeschlüpft.«
Der junge Beamte drehte sich zu ihnen um. » Es gibt nicht viele Leute, die mit Abby etwas zu tun haben. Nicht so, wie sie jetzt ist. Zu unberechenbar. Ich habe ein paar ihrer Klassenkameraden, unserer Klassenkameraden aus der Highschool gefragt. Die, die auf der Insel geblieben sind. Aber denen geht es so wie mir. Wir wissen noch gut, wie Abby früher mal war. Ein vollkommen anderer Mensch.«
» Sie waren mit Quinn in einer Klasse?«, sagte Maggie.
» Ja. Portland High. Abschlussjahrgang ’99.«
» Und Ihre Klassenkameraden haben sie auch nicht gesehen?«
» Nein. Seit Dienstag nicht. Genauso wenig wie der Barkeeper im Nest. Ein junger Typ, einundzwanzig, zweiundzwanzig, ein gewisser Travis Garmin.«
» Sind schon Suchtrupps unterwegs?«
» Wird gerade organisiert«, erwiderte Bowman. » Der andere Kollege, der heute Nacht Dienst hat, Sonny Cates, stellt gerade eine Mannschaft zusammen. Überwiegend Leute, die bei der Stadt angestellt sind, dazu noch ein paar freiwillige Feuerwehrmänner. Er schätzt, dass er acht bis zehn Mann brauchen wird.« Die Insel war nur gut fünf Quadratkilometer groß. Mit zehn Einheimischen müsste sie relativ schnell und effizient abzusuchen sein, dachte McCabe, da brauchte man nicht noch zusätzliche Kräfte von außerhalb.
» Wir finden sie«, sagte Bowman selbstbewusst.
McCabe saß in der Dunkelheit und starrte auf Bowmans Hinterkopf. Als ob Bowman die Wut von der Rückbank her im Nacken spüren könnte, drehte er sich um und sagte: » Hören Sie, McCabe, wir haben nichts falsch gemacht. Ich habe nichts falsch gemacht.«
» Und da sind Sie sich wirklich sicher?«
» Ja, absolut.«
McCabe nickte und stieg aus. Die anderen taten es ihm nach. Er legte Daniels einen Arm um die Schulter. » Warum gehen Sie nicht schon mal rein«, sagte er leise. » Detective Savage und ich haben noch kurz etwas Vertrauliches mit Officer Bowman zu besprechen.«
Daniels ließ den Blick von einem zum anderen gleiten. Wahrscheinlich kam er sich vor wie ein kleines Kind, das auf sein Zimmer geschickt wird, damit die Erwachsenen sich unterhalten können. Aber er widersprach nicht, sondern ging einfach zur Wache, schloss die Tür auf, knipste das Licht an und ging hinein. McCabe wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen war, dann wandte er sich an Bowman. » Sie hatten eine Zeugin, die einen Mord beobachtet hat, praktisch auf ihrem Schoß sitzen.«
Die Augen des anderen wurden zu Schlitzen. » Nein, hatte ich nicht«, zischte er. » Das war eine psychotische Irre, die wie wahnsinnig durch meine Wache getobt ist und sich die Seele aus dem Leib gekreischt hat.«
McCabe behielt seine eigene aufsteigende Wut fest im Griff. » Es mag ja sein, dass Abby Quinn eine psychotische Irre ist«, sagte er. » Das kann ich nicht beurteilen. Was ich jedoch sehr wohl beurteilen kann, ist, dass sie, obwohl sie aufgeregt und wahrscheinlich völlig verängstigt war, immer noch genug Verstand besaß, um erstens die Mordwaffe, zweitens den Tathergang und drittens das Opfer sehr genau zu beschreiben. Einzelheiten, die außer ihr niemand kennen kann. Und was machen Sie? Nichts. Sie gehen einfach davon aus, dass sie ihre Medikamente abgesetzt hat, und lassen sie wieder laufen. Sie sind ein erfahrener Polizist, Bowman, wie lange sind Sie jetzt dabei… zwanzig Jahre? Und haben nicht einmal dafür gesorgt, dass sie die medizinische Betreuung bekommt, die sie Ihrer eigenen Ansicht nach eigentlich benötigt hätte, wie Sie Detective Savage am Telefon mitgeteilt haben. Wenn Sie sich wenigstens darum gekümmert hätten, dann wäre Abby Quinn jetzt in Sicherheit. Stattdessen haben Sie sie nach Hause gebracht. An den Ort, wo der Täter als Allererstes nach ihr suchen würde. Wir können nur hoffen, dass wir sie vor ihm finden, wenn es nicht schon zu spät ist. Scheiße noch mal, Bowman. Ich wette, Sie haben ihre Aussage nicht einmal protokolliert, stimmt’s?«
Bowman gab keine Antwort, und McCabe fuhr fort. » Das hab ich mir gedacht. Das heißt also, dass wir jetzt, drei Tage später, nicht nur keine Ahnung haben, wo unsere Zeugin sich aufhält, wir haben noch nicht einmal eine exakte Aufzeichnung ihrer Aussage. Um genau zu sein, dank Ihnen haben wir nicht einmal Bupkis. Für den Fall, dass Sie in letzter Zeit nicht in New York
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