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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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waren: Das ist Jiddisch für Ziegenscheiße.«
    Bowman stand McCabe auf der kalten, leeren Dorfstraße gegenüber, die Augen zu Schlitzen verengt, die Hände zu Fäusten geballt. Das ferne Schimmern einer Straßenlaterne warf ein unregelmäßiges Muster aus Licht und Schatten auf seine Züge. Zwei Alphamännchen im Duell der Blicke, zwischen ihnen nur der eisige Wind, der von der Bucht hereinwehte.
    Bowman knickte als Erster ein. » Wir finden sie«, sagte er noch einmal. » Wenn sie noch auf der Insel ist, dann finden wir sie auch.«
    McCabe dachte an die Fähre, die ihnen auf der Hinfahrt begegnet war. » Hoffen wir, dass sie noch hier ist«, erwiderte er, » und hoffen wir, dass Sie recht behalten. Denn wenn nicht, dann kann sie einfach überall sein. Zum Beispiel im Kofferraum eines schicken Autos. Erstochen, nackt und zu einem Eisklumpen gefroren.« McCabe spürte Maggies Hand auf seiner Schulter. Sie drückte sanft zu, beruhigte ihn, schob ihn in Richtung Wache.
    » Wir sollten jetzt reingehen«, sagte sie, » sonst gefrieren wir hier noch alle zu Eisklumpen.«

11
    McCabe war bisher noch nie auf der Polizeiwache von Harts Island gewesen. Sie war nichts Besonderes. Im vorderen Teil ein kleiner Büroraum mit einem Schreibtisch, ein paar Stühlen, einem Polizeifunkgerät, einer Drucker-Scanner-Fax-Kombination sowie zwei Computern: einem in die Jahre gekommenen Desktop und einem der silbernen Laptops, die zur Standardausrüstung der Streifenwagen des Portland Police Department gehörten. Daniels nuckelte an einer Cola und lehnte mit dem Hintern an der Schreibtischkante. Hinter ihm war eine offene Tür zu erkennen. McCabe ging hinüber und warf einen Blick in einen kleinen, spärlich möblierten Aufenthaltsraum, der von einer zerschlissenen braunen Couch mit abgewetzten Armlehnen, einem Paar kotzgrüner Vinylsessel sowie einem kreisrunden, mit alten Zeitschriften und einigen Taschenbüchern übersäten Couchtischchen dominiert wurde. An der linken Wand führte eine Holztreppe nach oben. McCabe wusste, dass dort ein paar Feldbetten standen, damit die Inselpolizisten während ihrer langen Vierundzwanzig-Stunden-Schichten zwischendurch ein bisschen schlafen konnten. Unter der Treppe stand ein kleiner Kühlschrank und darauf eine Kaffeemaschine. Zu McCabes Rechter flimmerte ein unscharfes Red-Sox-Spiel über einen Fernseher in der Ecke. Musste eine Wiederholung sein. Im Januar war keine Baseball-Saison.
    Als McCabe sich wieder umdrehte, sah er auf dem Schreibtisch einen kleinen Stapel Fotos liegen. » Quinn?« fragte er und griff danach.
    » Ja, das ist sie«, erwiderte Daniels. » Die haben wir von ihrer Mutter bekommen.«
    McCabe betrachtete sich die Bilder, insgesamt drei Stück. Auf dem ersten stand Abby vor der felsigen Küste und lächelte in die Kamera. Ein kräftiges, gesund wirkendes Mädchen mit üppiger Figur und einem Gesicht voller Sommersprossen. Wahrscheinlich war sie noch ein Teenager gewesen, als das Foto gemacht wurde. Hinter ihr spritzte die Gischt in die Luft, und der Wind fuhr ihr durch die lange rötlich braune Mähne, die das eine Auge komplett verdeckte. McCabe hätte Abby nicht gerade als hübsch bezeichnet, aber sie war trotzdem attraktiv auf eine offene, frische Weise, wie man sie so oft in Maine fand. Sie trug ein Sweatshirt, auf dem eine muskulöse Frau ihren kräftigen Bizeps spannte. Unter dem Bild waren die Worte GRRRRL POWER ! zu lesen. McCabe lächelte. Eine Feministin auf Harts Island.
    Das zweite Foto zeigte Abby im Heck eines Hummerkutters. Sie alberte für den Fotografen herum, der das Bild entweder vom Ende eines Anlegers oder vielleicht auch von einem zweiten Boot ganz in der Nähe gemacht haben musste. Sie trug ein kariertes Flanellhemd und einen dieser orangefarbenen, wasserdichten Overalls, die anscheinend obligatorisch dazugehörten, wenn man in Maine auf Hummerfang ging. Sie hielt einen großen, vielleicht zweieinhalb Kilo schweren Hummer am Schwanz gepackt und tat so, als hätte sie Angst vor dem Tier, das sich da am Ende ihres ausgestreckten Arms wand.
    » Wie alt ist sie?«, wollte McCabe wissen.
    » Ungefähr so alt wie ich«, meinte Daniels. » Vierundzwanzig, fünfundzwanzig. Wie gesagt, wir waren im gleichen Abschlussjahrgang an der Portland High.«
    » Waren Sie mit ihr befreundet?«, erkundigte sich Maggie.
    » Kann man nicht sagen. Die von der Insel sind meistens unter sich geblieben, und meine Eltern haben ja in Portland gewohnt. Aber ich weiß, dass Abby an der

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