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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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zu lachen. Ida sah ihn reglos an, dann stieß sie einen gleichzeitig erbitterten und belustigten Laut aus und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
    Marten lehnte sich neben sie ans Bett und betastete vorsichtig die Beule unter seinem Auge. »Du hast eine wirklich bemerkenswerte Technik, holde Prinzessin«, sagte er vergnügt. Ida warf ihm einen schrägen Seitenblick zu und grinste unbehaglich.
    »Es tut mir leid, edler Ritter«, murmelte sie schuldbewusst. »Du hättest mich aber auch nicht derart in Rage versetzen sollen.«
    Er hielt ihr seine Pranke hin. »Freunde?«
    Ida zögerte einen Moment, dann schlug sie ein. »Freunde, mein dicker Ritter.« Einen Moment lang saßen sie friedlich nebeneinander und sahen sich ein wenig verwundert an. Dann stand Ida auf und ging zum Tisch. Sie sah sich suchend um und tauchte dann kurz entschlossen ihren Hemdzipfel in einen Bierkrug. Marten protestierte lautstark über diese Vergeudung eines guten Getränkes, aber sie ignorierte sein Gejammer und säuberte vorsichtig sein blutverschmiertes Kinn, bis er sie ungeduldig beiseite schob.
    »Lass gut sein, Prinzessin. Ich wende Bier lieber an einem anderen Körperteil an.« Er nahm ihr den Humpen ab, um ihn in wenigen durstigen Zügen zu leeren.
    Ida schüttelte belustigt den Kopf und hielt ihm den anderen Humpen auch noch hin. Dann griff sie nach dem zusammengefalteten Papier und glättete es mit der Handfläche. »Wer ist Devvy?«, fragte sie.
    Marten steckte ein großes Stück fetten Specks in den Mund und murmelte undeutlich: »Einer der Männer, die für uns die Augen aufhalten.« Er schluckte und setzte hinzu: »Eine Organisation wie die unsere ist darauf angewiesen, über alle möglichen Dinge auf dem Laufenden zu bleiben. Was planen Gegner und Konkurrenten, wie sehen die Aktivitäten der staatlichen Organe aus, wo könnte ein gutes Geschäft auf uns warten und so weiter.« Er blinzelte. »Du weißt schon. Devvy ist einer der Mitarbeiter, die diese Informationen für uns sammeln.«
    Ida starrte auf das Geschriebene nieder, ohne es wirklich zu sehen. »Seit wann leitet Dorkas die Organisation?«, fragte sie tonlos.
    »Seit vier Jahren. Wir haben davor allerdings einige Jahre gebraucht, um die richtigen Leute einzuschleusen und andere aus dem Weg zu räumen, damit Dorkas die Organisation schließlich im Handstreich übernehmen konnte. Es war eine lang geplante und sorgfältig durchgeführte Aktion. Die Khanÿ ist gerissen, hinterhältig und ausgesprochen geschickt. Ich kenne keine andere Frau, die das geschafft hätte. Und seit sie den Laden führt, läuft das Geschäft wie nie zuvor.« In seiner heiseren Bassstimme klang unverhohlene Bewunderung mit.
    »So lange schon. Dann hat sie uns also die ganze Zeit belogen.« Ida presste die Lippen zusammen. »Bekommst du oft den Auftrag, jemanden umzubringen?«, fragte sie hart.
    Marten vollführte eine hilflose Geste. »Nicht mehr so häufig. Früher, als wir die Führungsposition der Khanÿ noch festigen mussten, war es hin und wieder nötig, an jemandem – nun ja, ein Exempel zu statuieren oder einen Konkurrenten auszuschalten. Inzwischen ...«, er hob die Schultern und sah Ida beinahe flehend an. »Prinzessin, das ist es, was ich gelernt habe. Ich war Söldner, vergiss das nicht. Menschen umzubringen ist mein Beruf.«
    Ida lachte böse auf. »Ein gelernter Mörder. Ich pflege doch wirklich einen feinen Umgang.«
    Marten zuckte mit seinen schweren Lidern, erwiderte aber nichts. Er griff wieder nach seinem Messer und zog sich das Essensbrett heran. »Was schreibt Devvy?«, fragte er nach einigen Momenten hingebungsvollen Kauens und Schluckens. Ida schob ihm mit spitzen Fingern den Brief hin und legte seufzend das Gesicht in die Hände. Er überflog das Schreiben und stocherte sich in den Zähnen herum. »Nicht sehr aufschlussreich.« Er schnalzte bedauernd mit der Zunge und lehnte sich gegen die knarrende Stuhllehne. »Devvy war immer schon ein sehr vorsichtiger Mann. Wenn er Informationen für wichtig hielt, hat er sie nie einem Schreiben anvertraut, sondern immer darauf gedrungen, der Khanÿ oder mir persönlich zu berichten.« Er griff nach dem Schreiben und las erneut die wenigen Zeilen.
    »Ein junger Mann wird seit einiger Zeit in der Zitadelle gefangen gehalten. Es könnte sich um den Gesuchten handeln. Vielleicht lässt es sich einrichten, dass Marten herkommt und mir eine genauere Beschreibung des Mannes gibt.«
    Marten grunzte und faltete das Papier sorgfältig zusammen.

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