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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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einen Deal machen und die Zeit zurückdrehen, ich würde echt fast alles versprechen. Aber tief in mir weiß ich, dass ich mich nicht freikaufen kann. Und das lässt mich so erstarren. Kurz taucht wieder das fiese Internet-Foto von mir vor meinem inneren Auge
auf. Dazwischen schiebt sich ein Blick von Paul. Ein langer Blick, der aufdringlich meinen Körper abtastete. Ich hatte geduscht, war im Handtuch eingewickelt in mein Zimmer gegangen. An der geöffneten Tür von Luise vorbei. Dahinter saß Paul. Fläzte sich in einem Sessel. Luise war wohl gerade unten. Trotz der Dusche hatte ich mich allein durch den Blick wieder schmutzig gefühlt.
     
    Der Jeansmann kommt, als ich gerade mit einer Schwester streite. Sie verlangt, dass ich festlege, was ich die Woche über hier essen will. Ob ich mittags die Vollwertküche oder die Schonkost bevorzuge. Ob ich morgens ein Ei zum Frühstück will. Ich versuche der Frau leise klarzumachen, dass ich hier nach dem Frühstück keine weitere Mahlzeit zu mir nehmen werde. Und selbst von dem Frühstück habe ich nicht viel gegessen. Es gab »Schlimme-Augen-Wurst« mit Glibber und grobe Leberwurst. Dazu Hagebuttentee. Ich habe jetzt so eine Vorahnung, warum das Mädchen im Bett neben mir sich ihren eigenen Ernährungsplan zusammengestellt hat. Der Bleicher guckt ganz ruhig zwischen der Schwester und mir hin und her. Als ich gerade ein bisschen lauter werden will, kommt er mir zuvor.
    »Linda, haben Sie einen Moment Zeit? Ich würde jetzt gerne mit Ihnen reden.«
    Er hält die Tür auf. Die Schwester geht raus. Er hält die Tür immer noch auf. Jetzt erst raffe ich, dass ich mitkommen soll. Ich gehe hinter ihm her und ärgere mich, dass ich gestern Abend nur eine alte Leggins und ein Shirt anhatte. Ich laufe eigentlich nicht gerne in so engen Sachen rum. Schon gar nicht, wenn mich jemand sehen kann. Aber eigentlich wollten wir ja gestern Abend gerade zu Abend essen, als ich noch mal schnell in mein Zimmer gegangen bin. Ich weiß immer noch nicht, was ich eigentlich
holen wollte. Und dann war da dieses Herz, dann waren da die Scherben. Der Rest ist bekannt.
     
    Der Bleicher hält mir die Tür zu einem winzigen Büro auf. Darin stehen ein Schreibtisch, ein Schreibtischstuhl und eine schwarze Ledercouch. Klar. Der Typ ist schließlich ein Psychofritze.
    »Soll ich mich jetzt auf diese Couch legen?«
    Ich bin irritiert. Damals durfte ich auf einem Stuhl sitzen.
    Er guckt die Couch an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Als hätte irgendjemand die gerade heimlich in sein Büro gestellt.
    »Wenn es dir lieber ist, setze ich mich darauf.«
    Er nimmt echt auf dem Sofa Platz. Ich stehe wie blöd mitten im Raum.
    »Setz dich doch bitte.«
    Ich finde beide verbleibenden Alternativen völlig Banane, aber neben ihn auf die Couch kann ich mich echt nicht setzen. Das wäre definitiv zu nahe. Ich nehme am Schreibtisch Platz.
    »Linda, wir werden immer aufmerksam, wenn hier eine junge Frau mit aufgeschlitzten Pulsadern eingeliefert wird.«
    Auf seinem Schreibtisch stehen ein paar Bilderrahmen. So, wie es sich gehört. Doch in den drei Rahmen sind nicht Frau, Kind, Hund, sondern Steine, Steine, Steine. Würde mich mal interessieren, wie das ein Psychologe deuten würde.
    »Aufgeschlitzte Pulsadern sind nämlich oft ein Suizidversuch.«
    Ganz langsam fange ich an zu begreifen.
    Die denken hier, ich hätte gestern Abend versucht mich umzubringen. Die glauben, ich hätte mir absichtlich mit
einer Scherbe am Arm rumgeritzt. Deswegen musste ich bleiben. Deswegen war meine Mutter gestern so verstört. Also, noch verstörter als sonst.
    »Ich habe nicht versucht mir das Leben zu nehmen.«
    »Das freut mich sehr. Deine Mutter hat mir allerdings erzählt, dass du in letzter Zeit sehr verschlossen und sehr ängstlich warst.«
    »Ich war schon immer sehr verschlossen und ängstlich. Das hat meine Mutter vielleicht nicht erzählt. Vielleicht ist ihr das aber auch gar nicht so bewusst.«
    »Bist du wütend auf deine Mutter?«
    Ich muss echt kurz grinsen.
    »Weil ich das gerade gesagt habe? Nein. Ich bin nicht die Bohne wütend auf sie. Sie ist einfach, wie sie ist. Manchmal macht sie mich wahnsinnig. Meistens muss ich aber nur staunen über sie.«
    »Wenn das gestern Abend nur ein Unfall war - hast du denn schon mal an Selbstmord gedacht?«
    »Eigentlich nicht. Aber wo sie es jetzt ansprechen, kann ich das ja mal tun.«
    Er reagiert darauf gar nicht. Ich rede einfach weiter.
    »Auf jeden Fall würde ich nicht an

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