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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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die meiste Zeit wach. Wie auch immer, willkommen zu Hause.«
    Er drückte sich noch ein bisschen fester an sie. » Es ist schön, zu Hause zu sein«, sagte er. So meinte er es auch. Und darüber war er froh.

15
    Portland, Maine
    Samstag, 7. Januar
    4.00 Uhr
    Abby bewegte sich vorwärts, die Maske auf, den Kopf gesenkt– Spider-Man bahnt sich seinen Weg durch einen Nebel der Stille. Die Schneeflocken, aufgepeitscht von heftigen Windböen, nahmen ihr die Sicht. Schneeverwehungen zwangen sie, auf der Straße zu gehen, und hinter den Bergen aus Schnee konnte sie kaum die Häuser erkennen, von Umrissen oder Farben ganz zu schweigen. Nicht einmal die Häuser auf ihrer Straßenseite. Die auf der anderen Seite waren sowieso komplett unsichtbar. Jetzt war sie schon seit Stunden unterwegs, oder waren es Tage? Sie war sich sicher, dass sie immerzu im Kreis lief. Sie konnte sich nicht darauf konzentrieren, wo sie war oder wohin sie ging. Dazu war sie viel zu müde. Sie wusste nur, dass weder Menschen noch Autos unterwegs waren. Nichts als Schnee und Wind und die endlosen, leeren Straßen. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so allein gefühlt.
    Zumindest waren die Stimmen zur Ruhe gekommen. Die Medikamente erledigten ihren Job, hielten die Boten des Wahnsinns in ihrer Kiste fest, sodass sie nicht herausspringen und sie quälen konnten. Aber trotzdem, es bedurfte nur einer Kleinigkeit, und schon waren sie wieder da, schnellten wie Clowns auf Sprungfedern aus ihrem Verschlag, lärmend und rachsüchtig. Dazu kam, dass die zusätzlichen Tabletten sie benommen machten. Durch den verschwommenen Nebel, der ihr Gehirn umwaberte, musste sie um jeden einzelnen klaren Gedanken kämpfen. Scheiß drauf. Im Moment brauchte sie sowieso nicht zu denken. Im Moment musste sie einfach immer nur weitergehen. Straße für Straße. Block für Block. Nicht nachdenken. Bloß gehen.
    Und während sie ging, wiederholte sie immer und immer wieder einen leisen, rhythmischen Sprechgesang. Muss Leannas Häuschen finden. Muss Leannas Häuschen finden. Muss Leannas Häuschen finden. Leanna Barnes, ihre Freundin aus Winter Haven. Leanna würde sie aufnehmen. Das wusste Abby. Würde ihr in der überquellenden Fülle ihres Fleisches Geborgenheit schenken. Sie beschützen. Und Leanna würde niemandem verraten, dass sie da war. Nur konnte Abby das Haus nicht finden, ja nicht einmal die richtige Straße. Sie war noch nicht oft dagewesen und wenn, dann immer nur im Sommer, wenn alles grün und golden war und man genau sehen konnte, wo man sich befand. Nicht dieses blendende Weiß, diese Leere, in der man nicht einmal die Straßenschilder lesen konnte. Sie war zu müde und zu durchgefroren, um noch viel weiter zu gehen. So langsam wurde alles an ihr taub.
    Am liebsten hätte sie sich einfach auf die Schneewehe am Straßenrand gelegt und wäre eingeschlafen. Innerhalb kürzester Zeit wäre nichts mehr von ihr zu sehen gewesen. Irgendwann hätten die Schneepflüge sie unter noch mehr Schnee begraben, und das wäre es dann gewesen. Die Müllmänner würden ihre Leiche erst im Frühjahr entdecken. Müll, so würde sie schließlich enden. Als gefrorener Müll. Ihr fiel eine Fernsehsendung ein, in der es darum gegangen war, dass Menschen, die erfrieren, vor ihrem Tod Wärme empfinden. Sie schlafen einfach langsam ein und wachen nie wieder auf. Eine schöne Vorstellung. Verbrennen war bestimmt sehr viel schmerzhafter. Einmal, als sie ihre Medikamente nicht genommen hatte, da hatten die Stimmen sie angestachelt, sich mit Benzin zu übergießen und anzuzünden. Dann bist du ein Knuspermännchen, hatten sie gesagt. Sie hatte im Gartenschuppen den Benzinkanister und ein Päckchen Streichhölzer gefunden und hätte es beinahe getan. Sie konnte sich noch gut an die spöttischen Stimmen erinnern. Knuspermännchen. Goldbraun geröstet. Knuspermännchen. Sie dachte, das Feuer würde sie reinigen, das Böse austreiben, sie von den Stimmen befreien. Zumindest hatte sie das gehofft. Sie hatte den Deckel des Benzinkanisters abgeschraubt und sich die Öffnung über den Kopf gehalten. Aber am Ende machte sie dann doch einen Rückzieher. Die Vorstellung, lichterloh in Flammen zu stehen, jagte ihr zu viel Angst ein, und sie stellte den Kanister wieder weg. So verrückt war sie nun doch nicht. Doch die Stimmen spien weiter Gift und überschütteten sie mit Abscheulichkeiten. Wie sehr sie sie hassten. Sie musste es verdient haben.
    Abby hob den Blick und sah ein geducktes, dunkles

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